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maligen wuͤrttembergischen
Ministers Freiherrn Karl
o. Varnbuͤler, der von 1864
bis 1870 die auswaͤrtige
PolitikWuͤrttembergsleitete.
Ihre Mutter war eine ge—
borene v. Suͤßkind, Tochter
eines baronisierten bayri—
schen Hofbankiers und Geld—
wechslers. Die Graͤfin
Sascha Schlippenbach und
Frau v. Lebbin sind kinder—
los, waͤhrend die Baronin
Spitzemberg Mutter und
Großmutter ist.
Interessant ist, was
Fedor von Zobeltitz von der
Berliner Aristokratin erzaͤhlt:
„Nur im hoͤfischen Leben
spielt unser Adel noch eine
traditionelle Rolle, und da
der Hof in Berlin residiert,
wuͤrde hier die „Berliner
Aristokratin“ anfangen. Auf
Namensnennungen verzichte
ich. Dem Hofstaat der Kaiserin steht die Oberhofmeisterin vor: eine
wuͤrdige alte Dame, seit dreißig Jahren Witwe, ihrer Herrin treu
und in inniger Freundschaft ergeben. Dann folgen acht Palastdamen,
meist die Gattinnen der hohen Hofchargen, des Oberstkaͤmmerers,
Oberstmarschalls, Oberhofmarschalls usw., hierauf die Hofstaatsdamen
und zwei Hofdamen. Alle diese Damen werden vor der Offent—
lichkeit meist nur in Gegenwart der Kaiserin sichtbar, und so ist es auch bei
den weiblichen Hofstaaten der Kronprinzessin und der uͤbrigen Prinzessinnen.
Natuͤrlich haben sie ihre Empfangstage, die auch von einigen Zeitungen
regelmaͤßig angekuͤndigt werden, und ihre Haͤuser erfreuen sich regen Verkehrs.
Aber das große Publikum merkt davon nichts: der Hof ist noch immer der
einzige Zirkel der Berliner Aristokratie, der auf eine gewisse Exklusivitaͤt haͤlt.
Nur in Fragen der Wohltaͤtigkeit steigt auch der von seiner Hoͤhe. Und
das muß betont werden: die Berliner Aristokratie tut ungeheuer viel fuͤr
gute Zwecke. Die großen Wohltaͤtigkeitsfeste des Winters haͤufen sich zuweilen
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Robert Breyer: Dame in Weiß