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Die Dienstboten

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

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Dienstmädchen bei der Wäsche 1830 
Sehr gut hatten es die Dienstboten von Anno dazumal nicht. Nach der 
Gesindeordnung stand dem Hausherrn ein gelindes Zuͤchtigungsrecht zu. 
Aber auch die Dienstfrauen sollen damals nicht sparsam mit Streichen gewesen 
sein. Und wenn nur kein Blut floß, so wurde das klagende Maͤdchen von dem 
Polizeikommissar rauh und barsch abgewiesen. Und ihre Dienstleistungen 
waren um vieles schwerer als heute. Glaßbrenner schilderte im Jahre 1847 sehr 
gewissenhaft das Leben und die Arbeit eines Dienstboten, eines Maͤdchens 
fuͤr alles von Anno dazumal. Sie mußten in der Kuͤche oder irgendwo in 
einem kleinen Alkooen oder in einer winzigen Kammer schlafen, die nur zu 
oft lichtlos und so niedrig war, daß kein Mensch darin aufrecht stehen konnte. 
Den Raum, in dem sie den ganzen Tag zu arbeiten hatten, schilderte Glaß— 
brenner mit den folgenden Worten: „Gestalte dich vor mir Kuͤche! Zeige 
mir die kleinen Fenster mit den bleieingefaßten Scheiben; links das weiße 
Spind mit den Tellern und Glaͤsern, gekroͤnt mit der umfangreichen Punsch— 
bowle, rechts den großen Schlachttisch, auf dem alle Kreaturen, die genießbar 
sind und kein Testament machen, ihr Leben aushauchen. Zeige mir im 
Hintergrunde den rotgeschminkten Herd mit dem gekachelten Schachbrett, 
uͤber ihm die bedeutende Nase, welche du vom Baumeister bekommen hast, 
die alle wuͤrzigen und nicht wuͤrzigen Duͤfte einatmet und oben wieder aus— 
blaͤst; zeige mir an dieser Nase das blanke Kupfer, wie es im Bewußtsein 
deiner groͤßten Zierde spiegelt und blitzt und stolz in seinem erborgten Glanz 
auf die irdenen Toͤpfe herabschaut, die bescheiden auf jenem Brette liegen.
	        
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