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Abend an der naͤchsten
Ecke warten. — Frische,
helle Blusen, die alle die
Buchhalterinnen, Einrich—
terinnen und Packerinnen,
Naͤherinnen und Probier—
mamsells mittags ange—
zogen haben, und die leuch—
tenden Augen sagen, daß
etzt erst das Leben beginnt.
Alle die billig aber reizend
gekleideten Maͤdchen sehen
fast stets ohne Neid dem in
Pelz und Seide davonrau—
schenden „Gelbstern“ nach.
Ihrer gibt es weniger, als
man glaubt. *
Jene Probiermamsell,
die schick und flott erst um
zehn oder elf Uhr ins Ge—
schaͤft kommt, die eleganter
als die Kundinnen des
Geschaͤftes gekleidet ist und
jeden Abend zu einem
anderen Souper geladen
wird, existiert fast nur in
der Phantasie der Couplet—
dichter. Damen, die nur
zum Anprobieren der Maͤn—
tel und Kostuͤme im Ge—
schaͤft angestellt werden,
gibt's beinahe uͤberhaupt
nicht. Gewoͤhnlich muß
eine mehr oder weniger
huͤbsche Verkaͤuferin oder
Naͤherin die Probiermam—
sell spielen und mit Eleganz
der Kaͤuferin die Neubeiten der Mode vorfuͤhren. Zwar sind solche leicht—
fertigen Flittchen, wie der Berliner gewisse Maͤdchen nennt, ja auch unter
denen zu finden. Aber nicht alle sind so ...