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Chodowiecki 1760: Elternglück.
und der nun folgenden absolutistischen Regiererei hervorgerufen worden war,
ließ die Neigung erwachen, alles, was Erheiterung und Verschoͤnerung des
Lebens versprach, zu Hilfe zu nehmen. So wurden von den Maͤnnern die
franzoͤsischen Peruͤcken aufgesetzt, die muͤhsam Wuͤrde und Ernsthaftigkeit
erkuͤnstelten. Die Frauen aber steckten sich in die feminin gespreizte franzoͤsische
Tracht, die scheinbar die Frauen zu Koͤniginnen machte, sie aber mit ihrem
Prunk und ihren Reifroͤcken, den Schnuͤrleibern und Stoͤckelschuhen in eine
große Abhaͤngigkeit brachte.
Auf den Straßen und auf den freien Plaͤtzen hatte sich diese Pretioͤse
jahrzehntelang nicht zeigen duͤrfen. Sie war aus dem Lustwaͤldchen ver⸗
draͤngt worden, den ihr der erste Preußenkoͤnig geschaffen: aus dem Tier—
garten. Unter dem großen Kurfuͤrsten war der Tiergarten noch ein Jagd—
wald gewesen, in dem das Wild gepflegt wurde. Er reichte damals noch bis
fast an den Hausvogteiplatz. Zwar wurden schon die Linden und noͤrdlich von
ihuen die Dorotheenstadt von der Gemahlin des großen Kuͤrfuͤrsten angelegt.
Auch unter dem ersten Preußenkoͤnig behielt der Tiergarten noch den
Charakter eines Jagdreviers, in dem Prunkjagden abgehalten wurden.
Doch veranlaßte die Neigung zur Prachtentfaltung den Koͤnig, der seines
schwaͤchlichen Zustandes wegen nicht an den Jagden teilnehmen konnte,
den Tiergarten in einen Lustgarten umzuwandeln. Seine Baufreude be—