Auf märkischer Erde

Trinius, August

Bibliographic data

Monograph

Author:: Trinius, August

Title:: Auf märkischer Erde / von August Trinius

Publication:: Minden i. W.: J. C. C. Bruns Verlag, 1893

Language:: German

Digitization:: Berlin: Zentral- und Landesbibliothek Berlin, 2021

Scope:: 196 Seiten

Berlin:: B 175 Kulturgeschichte: Essays. Skizzen

DDC Group:: 830 Deutsche Literatur

URN:: urn:nbn:de:kobv:109-1-15443138

Location:: Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Shelfmark:: B 175/139

Copyright:: Public Domain

Accessibility:: Free Access

Chapter

Title:: Anachronismus in einer Weltstadt

150 ende Weihnachtsmarkt nur hinderlich. Schon baut sich mitten auf dem Schloßhofe der herrliche Brunnen von Reinhold Begas auf, wie lange noch dann, ist die geschmack— lose Häuserzeile der Schloßfreiheit gefallen und auf dem gewonnenen Raume, mit dem Rücken gegen die Stand— bilder eines Schinkel, Beuth und Thaer, erhebt sich das Kolossalbild des Begründers des deutschen Reiches Kaiser Wilhelms J. Dann ist der Berliner Weihnachtsmarkt todt, Berlin um einen poetischen, liebenswürdigen Ana— chronismus ärmer. Als Anachronismus für eine Stadt wie Berlin, deren Bevölkerung sich immer bunter zusammensetzt, ein mit jedem Jahre internationaleres Gepräge empfängt, ist auch der Weißbierphilister zu betrachten, das Urbild des alten Berliners. Mir scheint, diese wunderliche Menschengattung ist im Absterben begriffen. Die ge— waltige und gewaltsame Umwälzung, welche sich im Be— reiche der Bierhäuser seit anderthalb Jahrzehnten, auf Anregung von München und Wien her, vollzogen hat, ist nicht nach dem Geschmacke jener Kauze gewesen. Für diese ehrenfesten Bürger mit dem aufgedunsenen Körper, dem verschwommenen Gesicht, aus dem ein paar nichts— sagende Subalternaugen stumpfsinnig in die Welt hin— ausquellen, ist der Stimmungsgehalt, das Rembrandtsche Halbdunkel ihrer Kneipen verloren gegangen. Es qualmt ihnen nicht mehr genügend, die Pfeife ist zum Gegen— stand des Spottes geworden, es wird zu viel gelüftet, es ist alles zu sauber, zu künstlerisch, zu modern: man „genirt“ sich, mit dem dicken Daumen das rundbauchige Glas schmunzelnd anzuheben. So hat man sich in die

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