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Max Kretzer.
meinem Manne zuerst dieses Haus geöffnet hat. Der
Major kam hierher im Vertrauen auf deine Diskretion.
Das Glück seines Sohnes lag ihm am Herzen, wie euch
das meinige. Er hatte nur seine Vaterpflicht erfuͤllt. Ich
weiß am besten, daß ihm jeder Vorteil fernlag. Mein
Mann wollte ihm hunderttausend Mark schenken, aber er
wies sie entruͤstet von sich.“
„Ja, das ist wahr,“ fiel Henriette wieder ein.
Köppke blickte groß auf; sein Blick ging prüfend von
der Mutter zur Tochter. Wollte man ihn fangen, um
ihm einen Beweis für die Ehrlichkeit seines Feindes zu
geben? Sein Mißtrauen behielt die Oberhand.
„Ei, das ist ja recht feierlich,“ sagte er dann und kniff
die Augen listig zusammen. „Also hunderttausend Mark
wollte er verschenken, und der Alte hat sie nicht ge—
nommen! ... Wer's glaubt, wird selig.“ Langsam stieg
die Wut in ihm auf. „Und solchen Leuten wird noch
beigestanden. Hahaha. Du hast ja das Lügen gut ge—⸗
lernt. Immer den Vorteil der andern.“
Marie stieß einen leisen Schrei aus. „Papa, ich bin
deine leibliche Tochter, aber mache mich nicht vergessen,
daß ich's bin.“
„Nun, was soll das! Willst du in meinem eigenen
Hause aufsässig werden, wie?“ schrie er laut. Rot im
Gesicht, wollte er auf sie zu, aber Henriette trat dazwischen.
Marie konnte sich kaum noch beherrschen. „Laß ihn
nur die Hand gegen mich erheben, Mama, wie er es heute
nachmittag gegen deinen alten Bruder getan hat. Ich
werde mich nicht wehren, denn ich habe das vierte Gebot
gelernt.“
Köppke lachte laut auf. „Das vierte Gebot, das vierte