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In den Bemerkungen eines Reisenden
durch die koͤniglich preußischen Staaten* wird
ein Morgenfruͤhstuͤck erwaͤhnt, das eine reiche
Gesellschaft im Taroneschen Garten am Tier—
garten einnahm. Ein Musikkorps spielte auf,
Bediente standen herum und der Marqueur
erzaͤhlte dem Beobachter, daß Schokolade,
Tee, Kaffee, Limonade, Orgeade, Ratafia,
Persiko, Danziger Branntwein, Butterbrot,
Schinken, Braunschweiger Wurst und kaltes
Rindfleisch verzehrt worden waren. Der
Reisende meinte entzuͤckt:
„Die Damen waren alle im Neglige“*
und nach dem besten und feinsten Geschmack
angezogen,
sie sahen zum
Teil wie die
Grazien aus
und flogen
mehr, als sie
tanzten. Ge⸗
gen ein Uhr
sprangen sie in den Wagen und eilten ohne
Zweifel zur Toilette, um sich zur Tafel,
welche um 2 Uhr angeht, vorzubereiten.“
Um ein Uhr hatten sie erst den Tanz,
der dem Fruͤhstuͤck gefolgt war, beendet.
Sie wußten schon zu leben und zu genießen,
die Damen der vornehmen Welt unter
Friedrich II. Es gab uͤberhaupt wohl nichts
in ihrem Leben, was nicht Genuß und Ver—
gnuͤgen gewesen waͤre. Von sozialen Pflichten
oder Sorgen fuͤrs Allgemeinwohl wußten sie
nichts. In ihren behandschuhten Haͤnden und
ihren gepuderten Koͤpfchen wurde alles zum
Amuͤsement. Selbst der Gottesdienst war
ihnen ein Vergnuͤgen geworden. Konnte
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* Altenburg 1779.
d. h. im leichten Morgenanzug, im Haͤubchen anstatt im Hut, sonst aber nicht
etwa frei oder aͤrmlich.