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Mit schluͤpf⸗
rigenRoma
nen wuͤrden
die jungen
Herzen zu
niedrigen
Leidenschaf—
ten verderbt
und wer
ihren zu—
dringlichen
Außerungen
kein Gehoͤr
gebe, werde
mit Stiche—
leien und
Anspie⸗
lungen ver—
folgt. Sol—
che Maͤdchen
muͤssen aller⸗
dings dann
Frauen geworden sein, die nichts als den Putz im Kopfe hatten und
hren Mann ruinierten. Von andern aber wird erzaͤhlt, daß sie nicht
minder verschwenderisch mit Modeartikeln waren, daß sie aber dafuͤr
zufrieden seien, wenn sie zu Hause ein Schaͤlchen Kaffee und eine Butterstolle
zum Mittagsmahle haben. Das war ein echt berlinischer Zug: im Hause
sich einschraͤnken, nach außen aber prunken. Viele Frauen der vornehmen
Welt waren große Liebhaberinnen von Komoͤdien, und der Hofmeister ihrer
Soͤhne mußte die wichtigsten Arbeiten beiseite legen, wenn der neueste Roman
aus dem Buchladen kam. Wollte er als Mensch von Talent und Geistes⸗
kraft gelten, mußte er bei jeder empfindsamen Stelle in Wonnegefuͤhl und
himmlischem Entzuͤcken zerschmelzen. Trotz aller Aufklaͤrung spielten sie
leidenschaftlich gern Karten. Eine andere Unterhaltung war kaum in der
damaligen Gesellschaft bekannt. Zwar zeigte sich schon damals die große
Vorliebe der Berlinerinnen fuͤr die Musik. Sie musizierten selbst und
sangen; diese Musikabende, deren bedeutendsten Menzel im „Floͤtenkonzert“
herewigt hat, waren der Ausdruck der beginnenden feineren Geselligkeit,
die bald die Epoche Friedrich Wilhelm J. uͤbberwand. Aber trotzdem jetzt
nehr lasen, zeichneten, stickten und sich anderen verfeinernden Beschaͤftigungen