Path:
Die Damen

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

182 
Lebenshaltung — aller— 
dings nicht immer aus 
geistvoller Verachtung 
der Außerlichkeiten, son— 
dern nur zu oft aus 
Mangel an Mitteln. Wo 
er es konnte, umgab er 
sich gern mit aller denk— 
baren Pracht. Auf den 
Festen am neuen Kaiser— 
hofe erschienen die 
Damen der Aristokratie 
gern im hoͤchsten Prunk. 
Menzel hat jedenfalls 
diesen Eindruck mit 
seinen scharfen Maler— 
augen aufgefangen und 
oft wiedergegeben. Der 
Prunk der adligen 
Damen unter WilhelmJ. 
gab den luxurioͤsesten 
Zeitaltern nichts nach. 
Siege und Auufstieg 
hatten ja auch genug 
Reichtum gebracht. Und 
die Damen benutzten 
die Gelegenheit, ihn zu 
zeigen. Nicht immer 
waren sie geschmackvoll 
genug. Waren sie zu 
rasch reich geworden — oder lag die Protzerei in der Luft —, war die 
Entwicklung jaͤh unterbrochen worden — oder war die Produktion zu 
ploͤtzlich in ganz neue Bahnen hinuͤbergegangen —, viele Damen 
paßten sich nicht den neuen Formen an und bemuͤhten sich nicht um 
Geschmack und Kultur. Das war damals, als die Kaiserin Eugenie einem 
gefaͤhrlichen Protektionswesen in die Tuilerien Eingang verschaffte und 
schluͤpfrige Spiele und Gesaͤnge duldete. Die Diplomatie und fast die ge— 
samte vornehme Welt Europas erfreute sich an schwuͤlen erotischen Bilder— 
serien. Die schoͤnen jungen Damen ließen sich von ihren Freunden die ge— 
wagtesten Blaͤtter schenken und sammelten sie. Die vornehme Welt war von
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.