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Die Damen

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

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Das Ideal der jungen Damen in den siebziger und achtziger Jahren 
des 19. Jahrhunderts aber war natuͤrlich Bismarck — Bismarck, der erfolgreiche, 
ruͤcksichtslose und entschlossene Mann. An den parlamentarischen Abenden, 
die er in dem vornehmen, feudalen Reichskanzlerpalais gab, umschwaͤrmte 
ihn oft ein Kreis von schoͤnen jungen Frauen. Und waͤhrend die buͤrgerlichen 
Kreise mehr fuͤr eine politische Befreiung der Frau kaͤmpften, beteiligten sich 
die Damen auf ihre Weise an der Politik: sie diplomatisierten und intrigierten. 
Walter Leistikow: Grunewaldsee. 
Sie maßten sich einen politischen Einfluß an, ohne fuͤr eine Beteiligung der 
Frau am politischen Leben offen einzutreten. Sie verschafften sich indirekt 
einen Einfluß ganz so, wie heute noch. — Bei der schoͤnen Graͤfin 
Waldersee traf der Hofprediger und Agitator Stoͤcker mit dem Prinzen 
Wilhelm, dem spaͤteren Wilhelm II. zusammen, dem er seine christlich-sozialen 
Ideen vortrug und uͤbermittelte 
Und dabei gibt es unter diesen Exklusiven noch Damen, die entruͤstet 
sind, wenn der Sohn einer altadligen Familie eine „Namenlose“ heiratet. 
Aber solche Kreise werden immer seltener. Es gibt hier schon vielen neutralen 
Boden, auf dem sich die verschiedensten Elemente treffen. Wenigstens kommen 
sich die Frauen hier und da durch die Vereinswohltaͤtigkeit nahe. Die simple
	        
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