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Berliner Schlosse eine sogenannte table de confidence an der Maschinentafel,
zu der die Speisen durch ein Triebwerk in das Speisezimmer im zweiten Stock—
werk gehoben wurden, so daß keine Bedienten noͤtig waren. Zu dieser Tafel
waren stets mehrere geistreiche Freundinnen des Koͤnigs eingeladen. Weil am
Sylvestertage die Herrschaft der Damen beginnt, fand jede dieser Damen
unter ihrer Serviette eine Krone und ein Zepter von Zucker „als Symbol der
Zuͤßigkeit ihrer Herrschaft“.
Eine von den Schoͤnheiten der Berliner Gesellschaft, die Friedrich II.
auszeichnete, war Frau von Troussel, fruͤhere Frau von Kleist, eine Tochter
des GeneralsSchwerin, zu haben. Die Ge—
ehemals Ehrenfraͤulein schichte machte gewalti—
der Koͤnigin-Mutter, gen Laͤrm. Das Fraͤu⸗
eine der galantesten, lein wurde vom Hofe
lebendigsten, heitersten weggeschafft. Bald
und beliebtesten Da— darauf haͤtte sie eine
men. Nach Zimmer—⸗ beruͤhmte Liebesaffaͤre
mann soll sie schon in mit dem beruͤchtigten
ihrem vierzehnten Breslauer Bischof
Jahre ein Verhaͤltnis Schaffgotsch. Trotzdem
gehabt haben. Von fand sie einen jungen
dem Kastraten Por—- und reichen Mann, den
gorino, der damals an Domherrn Kleist in
der Oper sang, wurde Brandenburg. Er ließ
erzaͤhlt, er finde bei sich in große Unter—
den aufgeklaͤrten Da— nehmungen bei einer
men Berlins einen Sozietaͤtshandlung ein,
sonderbaren Beifall. um seine Frau zufrieden
Und eine alte Hofdame zu stellen, die sehr viel
soll das Fraͤulein von Geld brauchte. Als er
Schwerin uͤberfuͤhrt in Schulden geriet,
haben, bei Porgorino ward der Artillerie⸗
eine Nacht zugebracht kapitaͤn von Troussel
ihr Liebhaber. Kleist machte Vorstellungen dagegen, die sie sehr schnoͤde auf—
nahm. Nun ging Kleist davon und ließ alles im Stich. Sie ließ sich von ihm
scheiden, nahm ihre drei Kinder zu sich, heiratete Herrn von Troussel — aber
erwarb zugleich den Kabinettsrat Galster zum Liebhaber. In dieser Eigen—
schaft erteilte sie oͤffentlich Audienzen, und ihr Wagen mußte oft die ganze
Nacht vor Galsters Tuͤre halten, um zu zeigen, wie eng sie mit dem einfluß—
reichen Manne liiert sei. Durch Galster ward der Minister von Goͤrne, der
den Koͤnig bei der Seehandlung so stark betrog, zum Minister vorgeschlagen.
Berliner Kostüme um 1760