ließ die Linden anpflanzen: die Promenade, auf der sich die Hofgesellschaft 
ebenso wie der Handwerksgeselle, der Lutheraner wie der Reformierte, der 
Jude wie der Katholik ergingen. 
Rationalistischen Einfluͤssen war Berlins Bevoͤlkerung noch oft ausgesetzt. 
Am haͤufigsten und am nachdruͤcklichsten unter Friedrich Wilhelm J. Diesem 
Begruͤnder der Heeresorganisation und des preußischen Beamtentums war 
jeder geistige Aufschwung ein Greuel. Unter ihm verfiel Berlin, das waͤhrend 
der Regierungsjahre seines Vaters schon manches Großartige gesehen, dem 
Halbdunkel eines kleinmeisterlichen Daseins, dem weder die Kunst, noch Geist 
oder Wissen, viel weniger noch Luxus oder irgendwelche Intelligenz Lichte 
gaben. 
Gaanz sonderbar muß dies nuͤchterne Leben den vielen Franzosen er⸗ 
schienen sein, die in der Stadt angesiedelt waren. Sie zaͤhlten im Jahre 1703 
nahezu an 6000 Seelen und wurden im Jahre 1724 sogar mit 8496 Koͤpfen 
Jerechnet. Sie machten also weit mehr als ein Zehntel der Bevoͤlkerung aus. 
Und unter ihnen gab's viele Wohlhabende, denn nicht alle waren mit leeren 
Haͤnden aus Frankreich gekommen. Aber nicht nur Geld und Geldeswert hatten 
sie mitgebracht, diese von religioͤser Unduldsamkeit vertriebenen Protestanten. 
In vielerlei Kuͤnsten waren sie bewandert; 1724 befanden sich allein 25 Arzte 
unter ihnen. Auch viele Juweliere, Steinschneider und Gaͤrtner lebten in 
der franzoͤsischen Kolonie. Vielfach hoch kultivierte und an eine hoͤhere Lebens— 
haltung gewoͤhnte Men— 
schen, deren Frauen ge— 
wiß enttaͤuscht waren, 
daß sie jahrzehntelang nut 
sene Athletenstuͤcke zu 
sehen bekamen, die auch 
dem wirtschaftlichen Koͤnig 
gefielen. Er tat jedenfalls 
nichtg, was auf Ge— 
schmacksverbesserung hin⸗ 
zielte. Aber mit seinem 
biederen, niederdeutschen 
Wesen, das sich im Ta— 
bakskollegium in deftigen 
Spaͤßen und Falstaffiaden 
entlud, kam er doch der 
Chodowiecki 1758: Abendunterhaltung. 
v * Friedrich Wilhelm J. war nicht der Begruͤnder dieser Tabakskollegien; schon sein 
ater hatte sie bei Hofe eingefuͤhrt, wo, nach einem Bild von Leygebe, auch Sophie Charlotte