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Die Damen

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

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kommenden ge⸗ 
raden Straßen. 
Die Kurfuͤrstin 
tat das nicht nur 
aus Menschen— 
liebe, um den in 
engen, dumpfen 
und schmutzigen 
Winkeln 
zusammenge— 
draͤngten Ber—⸗ 
linern etwa zu 
zeigen: Seht, 
so muͤßt ihr 
wohnen, licht, 
luftig und ge— 
sund!Sie dachte 
auch kommer—⸗ 
ziell dabei und 
ließ sich die 
Grundstuͤcke in der neuen Stadt fuͤr gutes Geld abkaufen. Sie war die erste 
Berlinische Bodenspekulantin — der wir zum mindesten gesunde Straßen 
und die schoͤnste Straße von Berlin, Unter den Linden, zu verdanken haben. 
Noch heute ist sie ein beliebter Spazierort der Berliner. Als sie gegruͤndet 
worden war, bot sie den Berlinern den ersten Promenadenweg. Sie hatten 
vorher nur den kleinen Raum im Lustgarten zwischen Schloß und Friedrichs— 
bruͤcke gehabt. Die Linden aber lockten nun die Damen aus den engen Mauern. 
Eine freiere, luftigere Zeit meldeten sie an. Sie waren ja ein Nachbild des 
buͤrgerlichen Lebens in Holland. Fruͤher mußten sie, noch im Jahre 1690, 
gegen die Verunreinigung durch Schweine geschuͤtzt werden, auch wurden 
damals erst die Dorfbrunnen aus der Mitte aller Berliner Straßen entfernt 
und die Stroh- und Schindeldaͤcher abgeschafft, aber Berlin fing doch nun an, 
aus seiner mittelalterlichen Engbruͤstigkeit zu erwachen. Die zaͤnkischen Pfaffen 
konnten das Volk nicht mehr so in Unruhe bringen, wie wenige Jahrzehnte 
zuvor. Die Berliner waren der Religionsstreite uͤberdruͤssig. Die haͤtten ja 
auch sonderbar angemutet in einer Stadt, in der damals, wie gleichzeitig in 
keiner zweiten, soviel Vertreter verschiedener Bekenntnisse beisammen wohnten. 
Das verlangte eine gewisse Toleranz und rationalistische Weltlichkeit. Und 
innerhalb dieser Tugenden schuf auch Dorothea unbewußt jene neue Stadt, 
begruͤndete sie den Zug nach dem Westen, auf dem sumpfigen Terrain und 
Pe⸗ 7Tne
	        
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