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und im Zaum halten zu koͤnnen, hatte sich uͤberzeugen muͤssen, daß eine
Großstadt vom Wachstum und dem Range Berlins ganz andere Beduͤrfnisse
erzeugt, als sie von einigen Haͤusern befriedigt werden konnten. Die Maͤnner
zogen den Umgang mit Winkeldirnen, namentlich den feineren in den Tanz—
lokalen, vor. Damit hatten die Bordelle ihren Zweck verloren.
Eine andere Zeit meldete sich an.
Man konnte die Maͤdchen, deren man so notwendig bedurfte, nicht
mehr wie Aussaͤtzige in beliebige und bestimmte Haͤuser sperren ..
Eine Institution
wie das Bordellwesen
machte eine gewisse
geregelte Rekrutierung
der Bordelldirnen noͤ⸗—
tig. Das uͤbernahmen,
wie stets in solchen
Faͤllen, schmarotzende
Zwischenhaͤndler. In
Berlin waren es so—
genannte Verschicke—
frauen, die von aus—
waͤrts Bordelldirnen
holten. Fuͤr schoͤne
Dirnen bekamen die
Frauen von den Bor—
dellwirten bis zu 80
Talern. Fuͤr die Unter—
bringung einer Dirne
aus dem einen Berliner
Bordell ins andere —
die Kunden eines Hau—
ses liebten die Ab—
wechslung, wollten
neue Gesichter sehen
— erhielt die Verschicke—
frau zwei Taler. Auch
aus anderen Gruͤnden
wurden die Maͤdchen
vielfach hin- und her—
geschoben. Meist wa—
ren die Maͤdchen tief