Erinnerungen aus dem Leben von Hans Viktor von Unruh

Poschinger, Heinrich von; Unruh, Hans Victor von

Bibliographic data

Monograph

Author:: Poschinger, Heinrich von Unruh, Hans Victor von

Title:: Erinnerungen aus dem Leben von Hans Viktor von Unruh : (geb. 1806, gest. 1886) / herausgegeben von Heinrich von Poschinger

Publication:: Stuttgart [u.a.]: Deutsche Verlags-Anstalt, 1895

Language:: German

Digitization:: Berlin: Zentral- und Landesbibliothek Berlin, 2021

Scope:: IX, 380 Seiten

Keywords:: Unruh, Hans Victor von ; Autobiographie

Berlin:: B 252 Biographie: Einzelbiographien und Familienbiographien

DDC Group:: 920 Biografie, Genealogie, Heraldik

URN:: urn:nbn:de:kobv:109-1-15451195

Location:: Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Shelfmark:: B 252 Unruh 1

Copyright:: Public Domain

Accessibility:: Free Access

Collection:: Berlinerinnen,Berliner

APA (6th edition):: Poschinger, H. v., & Unruh, H. V. v. (n.d.). Erinnerungen aus dem Leben von Hans Viktor von Unruh.

Chapter

Title:: Neuere Vorgänge

Collection:: Berlinerinnen,Berliner

APA (6th edition):: Neuere Vorgänge. (n.d.).

372 Von wesentlichem Einfluß auf die Zolleinnahmen ist auch der Umstand, daß nach allen Erfahrungen und aus leicht erklärlichen Gründen die Konsumtion sich mit steigenden Preisen vermindert. In keinem Falle läßt sich annehmen, daß die Mehreinnahmen aus den Zöllen ausreichen werden, um durch Steuer— reform auch diejenige Belastung auszugleichen, die aus Verteuerung der im Inlande produzirten Gegenstände entsteht. Dahin gehören die Lebensmittel und sonst notwendige Lebensbedürfnisse, welche durch die darauf gelegten neuen Zölle wesentlich verteuert werden und am schwersten die unteren Schichten der Bevölkerung treffen. Die Industriellen im Reichstage haben nur mit äußerstem Widerwillen diese Zölle bewilligt, welche den Arbeitslohn steigern; sie mußten sich aber dazu bequemen, um die Stimmen der Landwirte für die Industrie— schutzzölle zu erlangen, sie werden aber stets bereit sein, die Wiederaufhebung der Zölle auf Getreide, Vieh, Fleisch, Felle und so weiter herbeizuführen, so— bald es thunlich ist. Der neue Zolltarif ist nach meiner Meinung nicht eine Ausgleichung der entgegenstehenden Interessen und Meinungen, nicht ein Werk, das sichere Aus— sicht auf langiährige Dauer hat, sondern den Keim zu bitteren Kämpfen in sich trägt, welche die Industrie nicht zur Ruhe kommen lassen werden, deren sie so sehr bedarf. Gar nicht leugnen läßt sich, daß die hohen Schutzzölle der Großindustrie sehr große Vorteile gewähren, die aber begrenzt durch den Bedarf im Inlande sind. England ist nicht reich geworden durch den Absatz im Inlande, sondern durch seinen großen- Export, für den Schutzzölle ein Hindernis sind. Ich ver— mag nicht einzusehen, wie der Wohlstand in Deutschland sich heben soll, wenn man dem Schuster das Leder, dem Schmied und Schlosser das Eisen, dem Tischler das Holz, dem Schneider den Kleiderstoff und allen, auch der arbeitenden Klasse, die notwendigsten Lebensmittel und Lebensbedürfnisse derteuert. Die nachteiligen Folgen werden nicht plötzlich und in kurzer Zeit hervor— treten, sie können sich erst nach längerer Frist zeigen und sind dann keineswegs durch Zollermäßigungen wieder sofort zu beseitigen. Zerrissene Verbindungen, namentlich im Handel mit dem Auslande, lassen sich nicht so leicht wieder an— knüpfen. Zwei Dinge sind es, die mich besonders beunruhigen: einmal die Stellung, welche das Zentrum gewonnen hat, und dann, daß die Reaktion, die in der Zollpolitik gesiegt hat, sich auch auf andere Gebiete ausbreiten wird. Die Anfänge sind deutlich sichtbar. Ich schließe mit dem aufrichtigen Wunsch, daß meine Befürchtungen sich nicht bestäigen mögen, daß ich zu schwarz sehe, und daß mein teures Vater— land nicht Schaden leide, vielmehr gedeihe an Glück und Macht.

Monograph

Chapter

Table of contents

Cite and reuse

Monograph

Chapter

Image

Image fragment

Citation links

Citation recommendation