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Die Damen

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

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gnuͤgte sich nicht damit, Werke wie das 
herrliche Zeughaus von Schluͤter auf— 
fuͤhren zu lassen und auch andere be— 
deutende Baumeister, wie Nering und 
de Bodt, zu beschaͤftigen. Er ließ von dem 
beruͤhmten Lenotre den Wald, der das 
neuerbaute Charlottenburger Schloß um— 
gab, ausroden und nach dem Geschmack 
der Versailler in einen weiten Park mit 
Teichen und Orangerien umwandeln. 
An beiden Seiten der verbreiterten Tier— 
gartenallee, der heutigen Charlotten— 
burger Chaussee, die nach dem neuen 
Schloß fuͤhrte, waren fuͤr die Wagen— 
fahrten des Hofes Pfaͤhle mit Laternen 
aufgestellt. Etwa in der Mitte des 
langen sandigen Weges wurde ein mit 
Eichen bepflanzter Platz, der heutige 
„Große Stern“ angelegt und von ihm 
aus zogen sich strahlenfoͤrmig sechs 
Alleen fuͤr die Spaziergaͤnger ins Gruͤn. 
Da aber die Sandwege gar zu beschwer— 
lich waren, ließ sich der Hof auf einer 
hollaͤndischen Treckschuyte die Spree 
entlang nach dem Charlottenburger Schloß ziehen. Die Berliner machten 
ihm das bald nach, und so wurde denn der Tiergarten bald ein Ausflugsort 
— besonders, als nun der dichte Wald durch zahlreiche andere Alleen und 
Plaͤtze und Promenadenwege gelichtet worden war. 
Friedrichs Nachfolger, der derbe Friedrich Wilhelm J. mochte zwar nichts 
vom Charlottenburger Prunkpark wissen, aber er sorgte doch fuͤr die Erhaltung 
des Tiergartens. Er schob auch die Stadtmauer bis zum heutigen Branden— 
burger Tor hinaus. An der Bellevuestraße wurden damals noch die Reste 
der Leichen aus dem Theatrum anatonicum eingescharrt und aus einem 
Teil des Parks ein Exerzierplatz gemacht — wie Berlin ja unter ihm fast 
ganz einer großen Kaserne glich, hatten doch die Zwanasbauten auch was 
geradlinig⸗militaͤrisches an sich. 
In solchem verschandelten Lustwald mochten die Damen gewiß nicht 
gern ihre Erholung suchen oder ihre Reize zur Schau fuͤhren. Und so waren 
sie denn auf Hausbesuche angewiesen. — Die Zimmer, in denen die 
Damen solche Besuche empfingen, hatten oft Kamine und große in die 
Chodowiecki: Vrunkbett.
	        
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