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als die bisherigen noͤtig waren. Des Volkes Kraͤfte mußten sich freier
regen und entfalten koͤnnen. So kam das Ende der Leibeigenschaft, und
so kam auch nach dem Ungluͤckskrieg von 1806 die staͤdtische Selbst—
verwaltung. Der Abzug des Feindes gab dann allerlei Gelegenheiten
zu Illuminationen und Volksfesten. Er hatte uͤbrigens noch Spuren hinter—
lassen: Im Jahre 1809 war jedes fuͤnfte Kind ein unehelich geborenes,
im Jahre 1810 nur noch jedes
sechste. Die wirtschaftlichen
Verhaͤltnisse waren noch so
unsicher, daß fortwaͤhrend
Brandstiftungen und Einbruͤche
gemeldet wurden. Sonst
hatten sich die Frauen aus
dem Volke ganz gut gehalten.
Eine Gastwirtin Voigt, die an
der Koͤpnicker Bruͤcke wohnte,
verpflegte 1806 nach den ersten
verlorenen Schlachten viel Sol⸗
daten, die nach Kolberg zogen.
Und die Art, wie die Frau aus
dem Volke uͤberhaupt dem Sie—
ger entgegentrat, illustrierte
Gottfried Schadow. Eine fran—
zoͤsische Wache ruft eine
Waͤscherin an. Die ruft zuruͤck:
„Jott, hab Sie sich nich! La
Vache!“
Schuͤchtern und aͤngstlich
war die Frau aus dem Volke
in Berlin uͤberhaupt nicht. In
einer kleinen Biedermeierszene
von Glaßbrenner schildert er,
wie eine Kleinbuͤrgerin resolut
oon Franz Liszt, der mit Be—
geisterung empfangen worden
war, ein Wohltaͤtigkeitskonzert
oerlangt. Aber es gab auch
feinere Menschen im Volke.
Paul Heise, dessen Eltern am
Weidendamm in einem ein—
Schnapskneipe.