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Die Damen

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

75 — 
Mit schluͤpf⸗ 
rigenRoma 
nen wuͤrden 
die jungen 
Herzen zu 
niedrigen 
Leidenschaf— 
ten verderbt 
und wer 
ihren zu— 
dringlichen 
Außerungen 
kein Gehoͤr 
gebe, werde 
mit Stiche— 
leien und 
Anspie⸗ 
lungen ver— 
folgt. Sol— 
che Maͤdchen 
muͤssen aller⸗ 
dings dann 
Frauen geworden sein, die nichts als den Putz im Kopfe hatten und 
hren Mann ruinierten. Von andern aber wird erzaͤhlt, daß sie nicht 
minder verschwenderisch mit Modeartikeln waren, daß sie aber dafuͤr 
zufrieden seien, wenn sie zu Hause ein Schaͤlchen Kaffee und eine Butterstolle 
zum Mittagsmahle haben. Das war ein echt berlinischer Zug: im Hause 
sich einschraͤnken, nach außen aber prunken. Viele Frauen der vornehmen 
Welt waren große Liebhaberinnen von Komoͤdien, und der Hofmeister ihrer 
Soͤhne mußte die wichtigsten Arbeiten beiseite legen, wenn der neueste Roman 
aus dem Buchladen kam. Wollte er als Mensch von Talent und Geistes⸗ 
kraft gelten, mußte er bei jeder empfindsamen Stelle in Wonnegefuͤhl und 
himmlischem Entzuͤcken zerschmelzen. Trotz aller Aufklaͤrung spielten sie 
leidenschaftlich gern Karten. Eine andere Unterhaltung war kaum in der 
damaligen Gesellschaft bekannt. Zwar zeigte sich schon damals die große 
Vorliebe der Berlinerinnen fuͤr die Musik. Sie musizierten selbst und 
sangen; diese Musikabende, deren bedeutendsten Menzel im „Floͤtenkonzert“ 
herewigt hat, waren der Ausdruck der beginnenden feineren Geselligkeit, 
die bald die Epoche Friedrich Wilhelm J. uͤbberwand. Aber trotzdem jetzt 
nehr lasen, zeichneten, stickten und sich anderen verfeinernden Beschaͤftigungen
	        
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