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Chodowiecki 1770: Satire auf die Ausbeutung der hilflosen Witwen.
resigniert beim Sekt und haͤlt den Tisch fest. Die Frau sucht mit flackernden
Blicken die Erfuͤllung ihrer Sehnsucht. Na — und im uͤbrigen sieht man
Waden — Waden — nichts als Waden. . . . Natuͤrlich gibts auch andere
Feste. Im Lyzeumsklub die Goethefeier. Die Damen in den echtesten
Kostuͤmen und mit Ernst bei der Sache. Alle im Zweck eines kuͤnstlerischen
Ziels. Kein laͤcherliches Gehabe mit Wohltaͤtigkeit. Es gibt auch hier schon
genug, die zum Bewußtsein kommen. Die lieber tausend Mark hingeben und
sich frei amuͤsieren mit dem einzigen Trieb des Vergnuͤgens. Solche arbeiten
wohl auch einen Tag in der Woche fleißig in einer Gesellschaft und bringen
Woͤchnerinnen bei, wie sie ihre Kinder trocken zu legen haben. Außerdem
gehen sie wohl zum Fuͤnfuhrtee in ein Modehaus. Das war neulich ganz
herrlich, ganz wunderschoͤn! Ein Schriftsteller plauderte uͤber die Mode, an
lleinen Tischen gabs Tee. Musik wurde gemacht. Und die neuesten Huͤte,
Kleider, Maͤntel und aller Tand vorgefuͤhrt. Ja, jetzt kommen doch die Damen
wieder zu ihrem Recht! Man faͤhrt nach dem Theater nicht gleich nach Hause.
Haben wir uns von einer Wiener Operette aufheitern oder von einer
nordischen Tragoͤdie erschuͤttern lassen, fahren wir ins HotelRestaurant.
Im weiten hellen Saal stoͤßt Tisch an Tisch. Weiß gedeckt mit Blumen darauf.
Auf den dicken roten Teppichen laufen die servierenden, sehr hoͤflichen Kellner
hin und her. Ein Duft von Speisen, Wein, Zigarren, Blumen, Parfuͤm und
Puder — und von schoͤn gekleideten Frauen schwebt unter den vergoldeten
Decken. Wenn die Herren auch steif sitzen — sie bewundern uns ja doch alle
und sind froh, wenn sie von ferne schoͤne Arme und Schultern durch Spitzen
sehen — oöder wenn sich mal ein großer Hut hebt und aus schoͤnen gluͤhenden