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B Erstes Capitel.
Als Bundesgenossen kämen die Juden hinzu, denen die alte
Mosaische Ideke der Auserwähltheit durch eigene Schuld ver—
loren gegangen sei, so daß sie nur noch am Begriff der—⸗
selben kleben: „und so ward“, sagt Müller, „aus dem uralten
gerechten und edlen Stolz nunmehr ein widerwärtiger, uner⸗
träglicher Hochmuth, der uralte entwichene Adel ward nunmehr
zu einem Fluch, wie aller entweihete Adel nothwendig zur
äußersten Verworfenheit wird.“ So müsse das Judenthum
der auf uralter Tradition beruhenden Idee des Staates feind⸗
lich gegenübertreten; und daraus folgt die ablehnende Haltung
Adam Müller's und seiner Gesinnungsgenossen gegen die staats—
bürgerliche Reception der Juden. Es gelte endlich wieder den
Kampf für die geistlichen und feudalistischen Kräfte der Nation;
denn: „Noth, Verzweiflung und Entbehren haben die Besseren
unter uns das Wesen des geistlichen Besitzes und Capitals
der Menschheit reiner und kräftiger kennen gelehrt.“ Dem
preußischen Volke sei es ergangen, wie dem auserwählten Volke,
das Moses durch die Wüste führte „bis es (mit Goethe ge⸗
sprochen!) im Feuer und in der Noth die himmlischen Mächte
kennen lernte und deutlich ihre Stimme vernahm.“ Ja,
Adam Müller steigert sich zu dem kühnen Ausspruche: „Hätte
Adam Smith die große Schule unserer Zeit erlebt, die revo—
lutionäre Richtung seines Werkes hätte er zuerst verdammt;
er wäre ein göttlicher Apostat geworden, wie Burke.“ Die
Vermittelung zwischen dem Individuum und der ewigen Mensch⸗
heit sei der besondere Staat, die Nationalität: gleichwie ein
Mittler sein müsse im Verkehr der Menschen mit Gott. So
schließt sich bei Müller die christliche und die nationale Idee
zu Einer Gesammtwirkung zusammen.
Die drei Bände der Elemente kann man so auffassen,
daß in dem ersten die Grundgedanken, in dem zweiten und
dritten die Begründung und Ausführung der hauptsächlichen