Path:
Die Damen

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

79 
rich Wilhelm II., sich mit der Madame Encke, die spaͤter Graͤfin Lichtenau hieß, 
liierte und vielen anderen Abenteuern nachging. Das gesellige Treiben der 
Berliner Gesellschaft bekam eine solche Wildheit, daß auf den Redouten 
keine Charakermasken mehr geduldet werden konnten. Diese Redou— 
ten fanden zweimal woͤchentlich im Opernhaus statt. Seitdem die Cha— 
raktermasken brauchte Maͤn⸗ 
oerboten wa— telchen der 
ren, beklagte Liebe um⸗ 
man sich weni⸗ hingen. Wei— 
ger uͤber Unan— berwechsel und 
staͤndigkeiten. Hausfreund—⸗ 
Aber die Zei— schaften weit— 
chen des Ver— gehendster Art 
falls, der Ent— waren nichts 
nervung und Seltenes. Fuͤr 
Erschlaffung alle diese Dinge 
begannen doch hatte man ein 
mmer wieder Trostwort be— 
jervorzutreten. reit. Als die 
Rousseau, Nichte von Hen⸗ 
Goethe und riette Herz 
Wielandhatten drei Monate 
zewirkt — und nach ihrer Hoch⸗ 
wurden in ei— zeit ein Kind 
ner gewissen zur Welt brach⸗ 
Entstellung die te, klagte die 
Schirmherren Tante emp— 
einer ziemlich findsam: 
bedeutenden „Wiedie 
Zuchtlosigkeit Menschen 
der hoͤheren durch ihre Un— 
Kreise, die maͤßigkeit sich 
ihrem Treiben die schoͤnste 
das so oft miß⸗ Zeit verderben 
— das Erhoͤhen durch Entbehren verstehen die Gemeinen nicht. Die Ver— 
schaͤmtheit ist aus der Welt gewichen, und zwar nicht aus dem schoͤnen Grunde, 
weil die Welt unschuldig ist.“ 
Verkehrt waͤre es, aus einem etwas freieren Liebesleben allein auf die 
Verderbtheit einer Epoche schließen zu wollen. Mit philisterhafter Eng— 
herzigkeit und mit der Forderung des Innehaltens vorgeschriebener strenger 
—F. Bolt: Am Kamin.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.