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aufgeputzt wie eine
spanische Kitsch⸗
prinzessin der Re—
naissance, mit großen
Glasdiademen und
Riesentalmischmuck,
mit Draperien von
Seide und Posa—
menten, so werden
Kuͤnstlerinnen wie
die Durieux sich
nicht mehr auf
solchen kulturlosen
Entgleisungen er—
tappen lassen. Auch
hier erfreut eine
kuͤnstlerische Wahr—
haftigkeit, die doch
nicht ohne Glanz
und Pracht bleibt.
Eher koͤnnte man
den Direktor der
Kammerspiele und
des Deutschen The—
aters ermahnen,
nicht nur das Bild
der Stuͤcke, sondern
auch ihren Sinn
gruͤndlich und mit
leidenschaftlicher
Liebe auszustatten.
Wirkt er doch auf
gut gepfluͤgtem Boden. In den Jahrzehnten der Entartung brachte hier
der alte L'Arronge praͤchtige Klassikerauffuͤhrungen heraus mit Kainz,
Adolf Muͤller, Nissen und der Sorma, die nicht vergessen werden duͤrfen.
Und Brahm haͤtte hier seine glaͤnzenden Erfolge mit Ibsen und Hauptmann.
Auch das darf nicht vergessen werden.
Der Typus der neuen Dame unserer Zeit hat sich nun vollendet. Sie
ist weder allein matronenhafte, moralische Vereinsdame noch Modepuͤppchen,
weder Familienmutter noch Weltdame, weder Blaustrumpf noch aͤtherische
Else Lehmann als Rose Bernd.