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Die Halbwelt

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

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und im Zaum halten zu koͤnnen, hatte sich uͤberzeugen muͤssen, daß eine 
Großstadt vom Wachstum und dem Range Berlins ganz andere Beduͤrfnisse 
erzeugt, als sie von einigen Haͤusern befriedigt werden konnten. Die Maͤnner 
zogen den Umgang mit Winkeldirnen, namentlich den feineren in den Tanz— 
lokalen, vor. Damit hatten die Bordelle ihren Zweck verloren. 
Eine andere Zeit meldete sich an. 
Man konnte die Maͤdchen, deren man so notwendig bedurfte, nicht 
mehr wie Aussaͤtzige in beliebige und bestimmte Haͤuser sperren .. 
Eine Institution 
wie das Bordellwesen 
machte eine gewisse 
geregelte Rekrutierung 
der Bordelldirnen noͤ⸗— 
tig. Das uͤbernahmen, 
wie stets in solchen 
Faͤllen, schmarotzende 
Zwischenhaͤndler. In 
Berlin waren es so— 
genannte Verschicke— 
frauen, die von aus— 
waͤrts Bordelldirnen 
holten. Fuͤr schoͤne 
Dirnen bekamen die 
Frauen von den Bor— 
dellwirten bis zu 80 
Talern. Fuͤr die Unter— 
bringung einer Dirne 
aus dem einen Berliner 
Bordell ins andere — 
die Kunden eines Hau— 
ses liebten die Ab— 
wechslung, wollten 
neue Gesichter sehen 
— erhielt die Verschicke— 
frau zwei Taler. Auch 
aus anderen Gruͤnden 
wurden die Maͤdchen 
vielfach hin- und her— 
geschoben. Meist wa— 
ren die Maͤdchen tief
	        
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