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Die Damen

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

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lin die Konditorei der Damen. Alt, jung, huͤbsch und haͤßlich, Frauen und 
Maͤdchen, aber selten ein Mann verkehrten dort. Wer in die Damenkonditorei 
kam, wurde spoͤttisch als Eindringling betrachtet und durch ein boshaftes 
Kichern hinausgejagt. 
Nachmittags machten die Damen wohl eine Promenade in der Tier— 
gartenstraße, wo sie sich vom Diener den Schal nachtragen ließen. Oder 
sie machten an schoͤnen Tagen eine Ausfahrt nach Charlottenburg zum tuͤr— 
kischen Zelt oder zu Muskows Kaffeegarten. Zu solchen Fahrten waren 1837 
zweispaͤnnige Fiaker eingefuͤhrt worden, die sich aber nicht lange halten 
konnten. Die hohe Aristokratie, die Gesandtschaften und die Großbourgoisie, 
die in der Wilhelmstraße und Unter den Linden wohnten, hielten sich eigene 
Gespanne. Und die Fabrikanten und Kaufleute, die in der Koͤnigstadt und 
in der Luisenstadt wohnten, fuhren mit ihren Lastpferden in eigenen Kutschen 
spazieren oder benutzten auch, wie der ganze Mittelstand, die Torwagen 
und Kremserfuhrwerke (S. 69, 89), wenn sie nach Charlottenburg, Schoͤne— 
berg oder Friedrichs— 
felde hinauswollten, 
die im Vormaͤrz noch 
huͤbsche idyllische Doͤr⸗ 
fer waren. Bei schlech⸗ 
terem Wetter ging's 
oft ins Theater, das 
noch viel fruͤher be— 
gann als heute. Und 
nach dem Theater 
gingen die Damen in 
die Salons — zur 
Rahel oder andern 
geistvollen Persoͤnlich⸗ 
keiten, wo haͤufig bis 
nach Mitternacht ge— 
plaudert, musiziert 
ind gestritten wurde. 
Auf oͤffentlichen 
Festen zeigte sich die 
ovornehme Welt fast 
nie. In den Schriften 
des Vereins fuͤr die 
Geschichte Berlins, 
Heft 35, wird aller⸗ 
Hosemann 1880: Besuch im Alelier.
	        
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