Path:
Höker und Hausierer

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

293 
Erster Herr: Haben Sie Eier? 
Hoͤkerin: Eier? 
Erster Herr: Ja Eier! Die laͤnglich runden Dinger, welche zum Beispiel 
die Huͤhner behufs Vermehrung ihrer Familie legen. 
Hoͤkerin (mit gewitterschwerer Stimme): Na ja, jlooben Sie etwa, 
ick weeß nich, wat Eier sind? Ick fragte man blos, weil ick als Obsthaͤndlerin 
dachte, ick haͤtte mir verhoͤrt, wie Eener bei mir nach Eier fragt. Ick halte mir 
keene Eier, weil hier manchmal Menschen herkommen, die Witze machen 
wollen, un da werden se faul. 
Zweiter Herr (kann sich des Lachens nicht enthalten): Haha! Sehr gut, 
sehr gut! 
Erster Herr (zu ihm): J wie koͤnnen Sie denn daruͤber lachen, wenn die 
Hoͤkerin hier malitios wird! 
Hoͤkerin: Hoͤkerin? (steht auf und stemmt den Arm in die Seite) 
Hoͤren Se mal, Sie Bulldock, nu blaffen Se den Oogenblick vor 'ne andere 
Dhuͤre, oder ick trete Ihnen uf 'n Fuß, det Se ihn acht Dage lang wiene Haar— 
nadel dragen sollen und schreien! 
zLehier Herr: Nein, das ist doch merkwuͤrdig, was diese Hoͤkerin schimpfen 
ann! 
Hoͤkerin (sehr zornig): Schimpfen? J hoͤr' Er mal, Er langbeeniger 
Kranich mit de Brille uf de Nafe, wat red't Er denn von Schimpfen? So'n 
daͤmlicher Suͤnder wie Er is, den kann man ja jar nich schimpfen, der is ja schon 
Allens doppelt jewesen, wat man Niedertraͤchtiges jejen ihn aussprechen kann. 
Wenn Erspillrijet Jerippe zwee Pfund Fleesch uf'n Leibe haͤtte, denn koͤnnte man 
Karmnade vor de Schlaͤchterhunde aus Em hacken, aber die Theelen sind ville 
zu eitel, um an so 'nen Kerl zu knabbern! So'n Schatten 
von Mannsperschon will Leute zum Besten haben. J, Er 
Jespenst! Em blase ick ja durch seine durchsichtigen Knochen 
in die Hoͤchte, det Er verhungern soll in de Luft, un wenn 
Er sich vor vierzehn Dage zu fressen mitnimmt! Leg' Er sich 
doch lieber uf'n Kaͤlbermarcht hin, damit Er unter Seines— 
jleichen is, und laß er sich die Sonne in 'n Hals scheinen, 
damit Er endlich mal wat Warmes in den Leib kriegt. 
Schneid' Er sich doch seine drittehalb Haare von seinen 
hohlen Kopp runter und stech' Er se in en Wollsack, damit Er 
zeitlebens zu suchen hat, wenn Er seine Liebste mal 'ne Locke 
schenken will, un verjreif Er sich dabei, damit die weeß, det 
Er en Schaafskopp is! J, kiek Er doch mal, Er ausjehungerter 
Federfuchser, Er will Leute chikannieren? He? Leute will 
Er chikannicken? J, Er abjemerjelter Menschensplinter, dhu
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.