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Monograph

Title:
Frauen am Land : Chancengleichheit als Teil der ländlichen Entwicklung : 2014-2020 / Herausgeber Netzwerk Zukunftsraum Land,c/o Landwirtschaftskammer Österreich ; Auftraggeber Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Sektion II ; Redaktion Netzwerk Zukunftsraum Land Luis Fidlschuster
Other:
Fidlschuster, Luis
Other:
Netzwerk Zukunftsraum Land
Publisher:
Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs
Publication:
Wien: Netzwerk Zukunftsraum Land, November 2021
Language:
German
Scope:
1 Online-Ressource (35 Seiten)
Note:
Datum des Herunterladens: 10.5.2022
Urban Studies:
Kws 175 Raumordnung. Landesplanung. Regionalplanung: Ländlicher Raum
DDC Group:
360 Soziale Probleme, Sozialarbeit
URN:
urn:nbn:de:kobv:109-1-15466070
Copyright:
Rights reserved
Accessibility:
Free Access

Full text

,, ,, Frauen am Land Chancengleichheit als Teil der ländlichen Entwicklung 2014–2020 Chancengleichheit: Schaffen wir das? Von echter Chancengleichheit sind wir noch meilenweit entfernt – in Europa, in Österreich und insbesondere im ländlichen Raum. Und das, obwohl es für die Gleichstellung von Frauen und Männern viele gute Gründe gibt. Beginnen wir mit drei formalen Gründen. Gleichstellung ist in Österreich politischer Konsens. Österreich hat sich politisch und rechtlich dazu verpflichtet, die Strategie des Gender-Mainstreaming auf nationaler Ebene umzusetzen. Gleichstellung steht als sogenannte Staatszielbestimmung seit 1998 in der österreichischen Bundesverfassung. Zudem wurde 2009 Gender­Budgeting, also eine geschlechtergerechte Gestaltung des Budgets, verfassungsrechtlich verankert. Und: Seit rund 20 Jahren ist Chancengleichheit auch erklärtes Ziel der europäischen und österreichischen Strukturpolitik. Mindestens ebenso relevant wie die rechtliche Verankerung der Gleichstellung sind aber viele gute inhaltliche Gründe. Die Nutzung endogener Ressourcen ist seit den 1980er-Jahren ein zentrales Element im Konzept der eigenständigen Regionalentwicklung – und dazu zählen auch die Kompetenzen und Fähigkeiten von Frauen. Empirisch und in vielen Publikationen belegt ist, dass Diversität die Innovations- und Ent­ wicklungsfähigkeit von Organisationen und Regionen erhöht und dass heterogen zusammengesetzte Gruppen kreativer und innovativer sind als zu homogene Teams. »Innovation erfordert unterschiedliche Sichtweisen«, schreibt dazu der Innovationsexperte Scott E. Page von der Universität Michigan. Gleichstellung ist auch für den demografischen Wandel und die damit einhergehende Abwanderung junger qualifizierter Frauen relevant. Eine ernst gemeinte Beteiligung, die es Frauen ermöglicht, ihr Lebensumfeld aktiv und gleichberechtigt mitzugestalten, erzeugt soziale Bindung und Identifikation, die der Abwanderung entgegenwirken. Apropos Identifikation: In einer ÖROK-Studie zu Strategien für Regionen mit Bevölkerungsrückgang (2018) wird darauf verwiesen, dass Offenheit, Toleranz und Vielfalt wichtige Werte einer attraktiven regionalen Identität sind. Auch wenn hier komplexe Sachverhalte nur verkürzt dar­ gestellt werden, scheint eines klar zu sein: Der konstruk­ tive Umgang mit Diversität und Chancengleichheit ist eine Schlüsselkompetenz für die erfolgreiche Entwicklung ländlicher Regionen. Netzwerk Zukunftsraum Land hat dieser ­Erkenntnis Rechnung getragen. Im Auftrag des ­Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und ­Tourismus wurde eine Arbeitsgruppe zum Thema Gleichstellung eingerichtet, die viele Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit entwickelt und umgesetzt hat: Impulsworkshops in Regionen zum Thema Diversität in Gremien, einen Workshop zum Thema Mentoring für Frauen, Kurzvideos zu den Themen »Gender-Mainstreaming« und »Vielfalt im Gemeinderat«, Infoblätter zu gendergerechten ­Einladungen und Veranstaltungen sowie eine Kurzstudie über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen für Frauen und Menschen mit Behinderung im ­ländlichen Raum in anderen EU-Staaten. Die vorliegende Broschüre stellt nun konkrete Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung in ländlichen Regionen Österreichs vor, deren Umsetzung über das Österreichische Programm für ländliche Entwicklung 2014–2020 (Programm LE 14–20) unterstützt beziehungsweise angeregt wurde. Im Fokus stehen unter anderem Unternehmerinnen, Wieder­ einsteigerinnen, junge Migrantinnen, die Lebenswelten von Frauen am Land sowie die Rolle von Frauen in der Regionalentwicklung und Agrarpolitik. In allen Initiativen wird sichtbar: Es ist notwendig und es lohnt sich, Chancengleichheit zu einem essenziellen Thema der ländlichen Entwicklung zu machen. Luis Fidlschuster Netzwerk Zukunftsraum Land Inhalt 04 Gleichstellung im ländlichen Raum Ein Gespräch mit Bundesministerin Elisabeth Köstinger 06 Gleichstellung von Frauen und Männern im Programm LE 14–20 Nadja Bergmann 08 Wie sich Frauen eine Stadt erkämpfen Teresa Arrieta 10 22 Ja, ich bin schön! Das Interkulturelle Mädchencafé im Triestingtal Frauen bewegen: Ein Mentoringprogramm für Frauen in der Region Fuschlsee-Mondseeland Die murauerInnen haben die Lebenswelten von Frauen im Fokus »FrauDi!« und der Politiklehrgang »Nüsse knacken – Früchte ernten« Die Bäuerin hat’s: Köstliche Lebensmittel professionell vermarktet IDUNA schont Ressourcen und integriert Frauen in den Arbeitsmarkt Frauen am Zug: Die fahrende Frauenmesse Carla Seenland unterstützt Wiedereinsteigerinnen Frauen gestalten: Gesellschaft und Zukunft Die Samstagskinderbetreuung Sölden macht Beruf und Familie vereinbar Frauen vor den Vorhang geholt ZAMm unterwegs: Eine moderne Agrarpolitik braucht die Sicht der Frauen 24 FRAU iDA: Darf sie das? 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Teresa Arrieta 26 20 Jahre Gender-Mainstreaming: Es gibt noch viel zu tun! Ein Gespräch mit Heide Cortolezis 28 Chancengleichheit im ländlichen Schweden Petra Pilawa 30 Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen Maria Vogt 32 Daten und Fakten zur Gleichstellung in Österreich 34 Weitere Projekte Gleichstellung im ländlichen Raum Ein Gespräch mit Bundesministerin Elisabeth Köstinger Eine persönliche Frage zum Einstieg: Wie haben Sie als Mädchen und junge Frau Ihre Jugend im ländlichen Raum erlebt? Ich bin in St. Paul im Granitztal in Kärnten aufgewachsen, auf einem kleinen landwirtschaftlichen Biobetrieb. Der ländliche Raum liegt mir deshalb seit jeher am Herzen und hat mir viel Entwicklungsspielraum gegeben. Schon in jungen Jahren habe ich mich in der Landjugend engagiert und hatte dort die Möglichkeit, mich für meine Überzeugungen einzusetzen. Ich verbinde viele schöne Erinnerungen und wertvolle Erfahrungen mit dieser Zeit. Natürlich war ich in meiner Kindheit und Jugend auch hin und wieder mit überholten Rollenbildern konfrontiert. In diesem Bereich gibt es noch viel zu tun – das traf damals zu und gilt auch heute noch. Deshalb ist es mir ein Anliegen, dass Mädchen wie Burschen die gleichen Chancen und beruflichen Möglichkeiten haben. Ich habe im ländlichen Raum aber auch oft erlebt, dass Frauen gleichberechtigt behandelt wurden und ihnen immens viel zugetraut wurde. Bäuerinnen packten ebenso tatkräftig am Hof mit an wie Männer. So hatte ich in meiner Jugend im ländlichen Raum auch viele weibliche Vorbilder, die mir gezeigt haben, dass wir eben nicht das »schwache Geschlecht« sind, und mich motiviert haben, meinen eigenen Weg zu gehen. 04 Was sind aus Ihrer Sicht aktuell die wichtigsten Themen und Herausforderungen in Sachen ­Gleichstellung im ländlichen Raum? Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass Frauen verstärkt in politischen Ämtern und Entscheidungsprozessen mitwirken und dort aktiv mitbestimmen. Sie sind unverzichtbar, weil sie mit ihren Kompetenzen, Sichtweisen und Erfahrungen die Frauenperspektive in Entscheidungen einbringen. Gerade Bürger­ meisterinnen und lokale Politikerinnen haben einen besonders scharfen Blick darauf, was es braucht, damit wir Frauen in den Gemeinden und im ländlichen Raum weiter stärken können. Gleichzeitig müssen attraktive Arbeitsplätze im ländlichen Raum geschaffen werden, speziell für Frauen. Dazu gehört auch das Bereitstellen von Kleinkinderbetreuungseinrichtungen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern. In welcher Form hat das Programm LE 14–20 bisher diese Themen angesprochen und zur Lösung von Gleichstellungsproblemen beigetragen? Mit unseren Fördermaßnahmen unterstützen wir Bildungs- und Beratungsangebote ebenso wie konkrete Investitionsmaßnahmen: Frauen und Männer finden im Programm einen breiten Angebotsmix von Unter­ stützungsmöglichkeiten, um gezielt Vorhaben in ihrem eigenen Interessen- oder Tätigkeitsbereich umzusetzen – von Betriebsgründungen über Direktvermarktung bis hin zur Wissensvermittlung. Die Beispiele in dieser Broschüre zeigen sehr anschaulich und praxisnah die individuelle Vielfalt und inhaltliche Bandbreite der umgesetzten Projekte, insbesondere im Bereich der Maßnahme LEADER. Wie wird das Thema Gleichstellung im künftigen GAP-Strategieplan berücksichtigt werden? Wird es da besondere Akzente geben? Wir arbeiten derzeit intensiv an der Erstellung des GAP-Strategieplans und analysieren, wie wir GenderMainstreaming verstärkt als Werkzeug zur Erreichung von Gleichstellung anwenden können. Dazu gehört beispielsweise, dass alle Gremien verpflichtend geschlechterausgewogen besetzt werden sollen. Auch bei der Auswahl von Projekten gibt es Stellschrauben: So wollen wir mit geeigneten Kriterien sicher­ stellen, dass Projekte, die zur Umsetzung von GenderMainstreaming beitragen, auch eine bessere Bewertung im Auswahlverfahren erhalten. Anbieterinnen und Anbieter von Ausbildungs- und Beratungsangeboten müssen Gender-Mainstreaming-Kompetenzen ­nachweisen, um sicherzustellen, dass von ihren Angeboten Bäuerinnen und Bauern gleichermaßen profitieren. Diese Steuerungsmöglichkeiten wollen wir jedenfalls nutzen. Für zwei Drittel der Mittel des Programms LE 14–20 konnte in der Evaluierung der Gleichstellung aufgrund fehlender Daten keine geschlechterdifferenzierte Auswertung gemacht werden. Sind hier Verbesserungen möglich und vorgesehen? Ja! In der neuen Periode wird bei allen natürlichen Personen mit dem Förderantrag auch das Geschlecht erhoben. Auf Basis dieser Daten bekommen wir einen detaillierteren Überblick, in welchem Ausmaß die angebotenen Fördermaßnahmen von Frauen bzw. Männern in Anspruch genommen werden. Aus diesem laufenden Monitoring heraus können wir unser Förderangebot anpassen und in Zukunft noch ziel­gerichteter gestalten. 05 Laut Evaluierung wirken sich Fördermittel für LEADER, Bildung und Diversifizierung sehr positiv auf die Gleichstellung aus. Können Sie sich vorstellen, im Sinne der Gleichstellung die Mittel in diesen Bereichen zu erhöhen? Gerade die Beispiele in dieser Broschüre zeigen, dass engagierte und motivierte Menschen mit den vor­handenen Mitteln viel für sich und ihre Region bewirken können. Sei es über den gemeinschaftlich-­ regionalen Ansatz in der Maßnahme LEADER oder über einzelbetriebliche Investitionen. Das sind Maßnahmen, die ab 2023 auch ausgebaut werden sollen. Wichtig ist, dass die Mittel insbesondere auch von Frauen genutzt werden können. Abgesehen von Förderungen – was und vor allem wer könnte und sollte zur Förderung der Gleich­stellung in ländlichen Gemeinden und Regionen eine wichtige Rolle spielen? Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie lokale Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger müssen ihre Gestaltungsmacht nutzen, um im Sinne von Gender-Mainstreaming Ziele zu formulieren und umzusetzen. Und natürlich liegt es auch an uns, an einzelnen Personen, seien es Unternehmerinnen und Unter­ nehmer oder Vereinsobfrauen und -männer sowie deren Partnerinnen und Partner, sich im Alltag für Gleichstellung einzusetzen und so langfristig ein Umdenken in der Gesellschaft zu erreichen. Wenn Sie an das Ende der künftigen Förderperiode denken – welche Beiträge und Erfolge wünschen Sie sich im Bereich Gleichstellung vom GAP-­ Strategieplan? Ich wünsche mir, dass Frauen und Männer, Ältere und Jüngere, Bäuerinnen und Bauern vom GAP-Strategieplan profitieren und die einzelnen Maßnahmen dazu beitragen, dass sie ihre individuellen Ziele erreichen. Dieses vielfältige Förderprogramm bietet zahlreiche Entwicklungschancen und ist dann erfolgreich, wenn es von Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen angenommen und umgesetzt wird. GenderMainstreaming ist für mich ein Werkzeug, um diesem Ziel immer näher zu kommen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Programm LE 14–20 Die Evaluierung des Österreichischen Programms für ländliche Entwicklung 2014–2020 zeigt: Das Thema Gleichstellung ist noch nicht in allen seinen Bereichen angekommen. Positive Effekte in Sachen Gleichstellung gibt es vor allem auf den Gebieten Bildung, LEADER und Diversifizierung. Nadja Bergmann Nadja Bergmann ist Forscherin und Gesellschafterin der L&R Sozial­ forschung. 1 Nadja Bergmann, Lisa Danzer, Helga Reichert, Barbara Willsberger, Ursula Mollay, Chien-Hui Hsiung, Arndt Münch und Ulrike Stroissnig, Gleichstellung von Männern und Frauen im Österreichischen Programm für ländliche Entwicklung 2014–2020? Studie im Auftrag des Bundes­ ministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus, Wien 2019. 06 Was heißt Gleichstellung von Frauen und Männern im ländlichen Raum konkret? Hier treffen vielfältige Ansätze aufeinander, was unter »Gender- oder Gleichstellungsblickwinkel« zu verstehen ist. Geht es darum, als »frauenspezifisch« konnotierte Bedürfnisse, die aufgrund bestehender Rollenverteilungen entstanden sind, besser wahrzunehmen und aufzuwerten – etwa unbezahlte Betreuungsarbeit? Geht es darum, einen Beitrag dazu zu leisten, dass Frauen und Männer im ländlichen Raum vergleichbare Wirtschafts-, Erwerbsund Einkommensverhältnisse (Hof, Grund und Boden, Eigentum, Einkommen, Arbeitsplätze, Förderungen) vorfinden? Oder darum, dass Frauen wie Männer gleichermaßen an politischen und fördertechnischen Entscheidungen mitwirken können? 2019 führten L&R Sozialforschung und das ÖIR eine Evaluierung des Österreichischen Programms für ländliche Entwicklung 2014–2020 aus Gleichstellungssicht durch.¹ Die Ergebnisse dieser Studie bilden die Basis für den vorliegenden Beitrag. Ziel der Unter­suchung war es aufzuzeigen, inwiefern GenderMainstreaming und die Gleichstellung von Frauen und Männern in diesem Programm berücksichtigt sind und wo sich Verbesserungspotenzial verbirgt. Die Studie basiert auf dem Konzept »Gender Equality«, demzufolge die angestrebte Gleichstellung der Geschlechter durch eine Analyse der Inanspruchnahme der Programmangebote und Fördermittel durch Frauen und Männer (»Fixing the Numbers«) sowie der Beteiligung von Frauen und Männern in Entscheidungsfunktionen und Institutionen (»Fixing the Institutions/the Process«) betrachtet wurde. Zudem wurde untersucht, inwiefern Genderanalysen erfolgten und welche Gleichstellungsziele in die Inhalte des jeweiligen Feldes einflossen (»Fixing the Knowledge/ the Content«). Die Evaluierung basierte auf einer umfassenden Datenanalyse sowie einer Primär­ erhebung (492 Onlinefragebögen, 34 Interviews mit Expertinnen und Experten, 4 Fokusgruppen, 1 Reflexionsworkshop). Fördermittel und Beteiligung an Entscheidungsprozessen Für über zwei Drittel der Programmmittel war es aufgrund fehlender Daten nicht möglich, eine geschlechterdifferenzierte Auswertung der Mittelverwendung vorzunehmen. Für das verbleibende Drittel an Förderungen – die Bereiche Bildung, Basisdienstleistungen, Dorferneuerung, Zusammenarbeit und LEADER sowie Mittel zur Weiterentwicklung der bäuerlichen Betriebe – konnten Analysen durchgeführt werden. Einige Ergebnisse: Vor allem im Bildungsbereich zeigte sich ein hohes Bewusstsein für die Bedeutung der Gleichstellungswirkung. Hier wird für die Antragstellung auch eine konkrete Berücksichtigung des Themas Gleichstellung im Rahmen der Konzeption der Bildungsangebote eingefordert. Auch im Bereich lokale Entwicklung und LEADER konnten Effekte in Sachen Gleichstellung erzielt werden. Im Hinblick auf neu geschaffene und gesicherte Arbeitsplätze zeigte die Auswertung bei LEADER die höchste Arbeitsplatzwirkung mit gleichzeitig mehr Arbeitsplätzen für Frauen durch die Umsetzung der genehmigten Projekte. Die anderen analysierbaren Bereiche sind differenzierter zu betrachten: Auf dem Gebiet der Investitionstätigkeit bäuerlicher Betriebe wirkt sich vor allem die Diversifizierung bäuerlicher Tätigkeiten deutlich zugunsten der Beschäftigung von Frauen aus, während Förderungen rund um Investitionen in die landwirtschaftliche Erzeugung nur zu 15 Prozent von Frauen beantragt werden. Die Zusammensetzung der Entscheidungs­ gremien war lediglich bei LEADER mit einer Quote geregelt. LEADER sieht in den Projektauswahlgremien mindestens ein Drittel stimmberechtigter Frauen vor. Für andere Entscheidungsgremien gab es keine Quote; diese waren häufiger deutlich männerdominiert. 07 Erkenntnisse der Evaluierung Was kann Gleichstellung im ländlichen Raum um­ fassen, beziehungsweise welche Ansatzpunkte sind aus der Umsetzung des Programms für ländliche Entwicklung 2014–2020 herauszulesen? — Die Auswertung zeigt, dass Frauen und Männer aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebenslagen am Land und auf den Höfen von unterschiedlichen Programmschwerpunkten angesprochen werden: Frauen werden als Teilnehmerinnen, Innovato­rinnen, Investorinnen und als Arbeitskräfte stärker in nicht rein agrarischen Bereichen sichtbar und aktiv, also dann, wenn sie ihr Ein­kommen etwa aus Erwerbskombinationen, der Diversifizierung oder dem Tourismus ­beziehen. Umgekehrt werden rein auf technik­ getriebene Investitions­bedarfe ausgerichtete Förderungen beziehungsweise auf rein agrarische und forstwirtschaftliche Themen abgestimmte Bildungsangebote hauptsächlich von Männern in Anspruch genommen. — Unbezahlte Betreuungspflichten (Kinder, ­Ange­hörige) werden nach wie vor stark in der Ver­antwortung von Frauen liegend gesehen. Über eine bessere Einbeziehung dieses Themas beziehungsweise die Entwicklung von Lösungs­ ansätzen können vor allem die Frauenarbeit in der Landwirtschaft sowie Frauen als Unternehmensgründerinnen und Akteurinnen in der ländlichen Entwicklung generell gestärkt werden. Ent­sprechende Projekte werden stark von Frauen eingebracht und in Anspruch genommen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Schwerpunkt jener Förderbereiche, die sich überhaupt mit der Genderperspektive beschäftigen, bislang stark auf einer besseren Wahrnehmung von als »frauenspezifisch« erachteten Bedürfnissen wie der Einbindung von (Kinder-)Betreuung oder der Schaffung von Arbeits­plätzen im touristischen Bereich liegt. Das mag zwar rollenstabilisierend sein, ist aber dennoch ein Schritt Richtung eigenständige Absicherung und Ermöglichung von Erwerbsarbeit für Frauen im ländlichen Raum. Da die entsprechenden Fördertöpfe gerade in diesen Bereichen gegenüber den eher »männlich« konnotierten Förderbereichen kleiner ausfallen, könnte ein Ansatzpunkt für Gleichstellung in einer ausgeglicheneren Dotierung liegen. Wie sich Frauen eine Stadt ­erkämpfen Freistadt wurde im Rahmen eines LEADER-Projekts für einen Monat zur Stadt der Frauen. Das hat vieles verändert. Teresa Arrieta Teresa Arrieta ist freie ­MultimediaJournalistin. Die Musik ist bedrohlich, es ist dunkel und regnet in Strömen an diesem sommerlichen Samstagabend im August 2020 am Hauptplatz von Freistadt. Weiße Lichter und Schriften blitzen auf, unerhörte Slogans werden auf die Wände der historischen Fassaden im Stadtzentrum projiziert: »Die wütende Vagina spricht«, so gleitet es in weißen Lettern langsam über die Wände der Kirche, des Rathauses, untermalt von musikalischen Klängen und Geräuschen, die Unbehagen erzeugen. »Die Fotze motzt« heißt es nun weiter, oder auch »Der lange Bart von Halbe-Halbe«. Hinter den Lichtprojektoren steht starsky, so heißt die Künstlerin: Dreadlocks und poppige Kleidung – starsky scheut die Provokation nicht, auch nicht im bürger­ lichen Freistadt oder gerade hier am allerwenigsten. Das Publikum am Hauptplatz wohnt dem erstaunlichen Geschehen auf Bierkisten sitzend bei, mit aufgespannten Regenschirmen, und wirkt betroffen. Auf das Ende der Veranstaltung folgt betretenes Schweigen. Waldluftbaden und wandelnde Bücher starskys »feministische Textintervention«, eine »Ode an die Selbstbestimmung«, ist ein Highlight des LEADER-Projekts »Fraustadt Freistadt«, das im März 2020 startete. Im Jubiläumsjahr 2020 (anlässlich von 800 Jahren Freistadt) sollten einen Monat lang die Frauen von Freistadt vor den Vorhang geholt werden. Ein achtköpfiges Frauenteam unter der Leitung von Hedi Hofstadler und mit Unterstützung von LEADER-Managerin Conny Wernitznig führte die Agenden. Aufgrund der Corona-Krise verteilten sich die Veranstaltungen aber dann bis in den Juni 2021. Es gab kulturelle Events, Podiumsdiskussionen, feministische Kinoabende, Poetry Slams, Waldluft­ baden für Frauen, Frauensalons mit prominenten Gästen und Literaturspaziergänge. Region: Mühlviertler Kernland Projektträgerin: Nicht organisierte Personengruppe »Fraustadt ­Freistadt« Laufzeit: 2019–2021 Kontakt: conny.wernitznig@ leader-kernland.at Gesamtkosten: 25.000 € ELER-Förderung: 16.000 € Nationale Kofinanzierung: 4.000 € Eigenmittel: 5.000 € 08 Provokation zulassen »Aber starsky schlug dem Fass den Boden aus«, erinnert sich Conny Wernitznig und schmunzelt. Das Team stand danach kurz unter Schock. »Wir dachten, jetzt haben wir Fraustadt in den Sand gefahren. Doch der Anruf einer konservativen Politikerin, die zum ‚gelungenen Event‘ gratulierte, hat uns motiviert, aus der Lieb- und Nett-Rolle bewusst herauszutreten.« Diese Erkenntnis war für die Veranstaltungen der nächsten Monate richtungsweisend. »Das Zulassen von Provokation ist eine wichtige persönliche Erkenntnis«, sagt Wernitznig. Fotoausstellung über Frauen Eindrucksvoll war auch die Fotoausstellung von Alexandra Grill, die Frauen in ihrem beruflichen Um-­ feld ins Licht rückte. Sie fotografierte beispiels­weise alle Mitarbeiterinnen des Klinikums der Stadt. Ärztinnen standen auf dem Gruppenbild neben OP-Schwestern, Putzfrauen und den Geschäftsführerinnen. »Alle haben tiefe Freude darüber empfunden, dass ihnen gemeinsam Sichtbarkeit verliehen wird«, so Grill. »Die Aus­stellung hat der Bevölkerung gezeigt, dass es bei Fraustadt nicht ums Wichtigmachen geht, sondern darum, Frauen in ihrer Vielfalt abzu­bilden: kämpferisch, anlehnungsbedürftig, leistungsstark, verletzlich.« Kontroverse Frauensalons Ein weiterer Höhepunkt waren die Frauensalons – ­Diskussionsabende mit prominenten Gästen wie der ehemaligen Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky oder der ORF-Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher. »Sie war herzlich, lustig und ermutigend. Dieser Abend hat uns allen großen Elan verliehen«, so LEADER-­ Managerin Wernitznig. Besonders kontrovers verlief der Frauensalon mit der Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann. Sie sprach in Freistadt vor konservativ-­ bürgerlichem und vielfach auch wohlhabendem Publikum, das sich an diesem Abend auch zu Wort meldete, über die Ungleichverteilung von Vermögen. Durch den lebhaften, von Toleranz und gegenseitigem Interesse getragenen Dialog entstand Verständnis zwischen gegensätzlichen Standpunkten: Schließlich bekannte sich eine konservative Freistädterin, die eine hohe Managementposition bekleidet, zur Frauenquote. »Am Ende des Abends entstand das Gefühl, dass es gar nicht so schwer wäre, die Welt zum Guten zu verändern«, so Wernitznigs Resümee. 09 Wünsche formulieren Conny Wernitznig war immer schon eine Kämpferin für Chancengleichheit. Die einstige Journalistin ist seit 2008 Managerin der LEADER-Region Mühlviertler Kernland. »Ich finde es wichtig, Wünsche zu formulieren, auszusprechen, wenn etwas nicht passt.« Für Freistadt wünscht sie sich mehr Führungsjobs für Frauen in Teilzeit und flexible Kinderbetreuungszeiten. Auch die geringere Bezahlung von Frauen im Vergleich zu Männern sei in ländlichen Regionen ein großes Thema. Nörgler schweigen Was hat sich durch das Fraustadt-Projekt von März 2020 bis Juni 2021 verändert? In dieser Stadt, die überwiegend von Männern gesteuert wird, nehmen sich Frauen nun wichtiger und werden auch von Männern ernster genommen. Bei den Frauen sei die Bereitschaft gestiegen, Wünsche zu äußern, und die Männer würden nun besser zuhören. »Die Nörgler und Verweigerer nehmen heute weniger Raum ein.« Bewusstseinswandel in Freistadt Fraustadt soll weiterleben, die entstandenen Ideen sollen größere Kreise ziehen und auch in anderen LEADER-Regionen diskutiert werden. Conny ­Wernitznig wurde sogar von einer in Spanien lebenden Frei­ städterin angerufen: »Sie hat mich gebeten, Alters­ armut bei Frauen zu thematisieren.« Ab Herbst 2021 soll es daher neue Frauensalons geben. »Ich wünsche mir, dass Fraustadt Feuer und Leidenschaft weiterträgt, dass Frauen ihre Kompetenzen vor den Vorhang bringen und aktiv dranbleiben an diesem Bewusstseinswandel.« Bereits jetzt hat die Initiative sichtbare Spuren mit Augenzwinkern hinterlassen: In allen Geschäften, die von einer Frau geleitet werden, wurden pinke Fußmatten platziert. Die Geschicke von Freistadt werden eben auch von Frauen gelenkt, die sich nun zeigen. Zur Fraustadt-Aktionsgruppe gehören: Elvira Fleischanderl, Hedi Hofstadler, Christine Lasinger, Christa Oberfichtner, Heidemarie Pöschko, Petra Raffaseder, Barbara Tröls und Conny Wernitznig. Wir investieren in die Menschen in unserer Region. Ja, ich bin schön! »Wunderbar! Bezaubernd!« – »Was findest du so bezaubernd?«, fragte ­Tommy. »Mich«, sagte Pippi zufrieden. Diese positive Haltung ­vermittelt Astrid ­Lindgren ihren Leserinnen und Lesern. Das 2020 gestartete Projekt »Ja, ich bin schön!« versucht diese Einstellung Frauen in Unterkärnten, ­Mittelkärnten und Klagenfurt-Land nahezubringen. Ein medial vermitteltes unrealistisches Schönheitsideal, das Frauen auf ihren Körper reduziert und – besonders in der Werbung – oft als Sexual­ objekte darstellt, beeinträchtigt die Lebensqualität vieler Frauen. 91 Prozent der Frauen sind mit ihrem Körper unzufrieden. Über 200.000 Österreicherinnen und Österreicher waren schon an einer Essstörung erkrankt, mehr als 90 Prozent davon Mädchen und Frauen. Die Lösungen, welche die Kosmetikund Modeindustrie sowie Trainings- und Fitnesscenter anbieten, sind gut fürs Geschäft, ändern aber an den Ursachen des Problems gar nichts. Regionen: Unterkärnten und Kärnten:Mitte Projektträgerin: Katholische Frauenbewegung Kärnten Laufzeit: 2020–2022 Kontakt: sandra.plangger@ kath-kirche-kaernten.at Gesamtkosten: 205.071 € ELER-Förderung: 123.042 € Nationale Kofinanzierung: 30.761 € Eigenmittel: 51.268 € Positives Körperbild »Ja, ich bin schön!«, ein Projekt, das die Katholische Frauenbewegung Kärnten in Kooperation mit den LEADER-Regionen Unterkärnten und ­Mittelkärnten umsetzt, will vor allem eines: Frauen sollen auf das hören, was sie selbst wollen, und sich nicht an gängigen gesellschaftlichen ­Vorstellungen o ­ rientieren. Gestartet wurde im Juni 2020 mit der Vorführung des Dokumentarfilms »Embrace – du bist schön« in rund 40 Gemeinden. Für diesen Film reiste die Australierin Taryn Brumfitt um die ganze Welt, um heraus­zufinden, warum so viele Frauen ihren Körper nicht so mögen, wie er ist. Die Dokumentation bildete die Grundlage für eine kritische Reflexion des Schönheits- und Schlankheitswahns in unserer Gesellschaft. Im Anschluss daran wurden die Besucherinnen über Ziele und Angebote von »Ja, ich bin schön!« informiert und eingeladen, daran teilzunehmen. Das Projekt will die positive Selbstwahrnehmung und persönliche Resilienz von Frauen stärken. Dazu werden interessierten Frauen rund 15 Seminare und Workshops angeboten. Themen und wichtige Botschaften der bisher durchgeführten Seminare waren unter anderem »Gesunder Egoismus«, »Genuss«, »Haltung annehmen und haben«, »Unsere größten Problemzonen sind unsere Gedanken! Deshalb: stop weight watching – start mind watching!« oder »Steh zu deinem Körper und liebe ihn. Du hast nur den einen!«. Um der Vielfalt von Frauen gerecht zu werden, verfolgen die Workshops drei pädagogische Ansätze: den Selbsterfahrungs-, den Verhaltensänderungs- und den Biografieansatz. Zu Bewusstseinsbildung und Breitenwirkung sollen auch fünf ­regionale Großveranstaltungen zu den Themen Gesundheit, Selbstwert und Schönheit sowie eine Kampagne auf Social-Media-Kanälen beitragen. Die Nachhaltigkeit des Projekts wird durch Vernetzung und Kooperation mit regionalen Einrichtungen wie Vereinen, Pfarren, Schulen, Gemeinden und Frauengruppen gefördert. 10 Mädchen und junge Frauen stärken einander durch Austausch und gemeinsames Lernen in einem geschützten Rahmen. Das Interkulturelle Mädchencafé im Triestingtal Die Jugendinitiative Triestingtal etablierte im Jahr 2015 in der Jugend­ beratungsstelle in Berndorf ein Mädchencafé und spezielle Beratungs­angebote für Mädchen und junge Frauen zwischen 10 und 25 Jahren. Eine wichtige Zielgruppe des Cafés sind Mädchen mit Migrationshintergrund. Mit einigen großen Industriebetrieben bietet die LEADER-Region Triestingtal vor allem auch für Migrantinnen und Migranten Beschäftigungsmöglich­ keiten. In einigen Gemeinden leben über 20 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund, darunter viele Mädchen und junge Frauen. Die Motivation, speziell für diese Personengruppe integrative Angebote zu entwickeln, waren die Erfahrungen des Projekts »Frauen und Jugend«, das gemeinsam mit der LEADER-Region Weinviertel-Manhartsberg realisiert wurde. Dabei stellte sich heraus, dass junge Migrantinnen in den Bereichen Bildung, Sprache, Zugang zum Arbeitsmarkt und Freizeitgestaltung Unterstützungsbedarf haben. Region: LEADER-Region Triestingtal Projektträger: Jugendinitiative Triestingtal Laufzeit: 2015–2018 Kontakt: Sabine Wolf, sabine.wolf@jugendinitiative.net Gesamtkosten: 131.138 € ELER-Förderung: 103.643 € Nationale Kofinanzierung (BMEIA): 25.050 € Eigenmittel: 2.445 € Regelmäßige und niederschwellige Angebote Mit dem Mädchencafé wurde ein niederschwelliger Treffpunkt mit fixen Öffnungszeiten geschaffen. Jeden Mittwoch können sich zwischen 16 und 18 Uhr Mädchen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Muttersprache in einem geschützten Rahmen treffen und austauschen. Im Café wird ­Mädchen mit und ohne Migrationshintergrund auch psychosoziale, bildungsspezifische und berufsorientierte Einzel- und Gruppenberatung angeboten – bei Krisen und in schwierigen Situationen auch außerhalb der Öffnungszeiten. Die dafür zuständigen Sozialarbeiterinnen verfügen über Zusatzqualifikationen in den Bereichen Sexualpädagogik, gendersensible Arbeit, Suchtprävention und berufliche Integration. Sie begleiten die Mädchen bei Bedarf auch zu Ämtern, Ärzten oder Vorstellungsgesprächen. Das Heranführen der Mädchen an den Arbeitsmarkt wurde durch die Einladung von Firmen in den Mädchentreff und den Besuch von Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden, unterstützt. Zudem wurden in insgesamt 135 Workshops im Mädchencafé, in Schulen und regionalen Betrieben die Handlungsspielräume der Mädchen erweitert, an Selbstwert, Selbstbild und Selbstbewusstsein gearbeitet und Wissen vermittelt. Themen der Workshops waren unter anderem Sprach­ förderung und Lernhilfe, Berufsorientierung und Bewerbung, gruppendynamische Einheiten, Gewaltprävention und Antirassismus, Sexualpädagogik und Suchtprävention sowie neue Medien. Bei der Auswahl der Themen konnten die Mädchen mitbestimmen. Angehörige und Eltern der Mädchen wurden im Rahmen von Mütter-Töchter-Veranstaltungen und spezifischen Beratungen eingebunden. Eine wichtige Rolle im Projekt spielten die muttersprachlichen Brückenbauerinnen und Brückenbauer der migrantischen Kulturvereine, ohne die viele Mädchen nur schwer erreichbar gewesen wären. Die Kooperation mit interkulturellen und für Mädchen relevanten Einrichtungen war ein wichtiger Erfolgsfaktor für das Gelingen des Projekts. 11 Eine fundierte und selbstbestimmte Karriereplanung eröffnet neue Perspektiven. Frauen bewegen: Ein Mentoringprogramm für Frauen 51 Frauen aus der Region Fuschlsee-Mondseeland wurden von Mentorinnen und Mentoren in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung unterstützt. Zwei allseits bekannte Gründe waren für die Region Fuschlsee-Mondseeland der Anlass, ein Mentoringprogramm für Frauen zu starten: Frauen sind in Entscheidungspositionen in Unternehmen, Politik und regionalen Gremien immer noch unterrepräsentiert. Damit verzichten Unternehmen und Regionen quasi freiwillig auf Know-how und Erfahrungen, die wesentlich zu einer positiven Entwicklung beitragen könnten. Eine höhere Frauen­ erwerbstätigenquote sorgt nachweislich für eine Steigerung der (regionalen) Wertschöpfung. Das Mentoringprogramm wurde von der Frauen:Fachakademie Schloss Mondsee von 2015 bis 2018 in drei achtmonatigen Durchgängen, an denen jeweils 17 Frauen teilnahmen, durchgeführt. Die Arbeitsfelder der Teil­ nehmerinnen reichten von Marketing, Planung und Design über Projekt­ management, Landwirtschaft und Betriebswirtschaft bis zu Pflege, Medizin und Molekularbiologie. Ausgewählt wurden die Teilnehmerinnen nach einem persönlichen Hearing. Die Teilnahmegebühr lag dank LEADER-Förderung bei leistbaren 196 Euro pro Person. Die 51 ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren, zum Großteil aus der Region, kamen aus leitenden Positionen in der Wirtschaft, in zivilgesellschaftlichen Organisationen, im Tourismus und in der Politik. Weitere wichtige Kooperationspartner waren die Organisation »Frau in der Wirtschaft« und regionale Bildungseinrichtungen. Region: Fuschlsee-Mondseeland Projektträger: LEADER-Region Fuschlsee-Mondseeland Laufzeit: 2016–2018 Kontakt: Julia Soriat-Castrillón, office@regionfumo.at Gesamtkosten: 49.896 € ELER-Mittel: 31.763 € Nationale Kofinanzierung: 7.941 € Eigenmittel: 10.192 € Lernen in geschütztem Rahmen Die Mentees wurden dabei unterstützt, in einem geschützten und ver­ traulichen Rahmen über ihre persönlichen Ziele, Stärken und Schwächen zu reflektieren. Weitere Schwerpunkte waren die Weiterentwicklung von Kompetenzen und der eigenen Werte sowie die Auseinandersetzung mit den Themen Unternehmertum und Selbstständigkeit. All dies bildete die Grundlage für eine bewusste und selbstbestimmte Karriere­ planung, die den Teilnehmerinnen neue Perspektiven eröffnen sollte. Die Mentorinnen und Mentoren stellten ihre Erfahrungen und ihre Expertise zur Verfügung, brachten aber auch ihr Wissen über relevante (informelle) regionale und überregionale Netzwerke, Strukturen und Strategien ein. Unter dem Titel »Mentoring on Tour« wurden Betriebe besucht, und die Mentees bekamen Einblick in Strukturen und Abläufe von zwei regionalen Leitbetrieben. Auf diese Weise wurden die Frauen in ihrer persönlichen und ­beruf­lichen Entwicklung gestärkt, aber auch dazu ermutigt und befähigt, sich in ihrem regionalen Umfeld stärker einzubringen. 12 Wir machen das Leben und Wirken von Frauen in der Region sichtbar. Die murauerInnen haben die ­Lebenswelten von Frauen im Fokus Beim Projekt murauerInnen werden viele Kanäle genutzt, um Rollenklischees aufzubrechen und Frauen zu vernetzen. Im Rahmen des Kulturprojekts »Bäuerinnenstube« sprachen vier junge Bäuerinnen über ihr Leben als Frauen am Land und in der Landwirtschaft. Darüber, was sie dürfen, was sie müssen, was sie wollen und was sie nicht (mehr) wollen. Dabei wurde deutlich, dass es vor allem das gesellschaftliche Rollenbild ist, das Entwicklung und Gleichberechtigung ­verhindert und das Leben am Land für Frauen einengt. Region: Holzwelt Murau Projektträgerin: LAG Holzwelt Murau Laufzeit: 2019–2021 Kontakt: Gunilla Plank, office@ gunilla-plank.at, info@holzwelt.at Gesamtkosten: 100.000 € ELER-Förderung: Leistungen der LAG Holzwelt Murau für die Projektumsetzung Nationale Kofinanzierung (Land Steiermark): 70.000 € Eigenmittel: 30.000 € Rollenbilder erweitern Für engagierte Frauen aus dem Bezirk Murau war dieser Befund der Anlass, die Initiative »murauerInnen« zu starten. Erklärtes Ziel: Das Rollenbild »der Frau am Land« soll erweitert, die Vielfalt möglicher Rollenbilder sichtbar gemacht werden. Die kreativen Wege, die dabei beschritten wurden, reichen von Kunst- und Kulturarbeit über Social-Media bis zu World Cafés, die für vier Zielgruppen organisiert wurden: Frauen, die in den Bezirk zugezogen oder nach längerer Zeit wieder zurückgezogen sind, tauschten sich zum Beispiel über die Themen Rückkehr oder Stadt versus Land aus. Das World Café »Out of Murau« adressierte Frauen, die nicht mehr in der Region leben, aber trotzdem noch eine emotionale Verbindung zu ihrer alten Heimat haben und dort aktiv mitgestalten möchten. In das World Café mit dem Titel »So nebenher« konnten sich Frauen einbringen, die neben Familie und Beruf noch einer weiteren Tätigkeit nachgehen. »Das Wertvolle an meiner Arbeit« bot als viertes Thema Frauen aus der Landwirtschaft die Möglichkeit, ihre Lebens- und Arbeitswelt zu reflektieren. Die Vielfalt von Erfahrungen und Rollen war auch Thema der Video­ serie »Frauen*Life*Live« auf einem eigenen YouTube-Kanal. Zu sehen und zu hören sind da im Gespräch mit einer Künstlerin, die auch als Murauer Stadtschreiberin fungiert hat, unter anderem eine Damenkleidermacherin, eine Sozialarbeiterin, die im Nebenerwerb auch Gemüse anbaut und vermarktet, eine Murauerin, die nach vielen Jahren in Berlin mit ihrem Berliner Ehemann nach Murau zurückgekehrt ist, eine Häuselbauerin sowie eine Wirtin, die den elterlichen Betrieb zu einem Speiserestaurant ausgebaut hat. Das vielfältige Leben starker Murauer Frauen zeigt auch die Aus­ stellung »Wachsen lassen – die Steiermarkfrau im stabilen Pavillon«, die in den Bushaltestellen der Region für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Die Themen: Frau & Politik, Frau & Bildung, Frau & Blasmusik. Kritische Reflexionen über das Frausein ermöglichte »Hallo, Mama?«, eine ­Uraufführung von zwei Prosatexten Elfriede Jelineks in Kooperation mit dem Kunstverein Stadl-Predlitz. 13 Projekte zur Förderung der Gleichstellung sind kein »nice to have«, sondern eine Bereicherung für Gemeinden und Regionen. »FrauDi!« und der Politiklehrgang »Nüsse knacken – Früchte ernten« Ein regionales Maßnahmenprogramm und ein Politiklehrgang für Frauen sollen die Gleichstellung von Frauen in Osttirol zu einem fixen Bestandteil der Regionsentwicklung machen. »FrauDi!« ist eine Wortschöpfung aus »Trau dich«, mitzumachen und etwas zu bewirken, und »Freu dich«, dass etwas getan wird. Damit sich in Osttirol in Zukunft mehr Frauen trauen, sich wirkungsvoll in die Entwicklung ihrer Region einzubringen, und über erfolgreiche Projekte freuen können, erarbeitet das Regionsmanagement Osttirol (RMO) unter diesem Titel einen Maßnahmenkatalog. Dabei kooperiert das RMO mit Organisationen, die bereits frauenspezifische Maßnahmen setzen – wie Arbeiterkammer, AMS, Frau in der Wirtschaft und Landwirtschaftskammer –, sowie anderen interessierten regionalen Stakeholdern. Mit dem strategisch ausgerichteten Maßnahmenkatalog wird das Thema Gleichstellung in Osttirol dauerhaft verankert und die Förderung von entsprechenden Projekten und Initiativen langfristig abgesichert. Frauenspezifische und Genderprojekte sollen damit nicht mehr als »nice to have« gesehen, sondern als Bereicherung der regionalen Entwicklung wertgeschätzt werden. Region: Osttirol Projektträger: ­Regionsmanagement Osttirol Laufzeit: 2021–2022 Kontakt: Michael Hohenwarter, m.hohenwarter@rmo.at Gesamtkosten: 62.103 € EFRE-Förderung*: 46.577 € Nationale Kofinanzierung: 6.676 € Eigenmittel: 8.850 € * In Tirol stehen im Rahmen des CLLD-Ansatzes EFRE-Mittel für LEADER-Projekte zur Verfügung. Frauen stärken und vernetzen Der Politiklehrgang »Nüsse knacken – Früchte ernten« ist Teil des Projekts »FrauDi!«. Er findet nach 2008 und 2016 nun zum dritten Mal statt. In den sechs Modulen geht es um überzeugendes Argumentieren, um Verhandlungstechniken und Konfliktlösung, um Demokratie und Macht sowie um Selbstmarketing. Auch die Möglichkeiten neuer Arbeitsformen – vom Home Office bis zu Social-Media – sind Thema eines eigenen Moduls. Jede der 30 Teilnehmerinnen kann zudem ihre persönliche Entwicklung in vier Einzelcoachings mit einer Expertin reflektieren. Nach Abschluss des Lehrgangs findet im April 2022 ein Treffen mit den »Nüsseknackerinnen« der vergangenen Jahre statt. Vernetzung und Erfahrungsaustausch sollen in Form von Alumnaetreffen auch in Zukunft zur Stärkung von Frauen beitragen, die ihre Kompetenzen und Bedürfnisse zum Nutzen der Region ein­ bringen wollen – in kommunalen und regionalen Institutionen, in Gremien und Vereinen, aber auch bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten. Erfahrungen aus den früheren Kursen zeigen, dass Weiterbildung, Coaching und Vernetzung wirken. Aus Kursteilnehmerinnen wurden Bürgermeisterinnen und Gemeinderätinnen, Wiedereinsteigerinnen ins Berufsleben, engagierte Frauen, die in Vereinen mit Kompetenz und ­Selbstsicherheit mitgestalten. Sie alle können nun dazu beitragen, dass ein wichtiges Ziel der Osttiroler Regionalentwicklung Wirklichkeit wird: Frauen sollen sich in einer offenen Gesellschaft frei entfalten und verwirklichen und unabhängig entscheiden können, welche Lebensform sie wählen. 14 Ohne Bäuerinnen läuft nichts in der Direktvermarktung. Die Bäuerin hat’s: Köstliche ­Lebensmittel professionell ­vermarktet Produktion und Vermarktung hofeigener Produkte sind in der Regel ­Frauensache. In der Region Wels-Land ist das nicht mehr zu übersehen. Begonnen hat alles mit dem Aufbau der Vermarktungsplattform »Der Bauer hat’s«. Damit sollte der Verkauf hochwertiger regionaler Produkte in der Region Wels und Umgebung gesteigert werden. In der Projektumsetzung zeigte sich aber sehr bald, dass die Bezeichnung für die Plattform etwas einseitig gewählt war. Denn: Es sind vor allem Frauen, die landwirtschaftliche Rohstoffe zu köstlichen und gesunden Lebensmitteln veredeln und diese mit viel Engagement vermarkten. Diese Erkenntnis ist nicht unbedingt neu. Man hätte das Ganze – wie so oft – als »nebensächliches Detail« abhaken können. Für das LEADER-Management Wels-Land war die Nichtsichtbarkeit von Frauen in einem Projekt, das in erster Linie von Frauen getragen wird, aber der Anlass, die Initiative »Die Bäuerin hat’s« zu starten. Region: LEADER-Region Wels-Land Projektträger: Regionalentwicklungsverband LEADER-­Region Wels-Land Laufzeit: 2021 Kontakt: Magdalena Hellwagner, hellwagner@lewel.at Gesamtkosten: 60.000 € ELER-Förderung: 28.800 € Nationale Kofinanzierung: 7.200 € Eigenmittel: 24.000 € Gemeinsam sichtbarer Die rund 40 Bäuerinnen, die das Projekt – unterstützt von der Expertin Trixi Haagen – umsetzen, produzieren und vermarkten eine breite Produktpalette: Fleisch- und Wurstprodukte, Brot, Backwaren, Eier und Milch­ produkte, Marmeladen, Honig, Zerealien, Obst, Gemüse, Säfte, Most, Schnäpse, Liköre, Öle, Essig sowie Chutneys, Fische und Fischprodukte – ab Hof, auf Märkten und via Internet. Die Zusammenarbeit der engagierten Landwirtinnen ist prozesshaft angelegt: Gemeinsam wurden in ausführlichen Gesprächen Marschrichtung und Maßnahmen definiert, die zwei grundlegende Ziele im Auge hatten: neue Kundschaft gewinnen sowie Umsatz und Einkommen erhöhen. Und: Das Berufsbild der Bäuerin sowie die Bedeutung von Frauen am Land sollten stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. Dazu beige­ tragen hat die kontinuierliche Zusammenarbeit mit regionalen Medien, die auch eine positive Rückwirkung auf die beteiligten Bäuerinnen hatte. Sie eröffnete ihnen einen anderen Blickwinkel auf sich selbst und trug so zu einer positiven Veränderung des Selbstbildes bei. Vermarktung und positive Selbstwahrnehmung werden auch mit der Broschüre »Die Bäuerin hat’s« gestärkt. Weitere Maßnahmen für die bessere Vermarktung und mehr Sichtbarkeit sind bäuerliche Geschenkkörbe, die in Kooperation mit der Lebenshilfe kreiert wurden, regional produzierte Einkaufstaschen, die beim Einkaufen an die Wichtigkeit regionaler Lebensmittel erinnern, betriebs­übergreifende Einkaufsgutscheine, die es den Kundinnen und Kunden noch ­einfacher machen, bei den Bäuerinnen einzukaufen, sowie ein g ­ emeinsamer »Einkaufsstempelpass«. Zu guter Letzt wird auch die Website www.diebäuerinhats.at an die Realität angepasst. 15 Qualifizierung ist der Schlüssel zum Erfolg für den beruflichen Wiedereinstieg älterer Frauen. IDUNA schont Ressourcen und integriert Frauen in den ­Arbeitsmarkt Arbeitslose Frauen über 50 werden im IDUNA-Warenhaus im südburgen­ ländischen Jennersdorf auf die Integration in den Arbeitsmarkt vorbereitet. IDUNA bedeutet »ideenreich und nachhaltig«, ist ein sozial-ökologisches Unternehmen und bietet seit 2014 als Secondhandwarenhaus gebrauchte Haushaltswaren, Bekleidung, Spielwaren, Bücher, Sportartikel und Musikinstrumente an. Seit 2019 werden mit LEADER-Förderung zwei neue ­Geschäftsbereiche aufgebaut: Reparatur und Vertrieb von Kleinmöbeln, wie zum Beispiel Kommoden, Tischen, Sesseln und Betten, sowie Upcycling von Alt­textilien zu modischer Kleidung. Die erforderliche ­Expertise dafür kommt von einem Tischler und einer Schneiderin, die neu eingestellt wurden. Region: Südburgenland Projektträger: Verein IDUNA – ideenreich und nachhaltig Laufzeit: 2019–2022 Kontakt: Sabine Wolf, iduna@vielfalt-bereichert.or.at Gesamtkosten: 245.000 € ELER-Förderung: 156.800 € Nationale Kofinanzierung: 39.200 € Eigenmittel: 49.000 € Für Beschäftigung und Umwelt IDUNA verfolgt laut Vereinsstatuten – neben dem Anliegen, gebrauchte Waren ressourcenschonend wieder dem »Kreislauf« zuzuführen – ein weiteres wichtiges Ziel: Menschen, insbesondere Frauen über 50, sollen durch Beratung und Weiterbildung sowie eine individuelle Begleitung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Dabei gilt es die oft schwierigen Lebensumstände der Frauen, daraus resultierende individuelle ­Be­dürfnisse sowie ihre körperliche und seelische Belast­barkeit zu berücksichtigen. Die Unterstützung für die IDUNA-Beschäftigten ist daher breit angelegt. Durch »Training on the Job« können sie ihre Kompetenzen im Verkauf, in der Reparatur von Möbeln und im Upcycling von Textilien erweitern. Damit einhergehen der Einstieg in einen strukturierten Arbeitsalltag und die Eingliederung in ein positives Gemeinschaftsleben – die Zugehörigkeit zu einem Team soll Selbstwert und Selbst­vertrauen wachsen lassen. Wesentlich für die Entwicklung neuer beruflicher P ­ erspektiven sind aber auch personenbezogene Beratungsleistungen: Im Vordergrund ­stehen der Umgang mit den eigenen Ressourcen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Abklärung der finanziellen Situation sowie die Begleitung in allen Phasen der Jobsuche und Bewerbung. Ergänzend dazu werden den Frauen auch Workshops und Kurse zur Gesundheitsförderung, beruf­ lichen Qualifizierung und Supervisionseinheiten angeboten. Letztere gibt es auch für die »regulären« Mitarbeiterinnen von IDUNA, für die die Konfrontation mit den mitunter schwierigen ­Lebenssituationen ihrer neuen Kolleginnen eine beträchtliche Heraus­forderung darstellt. Derzeit werden bei IDUNA vier Frauen auf ihre berufliche Integration vorbereitet. Von den acht Frauen, die ihre Aus- und Weiterbildung schon abgeschlossen haben, haben sechs einen für sie passenden Arbeitsplatz gefunden. 16 Über 200 Frauen nahmen an der ersten fahrenden Frauenmesse Österreichs teil. Frauen am Zug: Die fahrende Frauenmesse Am 8. März 2020, dem Internationalen Frauentag, fuhr auf Initiative der Weltkulturerbe-Region Semmering-Rax ein Sonderzug der ÖBB, in dem sechs Abteile mit Frauenthemen bespielt wurden, von Wiener Neustadt nach Mürzzuschlag. Mit der »fahrenden Frauenmesse«, die in Zusammenarbeit mit dem Verein Wendepunkt aus Wiener Neustadt organisiert wurde, verfolgte die Welt­ kulturerbe-Region mehrere Ziele: Interessierte Frauen aus allen Gemeinden sollten einander kennenlernen, sich vernetzen und für ihre Lebensqualität sowie ihr Berufs- und Familienleben relevante Informationen bekommen. Durch Kurzreferate und Gespräche in den themenspezifischen Abteilen wurden frauenrelevante Bedürfnisse sichtbar gemacht und aufgezeigt, dass es auch für Frauen Möglichkeiten eines attraktiven Lebens am Land gibt. Region: LEADER-Region NÖ-Süd Projektträger: Verein Weltkulturerbe-Region Semmering-Rax Laufzeit: 2019–2020 Kontakt: Alexandra FarnleitnerÖtsch, weltkulturerbe@ region-semmeringrax.at Gesamtkosten: 8.300 € ELER-Förderung: 4.648 € Nationale Kofinanzierung: 1.162 € Eigenmittel: 2.490 € Besondere Frauenabteile Sechs Themen wurden aufbereitet. Im Fall von »Frau und Mobilität« ging es in erster Linie um Alltagswege von Frauen und wie diese zurückgelegt werden sowie um die Rolle des öffentlichen Verkehrsangebots. Als Expertinnen standen eine Raumplanerin und eine ÖBB-Mitarbeiterin zur Verfügung. Im Abteil für »Frauengesundheit« wurde von einer Ärztin, einer Kräuter­ pädagogin und einer Sportwissenschaftlerin Wissenswertes über Vorsorgeprogramme, Ernährung, Bewegung und einen gesunden Lebensstil ver­ mittelt. Unter dem Titel »Alles, was Recht ist« informierte eine Juristin über die Themen Arbeit, Vereinbarkeit, Ehe und Familie. Das Thema »Frau und Beruf« wurde in Interviews mit Role Models vertieft. Unter anderem ging es um atypische Frauenberufe sowie Good-Practice-Beispiele für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben. Expertise dazu kam von einer AMS-Mitarbeiterin und einer Frauenberaterin. Beim Thema »Frau und Geld« standen Berufswahl, Gehaltsverhandlungen, Veranlagung und Vorsorge im Mittelpunkt der Kurzinputs und Diskussionen mit einer AK-Mitarbeiterin, einer Finanzberaterin und einer AMS-Expertin. »Was schickt sich für eine Frau, und was geht gar nicht« – diese provokante Frage zu Rollenbildern und Stereotypen konnte unter dem Titel »Das Frauenbild im Laufe der Geschichte« mit einer Historikerin, einer Frauenberaterin und Künstlerinnen besprochen werden. Für die gewünschte Breitenwirkung und Bewusstseinsbildung vor und nach dem Projekt sorgte eine gute PR-Arbeit, die Berichte in lokalen und überregionalen Printmedien, in sozialen Netzwerken und im ORF bewirkte. Die positiven Rückmeldungen von Frauen und Männern auf die Initiative waren ermutigend. »Frauen am Zug« soll mindestens jedes zweite Jahr durchgeführt werden. Das Format wird sich allerdings etwas ändern: Die Zugfahrt soll zu einem Ort der Region führen, an dem dann am Inter­ nationalen Frauentag eine »Frauenmesse« stattfinden wird. 17 Carla Seenland nützt Wiedereinsteigerinnen, dem Umweltschutz und der Armutsbekämpfung. Carla Seenland unterstützt ­Wiedereinsteigerinnen Im Caritas-Laden in Neumarkt am Wallersee, dem ersten Secondhandshop im Salzburger Seenland, können arbeitssuchende Frauen ihre Kompetenzen reaktivieren. Das erhöht ihre Chancen auf einen Wiedereinstieg in den ­regulären Arbeitsmarkt. In der LEADER-Region Salzburger Seenland gab es 2018 rund 1100 Arbeits­ suchende, circa 600 davon waren Frauen. Projekte, die Frauen beim Wiedereinstieg in ein reguläres Arbeitsverhältnis unterstützen, fanden sich kaum. Für die Caritas Salzburg war dies der Anlass, in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Seenland im Jahr 2018 den ersten Carla-Secondhandladen in der Region zu gründen. Dort können Frauen als sogenannte Transitarbeitskräfte befristet wieder Beschäftigung finden und werden dann bei der Suche nach einem Job im ersten Arbeitsmarkt unterstützt. Die Betreiberinnen und Betreiber dieses sozialwirtschaftlichen Betriebs verfolgen noch zwei weitere Ziele: Durch den Verkauf gebrauchter Sachspenden – von Kleidung und Schuhen über Bücher bis zu Geschirr, Spielen und elektronischen Produkten – leistet man einen Beitrag zum Umweltschutz. Und: Menschen, denen es finanziell nicht so gut geht, können im Caritas-Laden günstig einkaufen oder – wie die Klientinnen und Klienten der Caritas-Sozialberatung – Waren sogar gratis beziehen. Region: LEADER-Region Salzburger Seenland Projektträgerin: Caritas der Erzdiözese Salzburg Laufzeit: 2018–2021 Kontakt: thomas.gassner@ caritas-salzburg.at Projektgesamtkosten: 250.000 € ELER-Förderung: 150.000 € Nationale Kofinanzierung (AMS-Eingliederungsbeihilfe): 36.444 € Eigenmittel: 63.556 € Kompetenzen und Arbeitsroutinen entwickeln Im Carla Seenland sind derzeit zwei Mitarbeiterinnen dauerhaft beschäftigt. Diese unterstützen bis zu zwei Kolleginnen, die ein auf sechs Monate befristetes Arbeitsverhältnis haben, in unterschiedlichen Bereichen. Im Fokus steht die Qualifizierung durch die konkrete Arbeit im Laden, aber auch durch Reflexion und Analyse der persönlichen Kompetenzen. Die Teilzeitdienstverhältnisse der Frauen werden individuell angepasst und fördern die Entwicklung von Arbeitsroutinen und die sukzessive Übernahme von Verantwortung – im Verkauf, bei Sammelaktionen quer durch das Salzburger Seenland und in der Lagerhaltung. Die Wiedereinsteigerinnen erhalten in Kooperation mit der Caritas Salzburg auch Beratung bei persönlichen Problemen, wie zum Beispiel Schulden, Sucht, Familie, Kinderbe­ treuung und anderen sozialen Fragen. Am Ende des befristeten Arbeits­ verhältnisses gibt es professionelle Hilfestellung bei der Bewerbung und der Vermittlung in ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis sowie eine Begleitung bei der Arbeitsaufnahme in einem neuen Unternehmen. Seit Projektbeginn konnten im Carla Seenland 10 Frauen auf den Wiedereinstieg ins Berufs­ leben vorbereitet und 6 Frauen unmittelbar an Firmen und Organisationen vermittelt werden. Wichtige Partner bei der Projektumsetzung waren das AMS Salzburg, die Flachgauer Tafel, das Caritas-Zentrum in Neumarkt sowie die elf Gemeinden des Salzburger Seenlandes. 18 Die Entwicklung von Gemeinden würde mit mehr Frauen in den Gemeinderäten anders aussehen. Frauen gestalten: Gesellschaft und Zukunft In den LEADER-Regionen Saalachtal und Pongau werden Frauen qualifiziert und ermutigt, die Entwicklung ihrer Gemeinde und Region mitzugestalten. In den meisten Landgemeinden ist die politische Macht zwischen Männern und Frauen sehr ungleich verteilt. So lag zum Beispiel 2016 im Pongau der Frauen­anteil in den Gemeinderäten bei rund 20 Prozent, und es gab keine einzige Bürgermeisterin. Im Pinzgauer Saalachtal war die Situation ähnlich – mit dem Unterschied, dass im Pinzgau immerhin in zwei Gemeinden Bürgermeisterinnen am Werk waren. Es bestand also Handlungsbedarf für mehr Frauenbeteiligung in der Gemeindepolitik, und so wurde im Jahr 2016 der Verein »KoKon – beratung + bildung für frauen« von den beiden LEADER-­Regionen beauftragt, ein entsprechendes Projekt zu entwickeln. Regionen: Saalachtal und Pongau Projektträger: Verein KoKon – ­beratung + bildung für frauen Laufzeit: 2016–2018 Kontakt: Barbara Niehues, info@kokon-frauen.com Gesamtkosten: 32.929 € ELER-Förderung: 19.140 € Nationale Kofinanzierung: 4.785 € Eigenmittel: 9.004 € Wissen vermitteln und generieren Am Beginn des Projekts »Frauen gestalten: Gesellschaft und Zukunft« stand eine Onlineumfrage zum Interesse von Frauen an Politik. 74 Prozent der Befragten fanden es wichtig, sich in der Gemeinde zu engagieren. 92 Prozent waren der Meinung, dass bei mehr Frauenbeteiligung die Entwicklung ihrer Gemeinde anders aussehen würde. Unmittelbar danach startete im März 2017 der Politiklehrgang »Frau gestaltet mit« mit sechs eineinhalb­ tägigen Modulen. Dabei ging es unter anderem um Macht, Einfluss und Wirkung in der Politik und um den Alltag und die Abläufe in einem Gemeinderat. Ebenfalls auf dem Programm standen Argumentieren und Präsentieren, um eigene Anliegen gut vertreten und durchsetzen zu können, sowie ein Medientraining und persönliches Marketing. Die Zielgruppe der Mädchen wurde im Rahmen des Projekts mit dem Plakatwettbewerb »Girl Power for Politics« angesprochen. Die Teilnehme­ rinnen konnten auf Wahlplakaten darstellen, was sie als Bürgermeisterinnen für Mädchen in ihrer Gemeinde tun würden. Zehn Entwürfe wurden prämiert, als Plakat produziert, öffentlich präsentiert und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der einzelnen Gemeinden zugeschickt. Zudem wurden zwei »Wahl­versprechen« der fiktiven Bürgermeisterinnen realisiert: eine Filmwerkstatt für Mädchen im Pongau sowie ein Workshop im ­Saalachtal, in dem Slogans zum Thema Mitgestaltung entwickelt und auf T-Shirts gedruckt wurden. Auch bereits aktive Gemeinderätinnen wurden eingebunden: Sie konnten sich in Vernetzungstreffen austauschen und für sie passende Weiter­bildungsangebote erarbeiten. Wie bei allen anderen Veranstaltungen wurde auch die Frage reflektiert, wie Frauen für ein ­politisches Engagement gewonnen werden können. Eine Zusammenfassung der Antworten ging als Empfehlungskatalog an alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. 19 Die Kinderbetreuung nützt Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie Tourismusbetrieben. Die Samstagskinderbetreuung Sölden macht Beruf und Familie vereinbar Auf Initiative von zwei Müttern richtete die Gemeinde Sölden 2015 in ­Zusammenarbeit mit dem Regionalmanagement Bezirk Imst eine Samstagsbetreuung für Kinder ein, deren Eltern im Tourismus beschäftigt sind. Samstage sind An- und Abreisetage für Touristinnen und Touristen. An diesen Tagen ist die Arbeitsbelastung für in diesem Bereich Beschäftigte besonders hoch. Da die öffentliche Kinderbetreuung samstags nur unzu­ reichend war, sahen sich vor allem Frauen zusätzlich gefordert. Mit der neu eingerichteten Samstagskinderbetreuung während der Wintersaison von Anfang Dezember bis zum Osterwochenende wurden Beruf und Familie in Sölden besser vereinbar. Das bringt mehr Lebensqualität für Familien mit Angehörigen, die im Tourismus beschäftigt sind, und leistungsfähigere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Tourismusbetriebe. Zudem trägt die Kinderbetreuung dazu bei, dass Arbeitsplätze im Tourismus wieder attraktiver werden. Für die Kinderbetreuung, die von 7:30 bis 16 Uhr geöffnet hat, wurden drei Betreuungspersonen eingestellt. Diese nahmen sich jeden Samstag um durchschnittlich 16 Kinder zwischen zwei und zehn Jahren an. Insgesamt leisteten sie in einer Wintersaison über 400 Arbeitsstunden an 20 bis 25 Be­treuungstagen. Hinsichtlich der Nutzung des Angebots hat sich gezeigt, dass rund 40 Prozent der Eltern die Ganztagsbetreuung in Anspruch nehmen. Region: LEADER-Region Imst Projektträger: Gemeinde Sölden Laufzeit: 2015–2018 Kontakt: gemeinde@ soelden.tirol.gv.at Gesamtkosten: 43.800 € ELER-Förderung: 24.528 € Nationale Kofinanzierung: 6.132 € Eigenmittel: 13.140 € Kinderbetreuung langfristig gesichert Nach einer Evaluierung am Ende der ersten Betreuungssaison 2015/16 wurde das Angebot qualitativ weiterentwickelt. In das pädagogische Betreuungskonzept wurden regelmäßige Aktivitäten im Freien aufgenommen. Zudem konnte mit Unterstützung des Söldener Sozialausschusses der von den Eltern und dem Betreuungsteam gewünschte Gruppenraum für die Zwei- bis Achtjährigen eingerichtet werden. Weitere Verbesserungen gab es in den Bereichen Kommunikation und Organisation. So werden nun per Erhebungsblatt besondere Bedürfnisse von Kindern, wie zum Beispiel Essenspräferenzen, systematisch erhoben. Ein wichtiger Aspekt des Projekts war das Thema Schwarzarbeit. Der Grund: Das Kinderbetreuungsangebot richtet sich an arbeitende Eltern, die ein geregeltes Arbeitsverhältnis haben. Da dies, zum Beispiel bei Aushilfskräften im Tourismus, nicht immer der Fall ist, wurde in Kooperation mit Arbeiter- und Wirtschaftskammer die Broschüre »Steuerzahler haben’s besser« erstellt. Diese zeigt insbesondere die negativen Folgen von Schwarzarbeit – kein Anspruch auf Sozialleistungen, niedrige Pension – auf. Die positiven Rückmeldungen der Eltern haben dazu geführt, dass die Gemeinde Sölden beschloss, die Samstagskinderbetreuung nach Ende der Projekt­ laufzeit (2018) auf eigene Kosten fortzuführen. 20 Wir machen Zukunftschancen von Frauen im ländlichen Raum zum Thema. Frauen vor den Vorhang geholt In der LEADER-Region Wachau-Dunkelsteinerwald ermutigt eine Publikation, in der zwanzig weibliche »Role Models« vorgestellt werden, junge Frauen zum Bleiben und zur Eigeninitiative. Junge Frauen in ländlichen Regionen sehen ihre Chance auf ein gelingendes Leben häufig eher im städtischen Raum. Mit der Publikation »Frauen aus der Wachau und dem Dunkelsteinerwald vor den Vorhang geholt« will die Region einen Akzent gegen diesen Trend setzen. Die Broschüre soll aufzeigen, welche Zukunftschancen die Region engagierten Frauen bietet. Mittel zum Zweck sind Porträts von Frauen, die in der Region leben und arbeiten, ein modernes Frauenbild verkörpern und eine Inspiration für andere Frauen und Mädchen sein können. Region: LEADER-Region Wachau-Dunkelsteinerwald Projektträger: Arbeitskreis Wachau-Dunkelsteinerwald ­Regionalentwicklungs GmbH Laufzeit: 2019–2022 Kontakt: leader@ wachau-dunkelsteinerwald.at Gesamtkosten: 63.000 € ELER-Förderung: 40.000 € Nationale Kofinanzierung: 10.000 € Eigenmittel: 13.000 € Vorbild und Inspiration Für die Auswahl der inspirierenden Vorbilder wurden in Kooperation mit einer Expertin der Donau-Universität Krems ganz konkrete Kriterien entwickelt. Die ausgewählten »Role Models« zeichnen sich durch Eigen­ initiative und Selbständigkeit aus, sind zum Beispiel unternehmerisch tätig oder setzen eigene und innovative Projekte um. Oder sie brechen Rollen­bilder auf, indem sie in einem Bereich arbeiten, der traditionell männlich k ­ onnotiert ist. Auch Frauen, die gesellschaftliche Verantwortung über­nehmen, zum Beispiel weil sie Lehrlinge ausbilden, sich sozial oder ökologisch engagieren, werden in der Broschüre präsentiert. Ihre Tätigkeits­ bereiche stehen mit wichtigen Entwicklungsthemen der Region in Zusammenhang: Sie arbeiten im Tourismus, in der Landwirtschaft, im Natur- und Landschaftsschutz, in Kunst und Kultur, in der Wissenschaft und Forschung, in handwerklichen Berufen oder im Gesundheitsbereich. Unter den Porträtierten findet sich beispielsweise eine Unternehmerin, die innovative Wege in der Entwicklung und Produktion von Lichtmasten und Bushaltestellen geht und Lehrlinge ausbildet. Vorgestellt werden auch eine Wissenschaftlerin, die internationale Forschungsprojekte zum Thema soziale Gerechtigkeit und Klimawandelanpassung umsetzt, zwei Winzerinnen (Mutter und Tochter), die gemeinsam Wein produzieren und einen Heurigen betreiben, sowie die Inhaberin eines Stoff- und Näh­ zubehörgeschäfts, die einen Onlineshop betreibt. Im Vordergund der Porträts stehen nicht nur die individuellen ­Leistungen der Frauen, sondern auch ihr regionales Umfeld, das erfolgreiche Karrieren in der Region begünstigen kann. Mit der zentralen Botschaft der Publikation, dass Frauen im ländlichen Raum ein selbstbestimmtes Leben führen können, will man daher nicht nur junge Frauen erreichen, sondern auch die Politik, die durch die Gestaltung der Rahmenbedingungen maßgeblichen Einfluss auf den Lebensweg von Frauen am Land hat. 21 ZAMm unterstützt Bäuerinnen in ihrer fachlichen und persönlichen Entwicklung. ZAMm unterwegs: Eine moderne Agrarpolitik braucht die Sicht der Frauen Mit einem umfassenden Bildungsangebot forciert »ZAMm unterwegs« die aktive Mitgestaltung von Bäuerinnen in landwirtschaftlichen Gremien, Vereinen und Verbänden. 33 Prozent derer, die einen bäuerlichen Betrieb leiten, sind Frauen. 14 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe werden in Ehegemeinschaften geführt. Diese Verteilung spiegelt sich in den landwirtschaftlichen Interessenvertretungen nicht wider. Im Jahr 2021 hat nur eine der neun Landwirtschaftskammerpräsidentschaften eine Frau inne. In den Vollversammlungen der Landwirtschaftskammern sind nur 23 Prozent der Kammerräte weiblich. Diese traditionell geringe Präsenz von Frauen in agrarischen Gremien war der Anlass für die Entwicklung eines Weiterbildungs­angebotes durch das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) unter dem Titel »ZAMm unterwegs«. Auch 2021/22 werden Bäuerinnen in ihrer fach­lichen und persön­ lichen Entwicklung wieder davon profitieren und so gestärkt ihre Sicht in die Agrarpolitik einbringen. Region: Österreich Projektträger: Ländliches Fortbildungsinstitut (LFI) Laufzeit: 2021–2022 Kontakt: Birgit Bratengeyer, b.bratengeyer@lk-oe.at Gesamtkosten: 314.367 € ELER-Förderung: 129.425 € Nationale Kofinanzierung: 129.425 € Eigenmittel: 55.517 € Weiterbildung und Vernetzung Herzstück der Weiterbildung ist der ZAMm-Lehrgang »Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum«, der in den Bundesländern angeboten wird. Dieser gliedert sich in sechs zweitägige Module und stärkt Kompetenzen in Persönlichkeitsbildung, Agrarpolitik und Agrarwirtschaft, Führungsmanagement und Öffentlichkeitsarbeit. Studienaufenthalte in Wien und Brüssel bringen den Lehrgangsteilnehmerinnen Ziele und Aufgaben von Organisationen näher, die für die Entwicklung der Landwirtschaft hohe Relevanz haben. Besucht werden unter anderem die Landwirtschaftskammer Österreich, das österreichische Parlament, die EU-Kommission und die landwirtschaftliche Interessenvertretung Copa-Cogeca. Eine wichtige Grund­ lage für den Lehrgang, aber auch für andere Seminare ist das Handbuch »Professionelle Vertretungsarbeit von Bäuerinnen im ländlichen Raum«. Nach Abschluss des Lehrgangs werden den Absolventinnen als »Krafttraining« zwei Seminare angeboten. Die Themen: »Wie positioniere ich mich als Funktionärin?« sowie »Selbstorganisation und Zielerreichung«. Weitere ZAMm-Maßnahmen: Im Rahmen einer eigenen Roadshow werden die unternehmerischen Kompetenzen der Bäuerinnen gefördert. Rolle und Vielfalt des Berufs Bäuerin, aber auch die ZAMm-Bildungsange­ bote stehen im Mittelpunkt einer Imagekampagne in Online- und Print­ medien. Als Testimonials agieren neun Lehrgangsabsolventinnen. All diese und weitere Maßnahmen stärken Bäuerinnen auch durch Vernetzung und sollen dazu beitragen, dass die Ziele der »Charta für eine partnerschaftliche Interessenvertretung in der Land- und Forstwirtschaft«, die im Rahmen von »ZAMm unterwegs« ausgearbeitet wurde, verwirklicht werden können. 22 xx xx FRAU iDA: Darf sie das? Im Waldviertel entsteht ein Coworking-Space für Unternehmerinnen, damit Frauen ihr Business nicht mehr am Küchentisch oder im Keller vorantreiben müssen. Teresa Arrieta Teresa Arrieta ist freie ­MultimediaJournalistin. »Wie sag i ’s meinen Männern?«, fragte sich die Zwettlerin Anne Blauensteiner, als sie mit ihrem Team beschloss, ihr Projekt »FRAU iDA« zu nennen. Sie war in Sorge, wie »ihre Männer« – die Führungskräfte in der Raiffeisenbank, denen sie das Projekt zur Finanzierung präsentierte – wohl auf einen so eigenwilligen Namen für ein Coworking-Projekt reagieren würden. »Darf ich das?«, fragte sich die gelernte Buchhalterin und Unternehmensberaterin weiter, als sie mitten am Zwettler Hauptplatz über zwei Stockwerke der Baustelle für dieses Frauenprojekt ein riesiges Plakat mit Logo und Namen spannen ließ: »Raum der Unternehmerinnen. FRAU iDA« wird hier selbstbewusst all jenen verkündet, die den schönen Hauptplatz mit den historischen Fassaden überqueren. Frau erlaubt sich Zielstrebigkeit Die Bevölkerung weiß: Hinter dem zehn mal sechs Meter großen Plakat, dort, wo die Baugerüste in den Himmel ragen, entsteht etwas Außergewöhnliches, das von einer stadtbekannten Frau initiiert wurde. Anne Blauensteiner wird von der Bevölkerung ­gelegentlich »FRAU iDA« genannt. Dabei ist sie doch Stadträtin für Wirtschaft, Tourismus und Bildung und seit 2019 auch Obfrau der Wirtschaftskammer Zwettl. »Das war die erste Funktion, die ich gewagt habe, mir zu wünschen«, sagt sie. Zielstrebigkeit ist eine Eigenschaft, die sie sich erst in den letzten Jahren angeeignet hat: »Ich erlaube mir selber viel mehr als noch vor einigen Jahren.« Regionen: Waldviertler Grenzland und Südliches Waldviertel Projektträgerin: Verein Waldviertler Frauenwirtschaft Laufzeit: 2019–2022 Kontakt: Anne Blauensteiner, office@frau-ida.at Gesamtkosten: 171.387 € ELER-Förderung: 87.750 € Nationale Kofinanzierung: Mentoringprogramme für Gründerinnen Beim Baugerüst wird sie von Gerhard Preiß, dem Obmann der Raiffeisenbank Region Waldviertel Mitte, und von deren Geschäftsleiter empfangen. 21.938 € Eigenmittel: 61.699€ 24 Preiß führt mit spürbarem Stolz durch die Baustelle, alle gemeinsam erklimmen die drei Stockwerke zur Besichtigung. Hier soll im nächsten Jahr alles geboten werden, was Unternehmerinnen benötigen: Räume für Büros, für Therapie, für Videokonferenzen, für Workshops. Aber auch ein Mentoringprogramm für Junggründerinnen, denn FRAU iDA soll neuen Durchstarterinnen ebenso dienen wie Unternehmerinnen, die ihre Potenziale besser ausschöpfen möchten, Frauen in beruflicher Umorientierung und Wieder­ einsteigerinnen. Eine Regionalbank unterstützt das Projekt Dafür wird das Haus am Hauptplatz nun adaptiert, die alten Tonnen- und Kreuzgewölbe mit viel Liebe zum Detail renoviert. Man darf sich auf eine spannende Mischung aus modernen und historischen Elementen freuen. Gerhard Preiß deutet auf einen aus der rohen Mauer ragenden uralten Balken in Hüfthöhe: »Der wird da bleiben«, sagt er. Der Obmann war die treibende Kraft im genossenschaftlichen Funktionärskader, um dieses außergewöhnliche Bauprojekt umzusetzen. Hier im Waldviertel wird der Genossenschaftsgedanke noch mit Leib und Seele gelebt. Das in der Region erwirtschaftete Geld soll auch hier investiert werden. Preiß klettert über eine wackelige Leiter aufs Dach des in Renovierung befind­lichen Hauses, Anne Blauensteiner hat ihren weißen Blazer abgelegt und klettert hinterher. Von oben sieht man über Zwettl hin bis zur mittel­alterlichen Propsteikirche. Frauen stellen nun Forderungen Weitblick hat Preiß auch bei FRAU iDA bewiesen. Er hat sofort gewusst: Dieses Projekt wird gebraucht, »um der Region Gutes zu tun«, denn Frauen sollen sicht­barer werden, sie tragen den Wandel in sich. Das Waldviertel war früher bäuerlich geprägt, patriarchalisch und mystisch zugleich. Noch vor zwanzig Jahren wäre FRAU iDA wohl auf Ablehnung gestoßen, doch in der Zwischenzeit ist vieles möglich geworden. 25 Anne Blauensteiner, heute 56 Jahre alt, betont: »Ich erlaube mir heute, Forderungen auszusprechen, ich muss mich nicht mehr zurückhalten.« Sie verfolgt ihren Plan zur Besserstellung von Frauen mit Geduld und Aus­dauer. Als sie 2015 in den Gemeinderat kam, hat sie zwei Krippen für Kleinstkinder ab dem ersten Lebensjahr erkämpft. Dann begann sie, nach einem Standort für Unternehmerinnen zu suchen. Denn sie hatte beobachtet, dass Gründerinnen im Waldviertel oft von zu Hause aus ihr Business starten: Für Besprechungen muss oft der Küchentisch herhalten, und das Büro wird in Keller oder Dachboden gezwängt. Frauen werden sichtbar 2019 hat sie mit einem achtköpfigen Vorstandsteam einen Verein für FRAU iDA gegründet. Angestrebt wurde ein zentral gelegener Standort mit fußläufigen Ver­bindungen zu den Kinderbetreuungseinrichtungen und Geschäften. »Wir selbstständigen Frauen wollen sichtbar sein und ins Stadtleben eingebunden werden, das tut den Unternehmerinnen gut, und auch der Innenstadt«, so Blauensteiner. Die LEADER-Förderung wurde zugesagt, die Raiffeisenbank stellte das Gebäude zur Verfügung. 2020 erfolgte eine Auftaktveranstaltung. Alles, was im Waldviertel Rang und Namen hat, kam. Das FRAU iDA-Team hatte ein buntes ­Veranstaltungsprogramm entworfen, das aufgrund der Covid-Pandemie online stattfand. 120 Euro kostet die Mitgliedschaft bei FRAU iDA im Jahr. Neben der Möglichkeit zur Raum­miete gibt es dafür Gutscheine für Weiterbildungsveranstaltungen und andere Goodies. Magische Netzwerktreffen »Wir haben wahrgenommen, dass viele Frauen ein Netzwerk suchen. Sie benötigen Ermutigung und kompetente Beratung in der Gründungsphase.« Anne Blauensteiner will Frauen motivieren, sich in die erste Reihe zu stellen. »Übernehmt eine Funktion, falls ihr gefragt werdet«, rät sie. Die ersten Präsenz­ treffen von FRAU iDA nach dem Lockdown waren von Herzlichkeit und Aufbruchsstimmung geprägt. Frauen lernen einander kennen, präsentieren ihr Business, berichten darüber, wie sie Hürden meistern, inspirieren und unterstützen einander. »Die Frauen sind voller Tatendrang und risikobereit. Die Treffen sind magisch.« 20 Jahre Gender-Mainstreaming: Es gibt noch viel zu tun! Seit 20 Jahren ist Gender-Mainstreaming in der österreichischen und ­europäischen Strukturpolitik verankert. Heide Cortolezis, Genderexpertin der ersten Stunde, gibt in einem Gespräch kritische Einblicke in Defizite und Chancen der regionalen Gleichstellungspolitik. Heide Cortolezis ist und angewandt werden und von den operativen Ebenen kein Gender-Mainstreaming verlangt wird, braucht es noch Jahrzehnte Frauenförderung in Bereichen, in denen die fehlende Genderperspektive die Ungleichstellung der Geschlechter reproduziert. ­Organisationsentwicklerin und Innovationsmanagerin und berät seit Jahrzehnten Organisationen und Unternehmen bei der Implementierung von Gender-Mainstreaming. Was bedeutet eigentlich Gender-Mainstreaming? Gender-Mainstreaming heißt, überall – wirklich überall – zu analysieren, wie sich ein Vorhaben, eine Maßnahme, ein Projekt direkt oder indirekt auf die Geschlechter auswirkt, ein Gleichstellungsziel für jedes Projekt zu formulieren und in diese Richtung zu steuern. Wie kann die Umsetzung von GenderMainstreaming gesteuert werden? Es gäbe viele Hebel zur Steuerung: Förderungen, Quoten, Evaluierungsvorgaben, die das Erreichen eines Gleichstellungszieles ebenso wichtig nehmen wie das Erreichen des konkreten Projektzieles. Politische Vorgaben bei neuen Gesetzen. Oder endlich umfassende Geschlechteranalysen und geschlechtsspezifische Datenerhebung in allen Bereichen. Auch Fragen könnten steuern, etwa ob Wirtschaftsbereiche, die primär gefördert werden, eher männlich (technologieorientiert) oder weiblich (Sozialwirtschaft) konnotiert sind und ob eventuell beide Bereiche für die Zukunft einer Region gleichermaßen notwendig sind. Was passiert, wenn nicht bewusst gesteuert wird? Wenn weiterhin so selten von oberster politisch-­ strategischer Ebene Gleichstellungsziele formuliert 26 Warum wird die Genderperspektive in der Regel immer noch ausgeblendet? Nach wie vor wird eigenständige Existenzsicherung für Frauen kulturell für weniger wichtig erachtet als für Männer. Nach wie vor wird kulturell davon ausgegangen, dass Männer weniger fähig sind, Kinder aufzuziehen, nur als Vollzeitbeschäftigte wertvoll sind und Vaterschaft nicht erwähnenswert ist. Nach wie vor sind Öffnungszeiten von Schulen und Kindergärten und der öffentliche Verkehr nicht an die existenzsichernde Arbeit beider Eltern angepasst. Was wäre notwendig, um diese Situation zu verbessern? Es bedarf einer Integration von Gender-Mainstreaming in alle politischen Felder. Im Bereich der Beschäftigungspolitik selbst ist Gender-Mainstreaming besser verankert, kann aber über gleichstellungsorientierte Maßnahmen oder Frauenförderung nicht allzu viel bewegen, solange nicht auch andere Politikbereiche gleichstellungsorientiert sind. Wie sehen Sie die Chancengleichheit in der ländlichen Entwicklung? Der Chancengleichheitsauftrag an die ländliche Entwicklung bedeutet, eine Region zu gestalten, in der Frauen und Männer aller Bevölkerungsgruppen gleichermaßen mitentscheiden, mitgestalten, Produk­ tions- und Reproduktionsleistungen erbringen und Verantwortung in allen Lebensbereichen übernehmen. Ist dieser Auftrag in ähnlicher Form nicht schon Bestandteil vieler Strategien zur ländlichen Entwicklung? Ja, hinter diesem Ziel können sich erfahrungsgemäß alle Akteurinnen und Akteure gut versammeln. In der Umsetzung erschöpft sich die Genderperspektive aber oft in frauenspezifischen Einzelprojekten. Im Vordergrund steht, »etwas für Frauen zu tun«, und nicht die umfassende Nutzung der Erfahrungen und des Know-­hows von Frauen für die regionale Entwicklung. Wer auf die Mitwirkung von Frauen verzichtet, verzichtet auf endogene Ressourcen, die ja bekanntlich ein Schlüssel für eine erfolgreiche Regionsentwicklung sind. Gibt es auch Ausnahmen von diesem Befund? In der ländlichen Entwicklung zeigt die Maßnahme LEADER, dass Top-down-Vorgaben wirken. In den Projektauswahl­gremien sitzt aufgrund einer verpflichtenden Quote nun ein Drittel Frauen. Der Frauenanteil im LEADER-Management ist – ohne Vorgabe – ebenfalls sehr hoch. Und (fast) niemand diskutiert mehr darüber, ob Frauen überhaupt wollen oder die »Quotenfrauen« weniger kompetent sind als Männer. Frauen in ­Führungspositionen sind bei LEADER Normalität. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für diese »Ausnahme«? LEADER ist ein intelligenter Ansatz, der auf die richtigen Fragen fokussiert: Wer genau lebt hier? Wie wollen wir in Zukunft in unserer Region leben? Welche ungenutzten Potenziale gilt es dafür zu entwickeln? Welche unterschiedlichen Bedarfe sind zu beachten? Diese Perspektive auf die Menschen der Region führt »automatisch« zu mehr Gleichstellungsorientierung und Diversität. Weil gesehen wird, dass in einer lebenswerten Region Frauen und Männer das gleiche Recht auf eigenständige Existenzsicherung sowie auf Familie und Privatleben haben. Und weil klar ist, dass eine attraktive, florierende Region auch Frauen für ihre wirtschaftliche Entwicklung und auch Männer für ihre soziale Entwicklung braucht. Allerdings: Langfristige integrierte Genderstrategien gibt es auch in LEADER-Regionen nicht. LEADER-Regionen setzen auch immer noch eher auf Frauenförderung, um Ungleichheiten und Benachteiligungen auszugleichen. 27 Ländliche Entwicklung muss immer alle Menschen im Blick haben? Ja, es geht um die Menschen, die in den Regionen leben. Sie sollen dort Zugang zu Bildung, Kultur und Sport, Zugang zu existenzsichernder Erwerbsarbeit vor Ort (oder gut erreichbar) haben, unterschiedlichste Lebenskonzepte verwirklichen können. Kurz: Es geht darum, Regionen so zu entwickeln, dass Frauen und Männer aller Bevölkerungsgruppen heute und in Zukunft gerne dort leben. Oft wird aber der Blick auf die Menschen in den Hintergrund gedrängt. Wir sprechen gern von »wettbewerbsfähigen ­Regionen« und von »Arbeitsplätzen«, die geschaffen werden sollen. Warum ist nicht davon die Rede, wie viele Frauen und wie viele Männer existenz­ sichernd arbeiten können sollen? Welche Konsequenzen können Defizite in der Gleichstellung haben? Die Reduktion von Frauen auf ihren privaten Status als Mütter und Ehefrauen beziehungsweise die totale Geschlechterblindheit in Strategien und Entwicklungskonzepten macht ländliche Regionen immer unattraktiver für Frauen. Da wird auch bald Frauenförderung nicht mehr helfen. Jedenfalls wird das nicht genug sein, um die Abwanderung von vor allem jungen Frauen, insbesondere aus peripheren ländlichen Regionen, zu stoppen. Deren Entwicklungsfähigkeit wird dadurch massiv eingeschränkt. Was wären Ihre Empfehlungen? Mit jeder Generation wollen Frauen mehr als gute Luft für ihre Kinder – so sie welche haben. Sie wollen Bildung und Ausbildung, gut bezahlte Arbeit, flexible Kinderbetreuung, passende Mobilitätsangebote. Vor allem wollen sie immer weniger als förderungswürdig angesehen werden, sondern auch mitgestalten und mitbestimmen. Die derzeit Gestaltenden sollten Gender-Mainstreaming nicht als etwas »für Frauen« ansehen, sondern als eine integrierte Strategie, die für die ländliche Entwicklung insgesamt wirkt. Vor allem zukunftsweisende Vorhaben wie etwa Digitalisierung oder Ökologisierung haben massiven Genderimpact, der umgehend beachtet werden muss. Das standardisierte Vorgehen von Gender-­ Mainstreaming würde das leicht machen. Chancengleichheit im ländlichen Schweden Schweden ist das Land mit der größten Gleichberechtigung in der EU. Das zeigt der jährliche Gleichstellungsindex des European Institute for Gender Equality (EIGE). Wie sieht es in Schweden mit der Gleichstellung in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum aus? Petra Pilawa Petra Pilawa ist Beraterin für Organisationsentwicklung und war Leiterin der Akademie für Gleichstellung im ländlichen Raum des Lantbrukarnas Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist in Schweden grundlegende Norm und klares politisches Ziel. Gleichstellungsfragen wurden bereits Anfang der 1970er-Jahre zu einem eigenen Politikbereich ausgestaltet und nehmen seitdem einen zentralen Platz in der öffentlichen Debatte ein. Schweden hat ein Gesamtziel für die Gleichstellung der Geschlechter, das eine breite politische Zustimmung hat: Frauen und Männer sollen die gleiche Macht haben, die Gesellschaft und ihr eigenes Leben zu gestalten. Die Gleich­ stellung der Geschlechter soll alle Bereiche der schwedischen Politik und der Behörden durchdringen – eine Methode, die als Gleichstellungsintegration bezeichnet wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Gleichstellung der Geschlechter in Schweden nicht nur als Frauenthema, sondern als Aufgabe gesehen wird, die für die gesamte Gesellschaft wesentliche Bedeutung hat. Riksförbund, der schwedischen Vereinigung der Landwirtinnen und Landwirte. 28 Gleichstellung in ländlichen Gebieten Dies bedeutet jedoch nicht, dass in Schweden volle Gleichstellung herrscht. Es gibt immer noch viele nicht auf Gleichstellung ausgerichtete Muster und Normen. In ländlichen Gebieten sehen wir, dass Männer in größerem Ausmaß landwirtschaftliche Betriebe und Land besitzen als Frauen. Männer werden in der Regel als Nachfolger für den Familienbetrieb erzogen, obwohl Männer und Frauen formal gleichberechtigt erben. Dies zeigt sich auch daran, dass 73 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche im Besitz von Männern und nur 27 Prozent im Besitz von Frauen sind. Landwirtschaftliche Betriebe sind in der Regel Familienunternehmen, in denen sowohl Frauen als auch Männer tätig sind. Frauen haben seit jeher viele Aufgaben auf dem Hof, aber ihre Arbeit wurde nicht immer als Arbeit angesehen. Die Arbeit von Frauen in der Landwirtschaft war historisch unsichtbar – in Statistik, Medien und Forschung. Dies ändert sich jedoch langsam. Unter anderem berücksichtigt die ­amtliche Statistik mittlerweile, dass landwirtschaft­ liche Betriebe häufig Familienunternehmen sind, und man hat zu erheben begonnen, wer die einzelnen Betriebe in der Praxis führt und nicht nur wer auf dem Papier als Eigentümer steht. Es hat sich herausgestellt, dass in 44 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe Frauen an der Führung des Unternehmens beteiligt sind. Auch der Anteil der in der Landwirtschaft tätigen Frauen steigt stetig: Von den gesamten Erwerbsbeteiligten in der Landwirtschaft sind 42 Prozent Frauen. Schweden ist ein Waldland, und es gibt mehr als 300.000 private Waldbesitzer, 38 Prozent davon sind Frauen. Waldbesitz ist somit die häufigste Form von Unternehmertum von Frauen in Schweden – eine Tatsache, die vielen in Schweden nicht bekannt ist. Für den nichtagrarischen Bereich zeigt ein Indikator des EIGE ein hohes Maß an Gleichstellung. In regionalen und kommunalen politischen Strukturen liegt der Frauenanteil bei 48 Prozent. Laut einer schwedischen Erhebung lag der Frauenanteil in Gemeinderäten 2019 bei 43 Prozent. In den LEADER-­ Regionen liegt das Management in 33 von 50 LAGs in der Verantwortung von Frauen (66 Prozent). Gleichstellung unter jungen Menschen An den schwedischen Gymnasien für Landwirtschaft sind zwei Drittel der Ausgebildeten Mädchen. In der land­wirtschaftlichen Hochschulausbildung machen die männlichen Studenten weniger als ein Drittel aus. Die Normen junger Menschen in Bezug auf Arbeits­ teilung, Hausarbeit und Elternschaft unterscheiden sich von jenen älterer Menschen. So wollen junge Männer heute als Väter präsenter sein. Gleichzeitig entsteht eine große demografische Lücke im ländlichen Raum, weil junge Frauen häufiger vom Land in größere Städte ziehen als junge Männer. Gleichstellungsarbeit in der Landwirtschaft Die Gleichstellungsarbeit in der Landwirtschaft und im Lantbrukarnas Riksförbund (LRF), einer Organisation für alle Unternehmerinnen und Unternehmer im Land-, Forst- und Gartenbau, wurde anfangs als Frauenthema betrachtet und ausschließlich von Frauen vorangetrieben. Es gab auch eine spezielle Organisation innerhalb des LRF, die sich an Frauen wandte: 29 der LRF Frauen. Der LRF Frauen arbeitete hart daran, Frauen in der Landwirtschaft sichtbar zu machen und ihre Stellung zu stärken. 2007 erklärte der LRF jedoch, dass die Gleichstellung der Geschlechter nicht als Frauenthema, sondern als strategische Aufgabe für die gesamte Organisation anzusehen sei. Der LRF Frauen wurde aufgelöst, das Thema Gleichstellung zur Verantwortung der gesamten Organisation, und der nationale Vorstand des LRF erstellte eine Strategie zur Gleichstellung mit konkreten Zielen für die Organisation. 2009 rief der LRF die Gleichstellungsakademie ins Leben, eine Denkfabrik, die dazu beitragen will, dass Frauen und Männer die gleichen Möglichkeiten vorfinden, Unternehmen zu gründen und zu führen. Die Akademie bringt Expertinnen und Experten für Gleichstellung und Unternehmertum mit Führungskräften der großen Genossenschaftsunternehmen in der Land- und Forstwirtschaft zusammen. Seit der Gründung der Akademie ist ein Dutzend Berichte entstanden, die neues Wissen zu Gleichstellung und Unternehmertum im ländlichen Raum liefern. Lehren aus der Gleichstellungsarbeit Eine der wichtigsten Lehren aus der Gleichstellungsarbeit des LRF ist, dass es entscheidend darauf ­ankommt, dass diese Arbeit vom Topmanagement vorangetrieben wird. Der derzeitige Vorsitzende des LRF, Palle Borgström, hat Gleichstellung weit oben auf seine Agenda gesetzt und ist unter anderem Vorsitzender der Gleichstellungsakademie. »Gleich­ stellung ist ein Menschenrecht, ein politisches Ziel und eine Frage der Attraktivität für die grüne Wirtschaft«, so Borgström. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass Gleichstellung in ländlichen Gebieten besondere Bedeutung zukommt. Der ländliche Raum und die grüne Wirtschaft brauchen neue Geschäftsideen, gesteigertes Wachstum und mehr Unternehmerinnen und Unternehmer. Damit das gelingt, müssen Frauen und Männer die gleichen Möglichkeiten haben, Teil der Entwicklung zu sein. Eine letzte Lehre: Es braucht nach Geschlecht aufgeschlüsselte Statistiken und Fakten, um die Situation analysieren und feststellen zu können, was zu tun ist. Maria Vogt ist Biobäuerin und Kabarettistin. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen Herauswinden und sich vom Acker machen! Maria Vogt Seit über dreißig Jahren lebe und arbeite ich nun auf einem Biohof, genauso lang engagiere ich mich mit anderen Frauen in der Österreichischen Bergund Kleinbäuer_innenvereinigung für die Emanzipation von Frauen und Männern – und es ist nach wie vor sehr zäh. Ja, liebe Männer, ihr habt richtig gehört. Es geht um uns beide, um uns alle. Rollen- und Denkmuster scheinen am Land, in der Landwirtschaft besonders gut weiterzuleben. Ja, sie kommen mir vor wie die Ackerwinde, ein Beikraut, das, wenn es ausgerissen oder abgeschnitten wird, munter aus den tiefen Wurzeln wieder austreibt und flächendeckend Kulturpflanzen und Felder überwuchert. Da helfen keine oberflächlichen Korrekturen, Genderwashing quasi, sondern es braucht einen radikalen Wandel – im Sinne von auf den Grund gehend, bis auf die Wurzel. Jetzt mögen manche aufschreien: »So schlimm ist es nicht mehr! Es gibt schon Männer, die ihre Kinder teilweise betreuen und kochen.« Ja, und wir haben auch Bäuerinnen in politischen Ämtern. Aber wie viele Bauern waren bis jetzt in Karenz? Wer erbt normalerweise den Hof? Wer geht zu den Versammlungen und Vorstandssitzungen von Bauernbund, Molkereien, Raiffeisen, Winzergenossenschaften? In diesen Gremien entscheiden eben Männer, wie und wo es langgeht in der Agrarpolitik, am Hof, im Dorf, am Land. Und schon haben wir wieder eine tiefe, tiefe Wurzel, die »nährt« dann auch die nächste Generation, wenn diese sich nicht vom Acker macht, um einen anderen Boden unter die Füße zu bekommen. Die jungen Frauen haben sich derweil sowieso schon vom Acker gemacht und kommen auch nicht mehr zurück. Sich aus verkrusteten Strukturen herauswinden wollen und keinen lebendigen Boden unter die Füße zu bekommen am Hof, im Dorf, am Land, das haben sie bei ihren Müttern miterlebt. Können und wollen wir auf die Ideen, die Kreativität, Tatkraft, Teilhabe 30 der Frauen am Land, der Hälfte der Bevölkerung, verzichten? Euch Männern würde nichts weggenommen werden, im Gegenteil: Ihr könntet Verantwortung übernehmen, Herausforderungen und Tätigkeiten teilen, Diskussionspartnerinnen bekommen und mit ihnen neue, oft ganzheitliche Zugänge zu Leben und Wirtschaften am Land und in der Politik ent­ wickeln. Immer noch erledigen Frauen zusätzlich zur Erwerbsarbeit den meisten Teil der Sorgearbeiten, Haushalt, Kinder-, Altenpflege usw. Da bleiben wenig Zeit und wenig Energie, sich politisch zu engagieren, und schon verfestigt sich wieder das alte Muster. Ein Überdenken der Wertigkeit der Sorgetätigkeiten und politische Rahmenbedingen für eine gerechte Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit zwischen Frauen und Männern könnten den Boden für eine gemeinsam getragene Daseinsfürsorge bereiten. Dann seid ihr, liebe Männer, nicht zeitlebens abhängig von Mama, Ehefrau, Freundin, Tochter, Putzfrau, Pflegerin. Und ihr, liebe Frauen, überlasst den Männern Kinder, Haushalt und Schwiegereltern, gesteht ihnen Fehler und Anfangsschwierigkeiten zu. Eine solchermaßen grundlegende Veränderung der häuslichen und wirtschaftlichen Basis ermöglicht eine Begegnung der Geschlechter auf Augenhöhe und eröffnet ­Handlungsspielräume für beide. Haben wir das lästige Beikraut nun endgültig ver­trieben, ausgehungert, vergiftet? Leider nein, das Problem liegt wohl auch am Boden. Wenn Nährstoffe für ein gutes Leben nicht für alle vorhanden sind, können sich allerlei andere über­wuchernde Beikräuter etablieren und uns Bäuerinnen und Bauern das Leben schwer machen. Und das auch deshalb, weil Frauen halt auch nicht die gern zitierte bessere Hälfte sind und Frausein kein Programm ist. Wenn Natur, Tiere, Menschen, die Erde ausge­beutet, ­verbraucht, ja zerstört werden, ist es letztendlich egal, ob dies Männer oder Frauen tun. 31 Daten und Fakten zur Gleichstellung in Österreich LEADER-Managerinnen und -Manager 58,4 % Frauen Obfrauen und Obmänner von LEADER-Regionen 41,6 % 10,4 % Frauen 89,6 % Männer Männer In 45 von 77 LEADER-Regionen fungieren Frauen als ­Geschäftsführerinnen. 69 von 77 LEADER-Regionen werden von Obmännern geführt. Quelle: Eigene Erhebung 2021 Quelle: Eigene Erhebung 2021 Gründerinnen und Gründer im Jahr 2020 Frauenerwerbsquote in Prozent 100 75 45,2 % Frauen 54,8 % 50 Männer Österreich EU 72,3 % 68,6 % 25 0 Fast die Hälfte der Gründer im Jahr 2020 waren Frauen. Quelle: WKO, Frau in der Wirtschaft 2020 Die Frauenerwerbsquote liegt in Österreich über dem EU-Schnitt. Quelle: Eurostat 2020 32 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister 9,5 % Frauen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte 90,5 % 24,5 % Frauen 75,5 % Männer Männer An der Spitze der österreichischen Gemeinden stehen überwiegend Männer. Rund ein Viertel der Gemeinderäte ist weiblich. Quelle: Österreichischer Gemeindebund 2020 Quelle: Österreichischer Gemeindebund 2021 Kammerrätinnen und Kammerräte in den Landwirtschaftskammern Erwerbsunterbrechungen wegen Kinderbetreuung 2018 100 75 23 % Frauen 77 % 50 Männer Frauen 74 % 25 Männer 7% 0 Mehr als drei Viertel der Kammerräte sind männlich. Mehr als zehnmal so viele Frauen wie Männer ­unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit. Quelle: LKÖ 2021 Quelle: Statistik Austria 2019 33 Weitere Projekte Kompetenzlehrgang für Frauen Konzeption Wipptaler Region: Außerfern Handwerks- und Brauchtumsschule Der Kompetenzlehrgang soll Frauen im Bezirk Reutte vernetzen und sie dazu ermuntern und befähigen, ihre Anliegen und ihr Potenzial in politische Gremien, die Gemeinde und andere Organisationen einzubringen. Region: Wipptal Kontakt: Ursula Euler Die Wipptaler Schule zielt auf den Aufbau eines Bildungsangebots im Bereich Handwerk und Brauchtum insbe­sondere für Frauen ab und will alte Handwerkstechniken für die Entwicklung innovativer regionaler Produkte nutzen. euler@rea.tirol Kontakt: Sabine Richter wipptal@leader-tirol.at Women.to.ring – Mentoringprogramm für Frauen SCHWARZ | WEISS. Frauenleben Region: Pongau in der Carnica-Region Rosental Das Mentoringprogramm richtet sich an höherqualifizierte Frauen und umfasst Workshops zu Themen wie Führungsqualität, Visionen, ­Strategiearbeit und Stimmtraining. Region: Unterkärnten Weiterentwicklung ABC Café Imst 36 Frauen halten mit Kameras ihre Lebensumfelder fest. Zudem werden Interviews und Gespräche darüber geführt, wie die Region aus Frauensicht sein soll. Die Ergebnisse werden in einer Aus­ stellung und einer Publikation verbreitet. Region: Bezirk Imst Kontakt: Ingeborg Schönherr Das ABC Café richtet sich primär an Frauen mit nicht­deutscher Muttersprache, wurde als Pilot­ projekt über das BFI Tirol gestartet und mit LEADER-Mitteln weiter­ entwickelt. i.schoenherr@carnica-rosental.at Kontakt: Barbara Niehues info@kokon-frauen.com Kontakt: Manuel Flür manuel.fluer@regio-imst.at Wunschgroßeltern 2.0 Region: Pillerseetal-Leukental-­ Leogang Zugezogene Familien und deren Kinder erhalten die Möglichkeit, mit Wunschgroßeltern in Kontakt zu treten. Mütter bekommen Hilfestellung beim Wiedereinstieg in die Berufswelt. Kontakt: Melanie Hutter hutter@regio3.at 34 Servicestelle Demenz Frauensache Region: Pillerseetal-Leukental-­ Regionen: Kitzbüheler Alpen Leogang und Nationalpark Hohe Tauern Die Servicestelle Demenz bietet betreuenden Angehörigen – meist Frauen – unter anderem Angehörigenschulung, Gesprächskreise und Infoveranstaltungen an. Kontakt: Katja Gasteiger Das Projekt »Frauensache« unterstützt Frauen durch Seminare, Vorträge und Erfahrungsaustausch dabei, neues Selbstbewusstsein zu entwickeln und gemeinsam Hürden leichter zu überwinden. katja.gasteiger@aon.at Kontakt: Barbara Loferer-Lainer office@foerderinfo.eu D’Loigom hoit z’somm Region: Pillerseetal-Leukental-­ Makerday: Werken, experimentieren, Leogang ausprobieren Pflege zu Hause ist meist Frauen­ sache. Durch die neue Beratungsund Begleitungseinrichtung werden Betroffene und Angehörige durch Leistungen wie Besuchs- und Begleitdienste, Nachbarschaftshilfe sowie einfache Haushaltsdienste und Botengänge entlastet. Region: Fuschlsee-Mondseeland Kontakt: Renate Pölzleitner soriat@regionfumo.at Schülerinnen und Schüler zwischen 6 und 14 Jahren konnten in offenen Werkstätten im MINT-Bereich ­(Mathematik, Informatik, Natur­ wissenschaft, Technik) werken, experimentieren und ausprobieren. Kontakt: Julia Soriat-Castrillón hilfe@loigom-hoit-zomm.at Stopp für Gewalt und geschlechts­ spezifische ­Benachteiligung Region: Osttirol Die Kooperation der Vereine Frauenzentrum Osttirol, Belluno DONNA und Frauenhausdienst Pustertal widmet sich der ­Be­kämpfung und Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt. Kontakt: Gina Streit g.streit@rmo.at 35 Die murauerInnen © Martina Brunner Abkürzungen BMEIA Bundesministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten CLLD Community-Led Local Development (Umsetzung des LEADER-Konzepts im Europäischen Meeres- und Fischereifonds, im EFRE und im ­Europäischen Sozialfonds) EFRE Europäischer Fonds für regionale Entwicklung ELER Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums LEADER Liaison entre actions de développement de l’économie rurale – Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft LKÖ Landwirtschaftskammer Österreich WKO Wirtschaftskammer Österreich Impressum Herausgeber Netzwerk Zukunftsraum Land c/o Landwirtschaftskammer Österreich Schauflergasse 6 | 1015 Wien Auftraggeber Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Sektion II Stubenring 1 | 1010 Wien Redaktion Netzwerk Zukunftsraum Land Luis Fidlschuster Lektorat Wolfgang Astelbauer Grafische Gestaltung Andrea Neuwirth | Büro für visuelle Gestaltung Mitarbeit: Gabriel Fischer Druck Robitschek & Co. Ges. m. b. H. Papier Diese Broschüre ist auf PEFC-zertifiziertem Papier gedruckt. Abbildungsnachweis 04: BMLRT/Paul Gruber | 06: Nurith Wagner-Strauß | 08, 09: Alexandra Grill | 10: kfb und mmg-design | 11: Jugendinitiative Triestingtal | 12: LEADER-Region Fuschlsee-Mondseeland | 13: Martina Brunner | 14: RMO Bachmann | 15: Markus Wenzel | 16: IDUNA | 17: Weltkulturerberegion Semmering-Rax | 18: Caritas Salzburg | 19: KoKon | 20: Regionalmanagement Bezirk Imst | 21: Pamela Schmatz | 22: Whirlphoto Amann | 24: Rosemarie Winkler | 26: Christian Jungwirth | 28: Pilawa, Emilia Bergmann Jiménez | 29: Emilia Bergmann Jiménez | 30: Thomas Falch | 31: BMLRT/Alexander Haiden | 36: Martina Brunner November 2021 ,, ,, ,,

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Frauen Am Land. Netzwerk Zukunftsraum Land, November 2021.
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