Das Biedermeier im Spiegel seiner Zeit

Hermann, Georg

Bibliographic data

Monograph

Title:: Das Biedermeier im Spiegel seiner Zeit : Briefe, Tagebücher, Memoiren, Volksszenen und ähnliche Dokumente

Editor:: Hermann, Georg

Publication:: Berlin ; Leipzig ; Wien ; Stuttgart: Deutsches Verlagshaus Bong & Co., [1913]

Language:: German

Digitization:: Berlin: Zentral- und Landesbibliothek Berlin, 2025

Scope:: 415 Seiten

Keywords:: Deutschland ; Geschichte 1815-1848 ; Biedermeier

Berlin:: B 184 Kulturgeschichte: 1800 -1918

DDC Group:: 943 Geschichte Deutschlands

URN:: urn:nbn:de:kobv:109-1-15505648

Collection:: History,Cultural History

Location:: Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Shelfmark:: G 354/53 a

Copyright:: Public Domain

Accessibility:: Free Access

Chapter

Title:: Erstes Buch. Die Kultur

Chapter

Title:: Volksfeste und Straßenszenen. Weihnachtsmarkt, Schützenfest, Stralauer Fischzug

voiksfet nd Straßenszenen. Neihnachtsmarkt, Schützenfest, Stralauer Lishug * Volksvergnügungen und Feste spielten im Leben der Biedermeierzeit eine bedeutsame Rolle. Es ist anzunehmen, daß es bei ihnen weit roher, aber auch witziger zuging als heute. UÜberhaupt scheint sich der Volkscharakter besonders des Berliners verändert und verschoben zu haben. So kann man den Berlinern von heute mit Ausnahme vielleicht der allerniedrigsten Volks⸗ schichten keineswegs Neigung zu Schlägereien und Prügeleien nachsagen, und es dauert ziemlich lange, bis sie von Worten, mit denen sie ja nicht sparen, zu Tätlichkeiten übergehen. Gustav Frei tag stellt in seinen Lebens⸗ etinnerungen („Gesammelte Werke“) fest, daß das ehedem nicht so war, und alle Schilderungen von Volksszenen von Glaßbrenner und anderen Dichtern des vierten Siandes enden eigentlich mit Prügeleien. W am Spätabend das Volk der Straßen aus den Schenken kam, hatten auch meine Schlesier gelärmt, und sooft zwei Haufen zusammenstießen, hatten sie einander reichlich Schimpfworte gegönnt und waren dann friedlich nach Hause gegangen. In Berlin gab es bei solchem Zusammenstoß nicht lange Beschwerden, sondern sogleich Hiebe, und jeden Abend hörten wir aus unseren Stuben — wir wohnten auf dem Hackeschen Warkt — den scharfen Lärm der Prügelei. Aus dem Berliner Straßenleben ist der Leierkastenmann, der Harfenfpieler. der herumziehende Sänger, der auf Dämmen und Höfen musizierte, fast verschwunden, während er früher eine wichtige und charakteristische Person war, die zu allerhand Spöttereien herhalten mußte, ja, dessen Witz sogar nicht ganz unpolitisch war; bei allen Volksszenen ist er mit dabei, und in kaum einer Volksschilderung fehlt seine komische Figur. Der Leiermann. Eine Episode. Der Besitzer eines Winselkastens, Leierkasten genannt, hat sich in einer Seitenstraße aufgestellt; viel Zuschauer sind um ihn versammelt.

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