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Kleinbürger im 18. Zahrhundert.
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Heiratsanträge.
Serie von D. Chodowiecki.
wenn sie nach jahrelangem Arbeiten fuͤr andere endlich dazu kam, fuͤr sich
zu wirtschaften, alles in Ordnung halten, mit bescheidenen Groschen die
Mahlzeiten bereiten, die Kinder besorgen, den Mann betreuen und nur zu
oft noch selbst mit hinzuverdienen. Jede Frau wird wissen, was es heißt,
mit zwei Armen Geld schaffen und zugleich kochen, scheuern, naͤhen, waschen,
Kinder naͤhren und warten und doch die gute Laune behalten. Denn die
hat die Berlinerin sich meist nie nehmen lassen. Wenn es ihr zu arg wurde,
schimpfte sie sih mit den Nachbarinnen oder mit ihrem Mann herum — und,
sie war wieder obenauf. Wie viele solcher Frauen haben schon stets uner—
muͤdlich fuͤr andere gearbeitet, gewaschen, geplaͤttet, aufgewartet und ge—
scheuert! Sie sparten sich womoͤglich dabei das Essen vom Mund ab, um es
ihren Kindern heimlich mitbringen zu koͤnnen. Chamisso hat das Motiv zu
seiner „Waschfrau“ ja nur in Berlin gefunden. Und es muß wohl ein haͤufiges
gewesen sein. —
Fuͤr Bildung hatten diese Arbeitsbienen nie viel Zeit. Aber irgendein
Monatsblatt wurde doch manchmal in solchen Familien gehalten. Die
„Gartenlaube“ war oft zu finden — allerdings auch oft Kolportageromane.
Aber mit den vordringenden radikalen Anschauungen, die seit den vierziger
Jahren des 19. Jahrhunderts uͤberall hinfanden, verloren diese Schund—