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in jener Art vergnuͤgte und erholte, wie es das heute auf dem Tempel—
hofer Felde macht. Der Buͤrger zog hinaus nach den Zelten und ließ sich wohl
auch bei Leierkastenmusik von dort auf großen Booten nach Moabit uͤber—
setzen, wo noch keine hochummauerten Straßenzuͤge standen, sondern Kaffee—
gaͤrten auf den Wiesen eine bescheidene Sommerlust boten. Die vornehmere
Welt ging in den Krollschen Konzertgarten oder auch in die Reste der vielen
Lokale, die meist am Rand des Tiergartens in der Naͤhe des Landwehrkanals
lagen. Auch beteiligten sie sich am Korso, der einige wirkliche Bluͤtejahre sah
und viel Volk anlockte.
Berlin war eben
noch eine Stadt, deren
Dimensionen noch nicht
das Volksleben in so—
viel Teile wie heute aus—
einandergedraͤngt hatte.
Die ganze Bevoͤlkerung
konnte sich noch in einem
Park zusammenfinden
— einem Park, der heute
weniger eine allgemeine
Erholungsstaͤtte als ein
Lustgarten fuͤr die be—
mittelten Anwohner und
deren Kinder ist.
Trotz der besseren
Luftverhaͤltnisse in der
Stadt, die noch nicht
200 000 Einwohner
zaͤhlte, waren die Ge—
sundheitsverhaͤltnisse
nicht die besten. Der
Oberstaatsmedikus Dr
Formey schrieb 1796
uͤber die Wohnungs—
hygiene: „Uberhaupt
tragen die elenden
Wohnungen, die der ge—
meine Mann in Berlin
hat, zu den Krankheiten
dieser arbeitsamen
Kleinbürger-Polterabend um 1850.