240
und Weinstuben, ihren Hunger und Durst zu stillen, die Kinder spielen, die
eigentlichen immerwaͤhrenden Straßenjungen haben sich bei den Kuͤstern
der Kirchen erkundigt, wo Hochzeiten, Kindtaufen oder Leichenbegaͤngnisse
stattfinden, und verdienen sich ein paar Groschen mit dem Offnen der Kutschen,
springen hinauf und versehen die Geschaͤfte der Bedienten. Zwei blau equi—
pierte Beamte, von der Regierung Armenwaͤchter, vom Volke Bettelvoigte
genannt, schleichen umher und suchen das zu verhindern, was die notwendige
Bettlerkneipe um 1850
Folge der menschlichen Raub- und Herrschsucht ist: ein armer Handwerks—
bursche, der sich ein paar Groschen zur Weiterreisc erbetteln wollte, wird gepackt
und nach der Stadtvoigtei gebracht, eine fuͤrstliche Equipage faͤhrt mit raschen,
strotzenden Pferden und goldgezierten Bedienten voruͤber. Die Torfweiber
tragen aus jenem Schiffe das schwarze Brennmaterial auf die Straße, reißen
Zoten, schimpfen und pruͤgeln sich, der Brieftraͤger springt mit tausend
Hoffnungen, Plaͤnen und Wuͤnschen Treppe auf, Treppe ab, auf der Bruͤcke
aber steht ein Ungluͤcklicher und sieht hinunter in die dunkle Spree, welche
zielleicht schon morgen uͤber seinen Leichnam hinwegflutet. Die Kolporteure