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Die Dienstboten

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

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Vor dem Museum 1860 
Amme: Ick sage Dir, was mir Kommerzienrats an die Oogen 
absehn können, das geschieht. Na un wenn se mal nich wollen 
wie ick, denn laß ick den Balg een Bisken hungern, daß er in 
eensweg brüllt — denn kriegen se die Angst und sind um den 
Finger zu wickeln. 
Jette: Das wäre soweit allens janz jut — aber als Amme 
hat man doch keene Nacht keene Ruhe nich. 
Amme: Keene Ruhe? — Ick drinke heimlich des Abends 'n 
kleenen Kümmel, der jeht jleich in die Milch; davon wird der 
Schreihals janz bedämelt un schlaft wie 'ne Ratze bis uf'n Morgen 
— natürlich ick ooch! — 
Die Dienstboten lebten eben damals noch mehr in und mit der Familie: 
Und die Familie lebte auch noch mehr mit ihnen. Man hielt sich mehr an— 
einander und machte einander kleine Freuden. Allerdings weist der Gesinde— 
belohnungsfonds darauf hin, daß auch vor hundert Jahren schon eine Ver— 
lockung zu treuem Dienst noͤtig war. 
Waͤhrend der Franzosenzeit kam es oft zu argen Mißverstaͤndnissen und 
Zusammenstoͤßen zwischen dem deutschen Dienstpersonal und den Dienern 
der franzoͤsischen Offiziere. Als ein Koch im Hause Nicolai Bindfaden ver— 
langte, ihn aber niemand verstand, griff er nach einem Beil, durch dessen 
Stiel ein Bindfaden gezogen war. Die Koͤchin floh unter Zetergeschrei zur 
Herrschaft, die Muͤhe hatte, festzustellen, daß der Franzose nur den Bind— 
faden hatte zeigen wollen. — Nicht alle Dienstboten waren so verschuͤchtert. 
Ebenso wie unter den Damen, fanden sich auch unter dem aͤrmeren Volke 
biele, die dem franzoͤsischen Sieger nicht widersteben konnten. Der Gaͤrtner 
—
	        
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