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ein wenig an der oͤffentlichen lo—
benden Erwaͤhnung ihres Namens.
Denn so ganz frei von Eitel—
keiten ist sie nicht. Sie hoͤrt es
gern, wenn man sagt, diese und
iene gesetzliche Verbesserung haͤtten
wir ihr und ihrer rastlosen Taͤtig⸗
keit zu verdanken und es sei be—
wunderungswuͤrdig, was sie alles
leiste und erreiche und wie sie bei
ihren tausend Interessen soviel
Energie aufbringe, ihre Wuͤnsche
und Thesen durchzusetzen. Ja,
sie zeigt wohl auch voll Stolz und
Befriedigung die Werke von be—
kannten Autoren und beruͤhmten
Wissenschaftlern, in denen die
Autoren eine eigenhaͤndige sehr
verbindliche Widmung einge—
schrieben haben. Sie beansprucht
auch ihr Teil von dem Erfolge
der Beruͤhmtheiten.
„Ja,“ sagt sie, „habe ich nicht
allen Leuten von ihm vorge—
schwaͤrnt? Und habe ich nicht
dem Redakteur gesagt, er muͤsse
oiel schreiben uͤber den Vortrag,
der naͤchstens statttinde? Wenn
ich das nicht gesagt haͤtte, waͤre
pielleicht eine kleine Notiz ge—
kommen, die kein Mensch beachtet
haͤtte. Im Auto noch fragte er
mich, was soll ich nur schreiben? Viel, viel! sagte ich. Uber den Mann
koͤnnen Sie nie genug schreiben. — Na — und der Artikel hat doch auch
geholfen. Wenn ich nun nicht geredet haͤtte?!“
Die Dame hat tatsaͤchlich nicht genug Zeit, um alle Visiten in ihrer
Wohnung abzumachen. Oft genug kommen ihre Assistenten — wie sie alle
die Redakteure, Schriftsteller, Assessoren, Doktoren und andern Leute nennt,
die bei ihr verkehren — zu ihr; eine Autodroschke haͤlt schon vor dem Hause
im Tiergartenviertel und die Dame erwartet oben den Besuch, vollkommen