zur Befreiung der internationalen Arbeiterschaft. Die
Versammlung wurde mit einem dreimaligen Hoch auf
die deutsche Steinarbeiter-Organisation geschlossen.
Straßburg i. Els. Erwiderung. Ueber den
Artikel in Nr. 5 habe ich weiter nichts zu sagen, als
daß wir unser Organ doch als Belehrungs-, nicht als
Schimpforgan betrachten wollen und die Auseinander—
jetzungen örtlich besorgen können. Daß ich die Geschäfte
der Gegner besorge erhellt am Besten daraus, daß ich
überall so gern Arbeit bekomme. Ich habe auf die
betreffende Aeußerung nur die Erwiderung, jeder spricht
blos, wie er es gelernt, und wenn man sich nicht mehr
anders zu helfen weiß, dann schimpft man einfach
Prügeln oder zu Gericht gehen thue ich nicht, ein bischer
Verachtung reicht bei mir schon. J. Scherer.
(Kollege Scherer hat bezüglich der Streikführung
und Verwaltung noch verschiedene Fragen gestellt mit
der Aufforderung, dieselben abzudrucken und öffentlich
zu beantworten; letzteres halten wir jedoch nicht für
nöthig, denn als alter Gewerkschaftler muß er selbst
wissen, was er zu thun und was er zu verlangen hat.
Wir betrachten die Sache hiermit für uns als erledig'
und möchten den Straßburger Kollegen empfehlen, die
Stänkerei beiseite zu lassen, dabei kommt nichts her—
aus, hoffentlich haben sie doch noch besseres zu thun.
Auf keinen Fall können wir zugeben, daß unser Blatt
zu persönlichen Reibereien benutzt wird. D. Red.)
Sulzfeld. Am 16. Oktober machten die Kollegen
von Sulzfeld wiederum eine Agitationsreise in den be—
nachbarten württembergischen Ort Ochsenberg. Die
Vorarbeiten waren bereits getroffen zu einer öffentlichen
Lersammlung. Kollege Knaus aus Heilbronn referirte
iber Nutzen und Zweck der Organisation. Es ließen
sich sofort 22 Mann in die Organisation aufnehmen.
Nach einem dreifachen Hoch auf unsere Organisation
endete die gutbesuchte Versammlung mit einem »ver—
qnüqten Beisammensein.
— Am 31. Oktober fand wiederum eine Ver—
sammlung in Ochsenberg statt. Kollege Diebold aus
Karlsruhe referirte über Nutzen und Zweck der Organi—
ation. Auch dieses Mal war die Versammlung gut
besucht. Es ließen sich 9 Kollegen sofort einschreiben.
Werthe Kollegen! Nun ist auch hier ein guter Schritt
zu unserer Sache geschehen. Darum haltet fest zu—
sammen und agitire jeder einzelne Kollege bei seinen
Mitkollegen, daß wir auch endlich hier einmal einen Fort
schritt verzeichnen können. Als Lumpenversammlung
wurde unsere Versammlung des Morgens dort von den
Kirchengängern titulirt. Werthe Kollegen, weist diesen
schmachvollen Ausdruck zurück, zeigt diesen unaufge—
klärten finsteren Herren, daß auch sie mit hineingerissen
werden in den Sirudel, den keine Macht mehr auf
halten kann. Auch ein Kleinmeister von Leonbr. ver—
wirft in verächtlicher Weise unsere Organisation, der
noch vor kurzem in den Reihen der Kollegen gestanden
Er hätte es gerade so nothweudig mit uns zu kämpfen,
da auch ihn der Großkapitalist machtlos erdrücken wird.
Wollen diese denn nicht zur Einsicht kommen, daß man
hier schon dieses Jahr mit dem Lohn einen Fortschritt
verzeichnen kann. Beziehen sie nicht auch das Gute
davon? Es giebt noch Schwachköpfe, welche sagen:
Wenn wir so weiter machen, werden wir sammt unsern
Kindern noch brodlos. Aber das überlegen sie nicht
daß man mit 80 Pf. keine Familie ernähren kann.
Darum auf Kollegen, Mann für Mann, thue jeder
seine Pflicht, um unsere elende Lage zu verbessern, da
nit wir bewahren, was wir bis jetzt erreicht haben.
Unsere Zahlstelle ist bis jetzt 200 Mann siark und wird
der Distrikt von Sulzfeld aus geleitet, bis die Kollegen
von Ochsenberg und Körnbach im Stande sind. die
Zeitung selbst in die Hand zu nehmen.
Tröstau im Fichtelgebirge. Am 4. Oktober
fand hier eine gut besuchte öffentliche Steinarbeiter-Ver—
jammlung statt. Nach langer Zeit ist es uns endlich
wieder gelungen einen Saal zur Versammlung zu be—
kommen. Kollege Leuteritz hielt einen Vortrag über die
elenden Zustände und soziale Gesetzgebung im Stein—
arbeitergewerbe im Fichtelgebirge. Der Vortrag wurde
mit Beifall aufgenommen. Es schlossen sich 18 Kollegen
der Organisation an. Eine gewisse Dorfgröße wollte
ich zum Wort melden, er zog es aber vor, sich muthig
in ein Nebenzimmer zurückzuziehen. Nach der Ver—
sammluug besaß der Herr die Frechheit, sich über den
Referenten sein Essen aufzuhalten. Von den anwesenden
Segnern meldete sich trotz wiederholter Anfforderung
Niemand zum Wort.
Ulm a. D. Am 16. Oktober fand im Gasthaus
zum goldnen Stern eine öffentliche Versammlung der
Steinarbeiter statt. Der Kassenbericht vom 3. Quartal
war günftig, so daß der Antrag auf Herabsetzung des
Fremdengeschenks zurückgestellt werden konnte, Nußer
»em wurden für 2 erkrankte Kollegen Unterstützungs
eiträge genehmigt. Leider sollte diese Versammlung
n dem seit 53 z
em seit 5 Jahren uns zur Verfügung stehenden
Lotale die letzte sein. Um die Aushebung des Miluar
derbots zu erlangen, hatte der Gasthausbefitzer dem
Vesangverein „Arbeitersängerbund“ das VLokal hetündigt
Dem Beschlusse der Delegirten der vereinigten Gewerk
chaften. daß nunmebr fämmtliche Gemeritchaften ⸗
Lokal zu verlassen hätten, wurde von den Steinarbeitern
ofort Folge geleiste. Um nun dem leidigen Mangel
an Lokalen zur Abhaltung von Versammlungen in der
hiesigen Festungsstadt abzuhelfen, waren die hiesigen
vereinigten Gewerkschaften genöthigt, selbst ein geeignetes
Gebäude zur Errichtung einer Zentralherberge anzu—
kaufen. Mit Hülfe einer Stuttgarter Brauerei wurde
zu diesem Zweck das Gasthaus „Zum weißen Roß“ um
die Summe von 130 000 Mark erworben und dasselbe
bis 1. Januar 1898 zum genannten Zweck eingerichtet
Durch festes Zusammenhalten der hiesigen organisirten
Urbeiterschaft wird es auch gelingen, den eingegangenen
Lerpflichtungen nachzukommen. Wir ersuchen die Ver
trauensleute, den Steinmetzen Isidor Rolke aus Schlesien
und Johann Hupfer aus Nürnberg, ihre Beitragsbücher
vorzuenthalten, bis dieselben ihren Verpflichtungen nach—
gekommen sind. Mittheilungen sind erbeten an den
Vertrauensmann Robert Scheyhing. Steinmetz am
Münsterbau.
Weißenfels. Am 6. November hielten wir unsere
regelmäßige Monatsversammlung ab. Es wurde schon
in der vorletzten Versammlung beschlossen uns dem
hiesigen Kartell anzuschließen. Als Delegirter wurd
Kollege Jansche gewählt und im Gewerkschafts-Kartell
zufgenommen, welches bei der letzten Versammlung be
lannt gegeben wurde. Erfreulich ist ferner, daß sick
ämmtliche Kollegen in Weikenfels der Organisation ange
Hlossen hahen
Zum Kampf der Maschinenbauer
Englands.
Wie vorauszusehen war, hat der Einigungsversuch des
Handelsamtes zu keinem Resultat geführt. Während
die Arbeiter sich bereit erklärten, in Unterhandlungen
einzutreten, machten die Unternehmer diese davon ab
jängig, daß die Arbeiter die Forderung des Achtstunden—
ages zurückziehen. Das wäre gleichbedeutend mit einer
iederlage, und zu diesem Eingeständniß liegt kein
Hrund vor. Im Gegentheil, mehr als zuvor sind die
Arbeiter von Siegeszuversicht erfüllt. Die Ablehnung
der Unterhandlungen seitens der Unternehmer bringt den
Arbeitern Sympathien in den weitesten Kreisen der Be—
völkerung, und diese Sympathien pflegen sich dort in
lingender Münze auszuprägen. Die Kasse der Or—
Jjanisation ist noch keineswegs erschöpft und mit den
aufenden Beisteuern der Arbeiter des eigenen Landes
ind anderer Nationen, läßt sich der Streik bei den
zegenwärtigen Kaffenverhältnissen noch längere Zeir
jalten. Jede Woche der Zögerung mit den Unterhand
ungen bringt den Unternehmern ungeheure Verluste, und
die Herrschaft, welche England in der Maschinenindustrie
auf dem Weltmarkt einnimmt, steht bei diesem Kampfe
in Frage. Nicht die Verluste, welche die Verkürzung
der Arbeitszeit den Unternehmern bringt lassen diese jede
Vereinbarung ablehnen, sondern der Wunsch, der
tärksten Arbeiterorganisation der Welt einen ver—
nichtenden Schlag zu versetzen. Der Verlust, welchen
die Unternehmer in dem Kampfe erlitten, ist schon heute
Jrößer, als die Arbeitszeitverkürzung sie ihnen für
Fahre hätte bringen können.
Die deutschen Arbeiter stehen in der Unterstützung
hrer kämpfenden Arbeitsbrüder nicht zurück. Neben den
bei der Generalkommission eingehenden Summen werden
olche von einzelnen Gewerkschaften, so den Holzarbeitern
ind Metallarbeitern, direkt nach England gesandt. Der
Buchdruckerverband hat bereits 30 500 Mtk. als Beihülfe
ür den Streik geleistet, Einzelne Organisationen, wie
die Bildhauer und Porzellanarbeiter, haben den Ver
handsvorstand als Sammelstelle bestimmt. Ueberall zeig
ich das Bestreben, den Maschinenbauern den Widerstant
nn diesem wichtigen Kampfe bis zum endlichen Siege
zu ermöglichen. Es ist dies ein erfreuliches Zeicher
nicht nur für die Kämpfenden selbst, sondern auch für
die deutschen Arbeiter. Es ist der sicherste Beweis, daß
rotz der schweren Opfer, welche die Kämpfe der letzten
zeiden Jahre in Deutschland erforderten, weder die
Leistungsfähigkeit erschöpft. noch die geistige Reasamkeit
geringer geworden ist. — ——
Die Versuche, eine Einigung herbeizuführen. werden
von dem englischen Handelsamt fortgesetzt. Die Unter
iehmer rechnen damit, daß es unmöglich sein wird, die
zroße Zahl der Ausgesperrten noch länger zu erhalten
und wollen von einer Einigung nichts wissen. Es gilt
hnen klarzumachen, daß der Arbeiterschaft nubesiegbare
dräfte innewohnen, und hierzu müssen die deutschen
Arbeiter mitwirken. Die fortgesetzten Versuche, die
Arbeiter Englands und Deutschlands in Gegensatz zu
)ringen, werden dann an dem Schutzwall, welchen die
Zerbrüderung der Arbeiterschaft der beiden Länder er—
eichten wird, elendiglich scheitern. Mehr als alle theo
retischen Erörterungen es vermögen, wird diese Ver
»rüderung durch die Hülfe in der Stunde der Gefahr
in dem Kampf um die Eristenz der Organisation her—
beigeführt werden. Deshalb werden die deutschen Arbeiter
in ihrem Bemühen, die Kämpfenden zu unterstützen,
nicht erlahmen. sGörrespondenzhblatt.]
nfallAngelegeuheiten in den Steinbruch
Berufsgenossenschaften.
Rentenstatistik der Sektion X. Im II. Quartal
1897 sind nach einer vom Sektionsvorstande aufge—
tellten Uebersicht 37 Renten neu angewiesen worden,
darunter 4 Wittwen- und Kinder-Renten; in 1 Todes⸗
'alle sind nur Beerdigungskosten gezahlt. Von den
LBerletzten befinden sich 8 in Krankenhäusern, 24 er⸗
halten eine Durchschnittsrente von 89 pct. Die Zahl
der Rentenherabsetzungen und Einstellungen betrug 31.
Hiervon ist ein Unfall durch Tod und 2 Unfälle sind
durch Absindung erledigt. Von den übrigen 28 Ver—
letzten, die früher durchschnittlich 47 pCt. Rente erhielten,
sind 6 geheilt worden; 22 erhalten nunmehr eine
Durchschnittsrente von 25 pCt. Rentenerhöhungen er
folgten in 5 Fällen durch schiedsgerichtliche Entscheidung.
Die Rente erhöhte sich durchschnittlich von 84 pCt. auf
56 pCt. In 5 Fällen erfolgte ein Eingreifen in das
Heilverfahren vor Ablauf der 13. Woche. In 2 Fällen
ehnten die Verletzten die Krankenhausbehandlung ab;
n 3 Fällen ist eine Durchschnittsrente von 54 pCt. er—
ielt worden. Durch berufungsfähigen Bescheid sind
15 Fälle abgelehnt worden, von denen 3 als Betriebs—
unfälle nicht anerkannt wurden; in 10 Fällen sind
Folgen des Unfalls nicht vorhanden; 2 Fälle sind von
anderen Berufsgenossenschaften zu entischädigen.
Beftrafung der Arbeiter wegen Verstoßes
der Unfallverhütungsvorschriften unterliegt nicht
der Verjährung. In Sachsen ist zu dieser wichtigen
Frage folgende Entscheidung ergangen. Das Ministerium
des Innern hat aus der Eingabe einer Berufsgenossen—
schaft ersehen, daß einzelne Polizeibehörden die be—
antragte Bestrafung von Arbeitern, welche in ver—
icherungspflichtigen Betrieben beschäftigt sind und den
erlassenen Unfallverhütungsvorschriften zuwidergehandelt
haben, dann ablehnen, wenn der betreffende Vorfall
änger als 3 Monate zurückliegt. Es wird hierbei
offenbar angenommen, daß es sich um eine Ueber—
retung im Sinne des Strafgesetzbuches handelt, die
nach dessen 8 67 in der angegebenen Zeit verjährt.
Das Ministerium des Innern kann diese Auf—
assung nicht theilen.
Nach 8 78, Abs. 1, Ziffer 2 des Unfallver—
icherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 können die Berufs—
senossenschaften Vorschriften erlassen über das in den
Betrieben von den Versicherten zur Verhütung von Un—
ällen zu beobachtende Verhalten und sind außerdem er—
nächtigt, Zuwiderhandlungen mit Geldstrafe bis zu
5 Mark zu bedrohen, Verstöße gegen diese Vorschriften
verden daher vom Gesetze selbst überhaupt nicht als
trafbare Handlungen angesehen, die Möglichkeit ihrer
Ahndung besteht nur, wenn und soweit die einzelnen
Berufsgenossenschaften hierfür innerhalb der ihnen ge—
zogenen Schranke eine besondere Strafe angedroht
haben.
Nach 8 80 liegt ferner die Festsetzung der Strafe
wegen einer solchen Zuwiderhandlung in erster Linie
dem Vorstande der für den Betrieb errichteten Betriebs—
krankenkasse ob, die Polizeibehörde ist hierzu nur dann
berufen, wenn eine solche Kasse für den betreffenden
Betrieb nicht besteht.
Endlich können die von der Polizeibehörde aufer—
egten Strafen nicht, wie dies bei vorläufigen polizei—
richen Strafverfügungen ausnahmslos gilt, durch Antrag
auf gerichtliche Entscheidung, sondern nur mittelst Be—
chwerde bei der vorgesetzten Behörde angefochten werden.
Hiernach kann es keinem Zweifel unterliegen, daß
Verstöße gegen die Unfallverhütungs-Vorschriften nich!
den Charakter polizeilicher Uebertretungen haben und
daß es sich bei deren Ahndung nicht um eine Be—
trafung im Sinne des Strafgesetzbuches, sondern lediglich
im die Verhängung einer Ordnungsstrafe handelt.
Unter diesen Umständen ist die Möglichkeit einer Ver—
ährung der Strafbefugniß ohne Weiteres ausgeschlossen.
Die Kreishauptmannschaften werden veranlaßt, die
Polizeibehörden ibres Regierungasbezirkes entsprechend
zu verständigen
*
Eine bemerkenswerthe Entscheidung hat kürzlich
das Reichs-Versicherungsamt getroffen. Ein Steinbrecher
erlitt im Betriebe eine Verletzung des rechten Auges,
welche den Verlust desselben zur Folge hatte. Die Ge—
währung einer Entschädigung wurde seitens des be—
—
gelehnt, daß das Auge schon vor dem Unfalle „praktisch“
erblindet gewesen sei, indem der Verletzte nach seiner
eigenen Aussage mit dem Auge keine Gegenstände unter⸗
icheiden, sondern nur noch einen „Schimmer“ habe wahr⸗
nehmen können. Das Söichiedsgericht trat der Auffassung
des Sektionsvorstandes bei, indem es nicht die Ueber—
zeugung gewinnen kounte, daß die Arbeitsfähigkeit durch
den Wegfall eines so geringen Sehvermögens beein.
trächtigt worden sei. Demgegenüber hat das Reichs—
Versicherungsamt dem Verletzten eine Reute von 25 pCt.,
derjenigen für völlige Erwerbsunfähigkeit zuerkann—
unter folgender Begründung: „Die in der Rekursinstanz
veranlatzte Beweisaufnahme hat zwar nicht ergeben, daß
der Kläger zur Zeif des Betriehsunfalses mit seinen