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Die Dienstboten

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

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doch uͤber die der Kirche zu⸗ 
Katholische sammen, und 
Kirche von zwar in klei— 
damals die nen Logen 
Fuͤrstin Ga— oder Kabi— 
litzin berich— netten, die ge— 
ten: schlossen wa— 
„Die Ge— ren, Schau— 
sellschaft, die fenster nach 
sich fast taͤg— demAltarund 
lich in den der Kanzel 
Salons und hin hatten, im 
bei Hofe sah, uͤbrigen aber 
kam auch in immer so ein⸗ 
gerichtet waren, daß man, unbemerkt von der versammelten Gemeinde, 
plaudern, sich putzen, Besuche abstatten, Buͤcher lesen und mitunter auch 
recht sanft schlummern konnte. Die Loge der Graͤfin Schmettau, der Fuͤrstin— 
mutter, war immer mit Besuchern gefuͤllt — und die Andaͤchtigen hatten zu— 
letzt mehr acht auf die Schoͤnpflaͤsterchen und Schminken der Nachbarin, als 
auf den Gottesdienst.“ 
War die Kirche zum Tummelplatz der gesellschaftlichen Eitelkeiten ge— 
worden, so geschah das alles doch nicht, weil die Gesellschaft keine anderen 
Gelegenheiten zum uͤblichen Treiben hatte. Wenn es auch noch nicht schicklich 
war, daß die Damen allein spazieren gingen, wenn sie auch noch nicht auf 
die Straße hinabgestiegen waren“*, so konnten sie doch in angemessener Be— 
gleitung gewisse Punkte der Stadt aufsuchen wo sich eine Art von gesellschaft— 
lichem Leben entwickelte. Das war damals die Umgegend des Schlosses, die 
Plaͤtze am Zeughaus und an der Oper und die Straße Unter den Linden. 
Die Damen gingen dort spazieren, wie sie heute die Leipziger Straße hinunter 
gehen — immer in Geschaͤften und mit Paͤckchen beladen, waͤhrend sie fruͤher 
von Dienern und Dienerinnen begleitet wurden. 
Außer auf den Promenaden in der Stadt fand sich die elegante Welt 
auch draußen im Tiergarten zusammen. Hatte Friedrich Wilhelm J. dem 
*Ein Reisender aber entruͤstet sich uͤber die schon damals geuͤbte Sitte der Damen, 
tief verschleiert in Kokottenlokale zu gehen. Er meinte, sie wollten sich nicht vom Elend ihrer 
gefallenen Mitschwestern uͤberzeugen und helfend eingreifen — sondern sie kamen ins 
Orpheum, um die Kunstgriffe der Halbwelt zu erlernen. Sie verfolgten die Kokotten mit 
gierigen Blicken, sie praͤgten sich ihre Bewegungen, ihre Mimik, ja selbst ihre Sprache ein 
und waren nur darauf aus, in ihrer Kleidung und ihren Manieren den Dirnen zu gleichen, 
um trotz ihrer Verbluͤhtheit und trotz ihres Alters die Maͤnner an sich zu fesseln und neue 
Liebhaber zu gewinnen.
	        
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