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Richter: Zeuge Dürr, aus ihren Akten geht hervor, daß Sie
schon sehr oft vereidigt sind. Haben Sie denn auch immer
richtig geschworen?
Dürr: Merschtenteils!
(Berliner Witz 1860— 70.)
oerlockt hatten, als er sie auf dem Maskenball umwarb und um ihre Gunst
anflehte. S. 46.
In den Zeiten der administrativen Verwaltung, als noch keine Preß—
freiheit den Ausdruck jeder beliebigen politischen Meinung erlaubte, als selbst
die Werke der Bettina von Arnim noch allerlei schikanoͤsen Verfolgungen der
Polizeiorgane ausgesetzt waren, mußte die Karikatur auch gewissen politischen
Anspielungen dienen. Auf einer Lithographie aus dem Vormaͤrz verteidigt
sich eine Reinigungsfrau gegen einen strammen Polizisten: „Ick sage ja keen
Wort, Herr Kumzarjus!“ — „Halt Sie's Maul!“ faͤhrt er sie an. „Sie
raͤsoniert inwendig“. S. 173.
Aber solche Blaͤtter sind selten. Niemand mochte sich mit der allmaͤch—
tigen Polizei einlassen. Hoͤchstens wurden die allgemeinen oͤffentlichen Zu—
staͤnde gegeißelt. Das Berlin der ersten Haͤlfte des neunzehnten Jahrhunderts
war naͤmlich ebensowenig eine saubere, mit allen erdenkbaren Ziovilisations—
errungenschaften ausgestattete Stadt wie alle anderen Staͤdte von Anno
dazumal. S. 329. Die Mangelhaftigkeit des Berliner Straßenpflasters war
geradezu sprichwoͤrtlich, und der Dichter Ludwig Robert, ein Bruder der
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aaden eines Berliners in seiner Vaterstadt“ zugleich Straßenpflasterung
and Straßenbeleuchtung des vormaͤrzlichen Berlin zu schildern: