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Die Dienstboten

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

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gesinde die guͤtigste Herrin sein. Sie 
behandelte ihre Untergebenen mit dem— 
selben Vertrauen und der gleichen 
Freundlichkeit wie ihre Freunde, re— 
dete mit ihnen wie mit Gleichge— 
stellten. Besonders ihre alte treue 
Dore stand ihr nahe wie eine Freun— 
din; Rahel pflegte sie selbst in Krank— 
heit; und sie hielt sich nicht fuͤr zu 
fein, neben ihr vorn im ersten Rang 
des Koͤnigstaͤdter Theater zu sitzen und 
die „sieben Maͤdchen in Uniform“ zu 
sehen. Karolinens, des zweiten Maͤd— 
chens, Leidenschaft war das Blumen— 
verkaufen: „Sie kauft sie immer erst 
fuͤr ihr Geld“, bemerkte Rahel, „und 
das ist immer mein Geld, die Freiheit 
bat sie obenein. „Sind Herr oder 
Herrin auf Reisen, so werden zwischen 
ihnen und den Dienstboten oft Gruͤße 
gewechselt. Varnhagen nimmt in 
kalter Winterszeit Johann vom Bock 
zu sich in den Wagen; er gewinnt es nicht uͤber sich, den vornehmen Herrn 
zu spielen. Kam je eine Unregelmaͤßigkeit oder Rachlaͤssigkeit vor, so tat 
Nahel den bezeichnenden Ausspruch: „Ich glaube, es ist unnatuͤrlich, ein 
Domestik zu sein; und wir alle waͤren uͤnd taͤten wie sie, wenn wir dienten.“ 
Solche idealen Zustaͤnde zwischen Herrschaft und Dienenden waren 
aber auch damals sehr selten — wie eben ideale Dienstboten eine Seltenheit 
sind. Selbst Glaßbrenner, der doch oft fuͤr die Kuͤchensklaven eintrat, gießt 
manchmal seinen Spott uͤber sie aus, wie in folgendem Zwiegespraͤch, in dem 
allerdings auch die Hausfrauen nicht gut wegkommen. 
Frau: Aber Friederike, Du hast schon wieder den Braten anbrennen 
lassen! 
Koͤchin: Nece, Madam, der is janz alleene anjebrennt! 
Frau: Was, Du willst mich noch zum Besten haben? 
Koͤchin: Zum Besten? J davor huͤte mir der Himmel! Nec, ick spaße 
1760: Am Fenster 
lJa man. 
Frau (außer sich): Verdammtes Mensch, mach mir nich boͤse! 
Koͤchin (ganz gleichguͤltigß : Wozuden det noch. Sie scheinen mir 
schon etwas boͤfse zu sind.
	        
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