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Hosemann: Konfirmation 1859
einziges Vergnuͤgen war, ihre Schwester und deren Mann, einen armen
Schneidermeister, an Sonn- und Festtagen mit Kaffee zu bewirten. Trotz—
dem sie ein altes Reibeisen, eine richtige Zankliese geworden war, die mit
allen Dienern fortwaͤhrend in Streit geriet und dann wohl die Koͤchin, das
Hausmaͤdchen und auch das Personal der Buchhandlung zu Hilfe rief, be—
hielt man sie im Hause wie ein altes Inventarstuͤck, das man nicht vermissen
kann. Sie wurde so sonderlich, daß sie dem Diener, der bei Regenwetter
einen Gang besorgen sollte, den fuͤr die Dienstleute bestimmten Schirm ver—
veigerte. „Ach was!“ rief sie, „den Schirm kann ich Ihnen nicht geben, der
wird ja naß!“
Trotz ihrer Verschrobenheit behielt man die alte Luise vierundfuͤnfzig
Jahre in der Familie. Bei ihrem fuͤnfzigjaͤhrigen Jubilaͤum wurde eine kleine
Feier veranstaltet, wobei die Alte eine goldene Kette und ein Geldgeschenk
aus dem Gesindebelohnungsfonds erhielt.