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Keine andere Stadt der Welt hat ein solches Viertel architektonischer Werte
und Reize aus jener Zeit. Leider wird es noch zu wenig beachtet. Und die
Berliner werden es wieder einmal erst dann zu schaͤtzen wissen, wenn nur
noch armselige und kuͤmmerliche Überbleibsel von einem vergangenen Reich—
tum uͤbrig sind..
In diesem Viertel wohnten die, schoͤnen Frauen jener Epoche —
meist allerdings nur zur Sommerfrische. Die Stadt hoͤrte noch immer
am Brandenburger Tor auf. Alle alten Herren sind heute noch einig,
Ad. Menzel: Etablissement Moritzhof (Tiergartenstraße) 1862.
daß in den vierziger Jahren Charlotte von Hagen mit ihrer Schwester
Auguste und die Stich-Crelinger mit ihren beiden Toͤchtern die schoͤnsten
Berlinerinnen waren. Wenn sie zusammen spazieren gingen, sahen sie
aus wie drei Schwestern. Trotzdem ihnen das Herz der Berliner
gehoͤrte, entruͤsteten sie sich doch, als uͤber die Mama das Geruͤcht in
Umlauf kam, sie habe einem jungen Offizier ihre Gunst geschenkt. —
Kurt Aram berichtete neulich sehr huͤbsch, was ihm alte Herren am Fruͤh—
schoppentisch von den schoͤnen Frauen Berlins erzaͤhlt haben: „Waren die
schoͤnsten Frauen Berlins in den vierziger Jahren dunkelhaarig und dunkel—
zugig, so war die Schoͤnheit der fuͤnfziger Jahre, die Viereck, mehr bruͤnett.