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der Journale werfen ihre letzten Blaͤtter in die Laͤden, ein magerer Zensor
schleicht gekruͤmmt und mit Orden geschmuͤckt an den Haͤusern vorbei, ein
Verbrecher gegen die Menschheit, wahrscheinlich ein Dieb, wird von einem
Gendarmen gefaßt, und ein erzuͤrnter Meister gibt seinem Lehrburschen eine
gewichtige Maulschelle und ruft: „Dir wird der Deibel schon holen!“
Es ist Abend geworden, die Theater sind erleuchtet, die Straßen werden
es soeben, bunt strahlen die Gewoͤlbe der Kaufleute. Ein Posthorn schmettert,
der Fiaker schreit, daß man sich nicht uͤberfahren lasse, ein Betrunkener wird
mit lautem Jubel verfolgt. In den Restaurationen klappern die Billard—
kugeln, in den Schnapslaͤden und Weinhaͤusern klingen die Glaͤser, die Wagen
rasseln und rollen, die aͤsthetischen Tees und die schlichten froͤhlichen Familien—
feste rauben den Straßen nach und nach ihr Leben. Die helle Akademieuhr
unter den Linden zeigt auf Neun, die bedeutungsvollste Stunde fuͤr jene
alleinwandelnden Damen, die feurige Blicke aus ihren verglimmenden Augen
schießen und auch wohl die Maͤnner ansprechen, wenn keine Polizei in der
Naͤhe. Um zehn Uhr wird es schon still und leer, der Nachtwaͤchter piept
und ruft: „Zehn ist die Glock!“ schließt die Haͤuser und legt sich auf die nahe
Treppe, um von seinen Pflichten zu traaͤumen — — — — “
Das Brautmenuett.