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Die Damen

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

215 — 
ein wenig an der oͤffentlichen lo— 
benden Erwaͤhnung ihres Namens. 
Denn so ganz frei von Eitel— 
keiten ist sie nicht. Sie hoͤrt es 
gern, wenn man sagt, diese und 
iene gesetzliche Verbesserung haͤtten 
wir ihr und ihrer rastlosen Taͤtig⸗ 
keit zu verdanken und es sei be— 
wunderungswuͤrdig, was sie alles 
leiste und erreiche und wie sie bei 
ihren tausend Interessen soviel 
Energie aufbringe, ihre Wuͤnsche 
und Thesen durchzusetzen. Ja, 
sie zeigt wohl auch voll Stolz und 
Befriedigung die Werke von be— 
kannten Autoren und beruͤhmten 
Wissenschaftlern, in denen die 
Autoren eine eigenhaͤndige sehr 
verbindliche Widmung einge— 
schrieben haben. Sie beansprucht 
auch ihr Teil von dem Erfolge 
der Beruͤhmtheiten. 
„Ja,“ sagt sie, „habe ich nicht 
allen Leuten von ihm vorge— 
schwaͤrnt? Und habe ich nicht 
dem Redakteur gesagt, er muͤsse 
oiel schreiben uͤber den Vortrag, 
der naͤchstens statttinde? Wenn 
ich das nicht gesagt haͤtte, waͤre 
pielleicht eine kleine Notiz ge— 
kommen, die kein Mensch beachtet 
haͤtte. Im Auto noch fragte er 
mich, was soll ich nur schreiben? Viel, viel! sagte ich. Uber den Mann 
koͤnnen Sie nie genug schreiben. — Na — und der Artikel hat doch auch 
geholfen. Wenn ich nun nicht geredet haͤtte?!“ 
Die Dame hat tatsaͤchlich nicht genug Zeit, um alle Visiten in ihrer 
Wohnung abzumachen. Oft genug kommen ihre Assistenten — wie sie alle 
die Redakteure, Schriftsteller, Assessoren, Doktoren und andern Leute nennt, 
die bei ihr verkehren — zu ihr; eine Autodroschke haͤlt schon vor dem Hause 
im Tiergartenviertel und die Dame erwartet oben den Besuch, vollkommen
	        
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