dosemann: Große Wäsche. (1860
Ei Damenleben ohne Dienstboten ist nicht denkbar. Ja, viele und gute
Dienstboten ermoͤglichen erst der Dame, ein Mensch zu sein, dem Ge—
selligkeit, Unterhaltung, Plauderei, Amuͤsements, geistiges Getaͤndel und
oielleicht auch ein wenig Sport, Anregung und Foͤrderung der kulturellen
Guͤter Zweck und Ziel des Lebens sind. Darum halte ich es auch fuͤr gerecht—
fertigt, wenn ich hier gleich von den Dienstboten erzaͤhle. Diese Schilderungen
ergaͤnzen auch manchmal die Schilderungen uͤber die Damen.
Die Damen von heute sollen nur nicht glauben, daß ihre Muͤtter, Groß—
muͤtter und deren Muͤtter und Großmuͤtter nicht unter der Dienstbotennot
zu leiden gehabt haben. In der Literatur aller Zeiten finden sich genug
Klagen uͤber die Dienstboten. Und auch die Hausfrauen aus dem Vormaͤrz
klagten lebhaft uͤber ihr Gesinde. Besonders haͤufig wurde in der zweiten
Haͤlfte des achtzehnten Jahrhunderts in Sittenschilderungen und Lustspielen
ein gerade nicht sehr schmeichelhaftes Bild von den weiblichen Dienstboten
entworfen. Untreue, Putzsucht, Pflichtvergessenheit und Undankbarkeit
wurden ihnen vorgeworfen. Eine Hausfrau meinte in der Berlinischen
Monatsschrift vom Jahre 1788: „Fuͤr die erste und schaͤdlichste Quelle des zu—
nehmenden Verderbens des Gesindes halte ich den beinahe alle Schranken
uͤbersteigenden Kleideraufwand. Sonst pflegte ich es wohl fuͤr Eigensinn zu
halten, wenn ich Hausfrauen sah, welche ihren Maͤgden diese oder jene Form
des Anzuges zu tragen untersagten — nun aber habe ich schon laͤngst zu
meinem eigenen Nachteile erfahren, daß mit Form und Schnitt die Meinung
dieser Leute von sich selbst und ihre Anspruͤche ebenfalls eine ganz andere
Gestalt gewinnen. Eine Dirne, welche die hier gebraͤuchliche Haub' und
Muͤtze mit einer Haube — oder in ihrer Sprache Dormeuse — mit Band
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