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Von Bürgern und Kindern

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

459 — 
1861: Freundinnen nähen gemeinsam das Kleid der Braut. 
aus der Gesellschaft vor den zahlreich zuschauenden jungen Damen und Back— 
fischen ihre Ubungen machten und mit den Offizieren kokettierten. Aus dem 
Skating Ring, der in der Bernburger Straße erbaut worden war, entstand 
schließlich die Philharmonie, weil die Rollschuhlauferei nicht genuͤgte, die 
Ausgaben fuͤr das große Etablissement zu decken. Eine große, reiche Schicht 
existierte ja auch noch nicht, die solche Saͤle fuͤllen konnte. Und der gebildete 
Mittelstand mußte sehr genau mit seinem Geld rechnen — wie auch heute 
noch. Seine Frauen holen meist selbst ein, greifen in der Kuͤche zu, naͤhen 
manche Kleidungsstuͤcke, putzen sich selbst die Huͤte und haben mit dem 
„Vater“ erst einen Kampf zu bestehen, wenn sie sich ein neues Kleid kaufen 
wollen. Gewoͤhnlich wird wegen der Wohnung, der Kleidung, der Schul— 
gelder und des „standesgemaͤßen“ Auftretens die Ernaͤhrung uͤber Gebuͤhr 
geschmaͤlert. Die Portierfrau in den Haͤusern des Mittelstandes kauft mehr 
Fleisch beim Schlaͤchter und mehr Gaͤnse auf dem Marlt als die Frau des 
Redakteurs. Waren Toͤchter im Hause, so mußten die Kraͤnzchenkleider 
vom Munde abgespart werden. Jetzt ist das ja anders geworden Die Maͤdchen 
des Mittelstandes sitzen nicht mehr unnuͤtz zu Hause, wo sie das Klavier 
und ihre Umgebung quaͤlten. Sie gehen jetzt in die Bureaus oder verdienen 
sich ihr Brot als Lehrerinnen. Die Frau im Mittelstand muß eben tuͤchtig
	        
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