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Von Bürgern und Kindern

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

461 — 
Knaben im Schulwesen. In 
ihren Reihen finden sich auch 
manchmal sozialistisch Gerich— 
tete. Das sind nicht immer 
Blaustruͤmpfe oder Petro— 
leusen. Viele sind ganz aus— 
gezeichnete Hausfrauen — 
waͤhrend andere wirklich uͤber 
die vier Klassen auf der Eisen— 
bahn entruͤstet sind und doch 
selbst stets nur zweiter Klasse 
fahren und uͤber Erziehung 
schreiben, waͤhrend ihr eigenes 
Kind im Schmutz und ohne 
muͤtterliche Liebe zu Grunde 
geht. Doch haben wir den 
sozialistisch Gerichteten manche 
gute neue Wohlfahrtseinrich— 
tung und manchen Fortschritt 
zu verdanken. Die Woͤchne— 
rinnen- und Saͤuglingsheime 
— das sind alles sozialistische 
Wuͤnsche ... 
In diesen Kreisen ist auch 
Sinn fuͤr eine feinere Gesellig— 
keit zu finden, die nicht nur 
aufs Materielle, sondern vor— 
zuͤglich auf geistige Erquickung, 
Aussprache und Scherz gerich— 
tet ist. Manche Salonheilande 
finden allerdings auch hier 
voruͤbergehend ihre Anhaͤnger. J 
Der Messias im Frack, der von huͤbsch gekleideten und apart frisierten 
Damen angeschwaͤrmt wird, weiß selbst geistige Kreise oft eine Zeit lang zu 
taͤuschen — wohl, weil er sich selbst taͤuscht. In der Neuen Gemeinschaft lief 
mancher verzuͤckte Heiland zwischen den gar zu erwartungsvollen Damen 
herum. 
Nun ist ja auf der andern Seite des Buͤrgertums, wo mehr das Materielle 
geschaͤtzt wird, auch nicht alles einwandfrei. Die Frauen sind oft von einer 
schrecklichen Einseitigkeit fuͤrs Außerliche. Sie muͤssen jeden Abend ausgehen—
	        
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