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Die Damen

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

Dosoett der. —— 
* 
Stridbeck: Klosterkirche 1690 
kleinen Stadt aber wird es nur wenig Damen gegeben haben. Die meisten 
oielleicht am Hof der Sophie Charlotte, die draußen im Charlottenburger 
Schloß* ihre philosophischen Zirkel hielt und im Stadtschloß allerlei Theater— 
stuͤcke spielte, trotzdem die unduldsamen Pfaffen dagegen eiferten. Mit diesem 
unerschrockenen weltlichen Sinn kam sie denn wohl dem Charakter der Ein— 
wohner entgegen, die nun auch unter sich eifrig Theater spielten, nachdem 
sie vorher allerlei durchziehende Wandertruppen, Gaukler und Taschenspieler 
gesehen hatten, unter denen Veltheim, der schon Molieresche Stuͤcke spielte, 
der Bedeutendste war. Auch den Doktor Faustus hatte ihnen 1703 Scio vor— 
gefuͤhrt, und die Juden waren nicht minder eifrig im Komoͤdiespiel gewesen, 
waren aber dafuͤr bestraft worden, weil sie an christlichen Feiertagen gespielt. 
Zu all diesen theatralischen Vorfuͤhrungen kamen noch seit 1706 italienische 
Opern und franzoͤsische Komoͤdien. Es muß eine schaulustige, vergnuͤgliche 
Zeit vor zweihundert Jahren gewesen sein! ... 
Sophie Charlotte, die fuͤr soviel Spiel sorgte, hat sicher Pate gestanden 
an der Wiege der Berlinerin. Sie soll kurz vor ihrem Tode gesagt haben: 
1696 von Schluͤter erbaut, von dem auch das herrliche Standbild des Großen Kur— 
fuͤrsten stammt und der leider von dem intriganten Eosander von Goethe vom Bau des 
Koͤniglichen Schlosses in Berlin verdraͤngt wurde.
	        
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