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Die Dienstboten

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

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*5— 
Kuͤche aufwischen und ordnen und nachher sofort Struͤmpfe stopfen, kleine 
Stuͤcke waschen und plaͤtten, einkochen oder mit den Kindern spazieren fahren. 
Diese Ausfahrt, wobei es oft ein Kind im Wagen schieben und mehrere 
andere Kinder beaufsichtigen muß, wird dem Maͤdchen als Erholung ange— 
rechnet, waͤhrend die Frau doch nicht eine Stunde lang allein mit den Kindern 
sein kann, ohne vollkommen erschoͤpft zu sein. Nach der Ausfahrt heißt es 
Abendbrot besorgen, decken, abraͤumen und abwaschen. Wie oft kommt das 
Maͤdchen nicht dazu, eine Nadel fuͤr sich in die Hand zu nehmen und seine 
eigenen Sachen in Ordnung zu halten! Und dann nur alle vierzehn Tage 
„freien Sonntag“, d. h. einen Nachmittag lang von 4 bis 10 Uhr darf sie aus— 
gehen, darf sie Schritte machen, die nicht von anderen befohlen sind. . . 
Nun gibt es ja auch genug, die streng und fest gehalten werden muͤssen. 
Die Zustaͤnde unserer UÜbergangszeit beanspruchen außerdem, daß eine 
Hausfrau nicht zuviel Ruͤcksicht auf einen familienfremden Menschen nehmen 
kann, will sie ihre Fa— 
milie in Ordnung hal⸗ 
ten. Ruͤcksicht — das 
waͤre wohl das Ver— 
kehrteste. Mit liebe— 
vollem Familienan— 
schluß und aͤhnlichen 
gefuͤhlvollen Dingen 
laͤßt sich die Dienst— 
botenfrage nicht loͤsen. 
Der Bedarf ist zu 
groß in Berlin. Wo 
die Nachfrage so 
groß ist, werden die 
Begehrten stets die 
Bedingungen stellen. 
Daher der forsche Ton 
in den Mietsbuͤreaus 
— die jetzt endlich der 
privaten Spekulation 
entzogen werden. Die 
ttaͤdtischen Behoͤrden 
errichten jetzt selbst 
Stellenvermittlun— 
gen. Allerdings ge— 
woͤhnen sich die Mad— 
dörbeck: 18303: Hökerin im Winter.
	        
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