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machten, so dauerte die Spielzeit Schoͤnemanns nicht lange. Der Koͤnig unter—
stuͤtzte nur die große franzoͤsische Oper. Das deutsche Schauspiel mußte an
kleinen Residenzen und in Handelsstaͤdten seine von manchem Mißgeschick
begleiteten Kinderjahre durchmachen. Von dort aber kamen die Truppen, die
sich die kuͤnstlerischen Prinzipien der Eckhof und seiner Schuͤler zu eigen ge—
macht. Unter ihnen war vor allem Koch, der 1771 an Doͤbbelins Stelle trat
und in seiner zweiten Frau Christiane Henriette eine ungewoͤhnlich begabte
und vielseitige Schauspielerin mitbrachte. Sie war, wie so viele der
Spielerinnen alter Zeit, befaͤhigt, in der Tragoͤdie großen Stils sowohl wie
im Sing- und Lustspiele zu wirken — und das mit großem Erfolg. Koch
Winterbelustigung in den Zelten Anfang des 19. Jahrhunderts
spielte mit Vorliebe Lessing, dessen Ziel, ein deutsches Nationaltheater zu
schaffen, er sich ganz zu eigen gemacht hatte. Er brachte als erster „Emilia
Galotti“ heraus und ebenso Goethes „Goͤtz“. Ihm ist es zu verdanken, wenn
Berlin damit zur deutschen Theaterstadt wurde und von nun an fast immer die
Vorherrschaft auf dem Gebiete der Theaterliteratur behielt. Koch starb zwar
schon im Jahre 1775. Aber nach ihm kam Doͤbbelin wieder zur Direktion,
der in unbewußtem Drange nach Groͤße und Bedeutung nicht von der Kochschen
Richtung abwich und bald den „Nathan“ auffuͤhrte — der zwar durchfiel, aber
doch seine Wirkung auf Berlins Bewohner ausuͤbte. Und die Auffuͤhrungen
der „Raͤuber“ und mehrerer Stuͤcke von Shakespeare erweiterten jedenfalls
den Horizont der Theaterbesucher um ein Wesentliches. Selbstverstaͤndlich
war Doͤbbelin nicht der eigentliche Pfadfinder in die neuen Lande der Dicht—