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nun nicht mehr so ver—
schleiert betteln duͤr—
fen. Sie werden aber
doch so schlau sein,
andere Wege zu fin—
den, auf denen sie zu
ihrem kleinen Ver—
dienst kommen. Das
sind die Kinder aus
den Familien, wo der
Vater trinkt oder die
Mutter krank ist, oder
wo die Arbeitslosigkeit
eingezogenistundauch
manchmal Verschla⸗
genheit die Kinder
verdirbt. Diese Kin—
der, die krumme Fuͤße
und auf den Koͤpfen
Ausschlag haben, die
zu selten in frische
Luft kommen und
wohl gar den Schmutz
von der Straße zu—
sammenpappen, weil
ihnen die muͤtterliche Erde fehlt. In den Volksvierteln spielten die Kinder
schon in der Biedermeierzeit in Rinnsteinen, in die aller Unrat aus der
Kuͤche und anderen Orten hinein kam und in denen die ekelhaften Wasser—
ratten hausten. Solche Spiele waren auch den Kindern der Millionenstadt
noch angenehmer Zeitvertreib. Bis ums Jahr 1880 die Kanalisation in
Betrieb genommen wurde, machten die Proletarierkinder Jagd auf die Rinn—
steinratten. Sie hatten es allerdings noch besser als die heutigen Großstadt—
kinder. Das einzige, was die der Vergangenheit voraus haben, sind die besseren
Schulen. Im Jahre 1827 besuchte mehr als ein Viertel der schulpflichtigen
Maͤdchen nicht die Schule. Bis in die sechziger Jahre gingen noch tausende
von Kindern in die engen und unzureichenden Privatschulen. Erst in den
sechziger Jahren wurden aus den Armenschulen Gemeindeschulen und be—
kamen sie dann auch andere Lehrfaͤcher als nur Religionslehre und Kirchenlieder.
Fuͤr die Kinder der Wohlhabenden war besser gesorgt. Seit Anfang
des Jahrhunderts gab's hoͤhere Toͤchterschulen. Auch hatten sie bessere Spiel—