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Kleinbürgertum und Proletariat

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

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und Weinstuben, ihren Hunger und Durst zu stillen, die Kinder spielen, die 
eigentlichen immerwaͤhrenden Straßenjungen haben sich bei den Kuͤstern 
der Kirchen erkundigt, wo Hochzeiten, Kindtaufen oder Leichenbegaͤngnisse 
stattfinden, und verdienen sich ein paar Groschen mit dem Offnen der Kutschen, 
springen hinauf und versehen die Geschaͤfte der Bedienten. Zwei blau equi— 
pierte Beamte, von der Regierung Armenwaͤchter, vom Volke Bettelvoigte 
genannt, schleichen umher und suchen das zu verhindern, was die notwendige 
Bettlerkneipe um 1850 
Folge der menschlichen Raub- und Herrschsucht ist: ein armer Handwerks— 
bursche, der sich ein paar Groschen zur Weiterreisc erbetteln wollte, wird gepackt 
und nach der Stadtvoigtei gebracht, eine fuͤrstliche Equipage faͤhrt mit raschen, 
strotzenden Pferden und goldgezierten Bedienten voruͤber. Die Torfweiber 
tragen aus jenem Schiffe das schwarze Brennmaterial auf die Straße, reißen 
Zoten, schimpfen und pruͤgeln sich, der Brieftraͤger springt mit tausend 
Hoffnungen, Plaͤnen und Wuͤnschen Treppe auf, Treppe ab, auf der Bruͤcke 
aber steht ein Ungluͤcklicher und sieht hinunter in die dunkle Spree, welche 
zielleicht schon morgen uͤber seinen Leichnam hinwegflutet. Die Kolporteure
	        
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