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unterhaͤlt. Vor 1813 hatte das Un—
gluͤck die Berliner gluͤcklich gemacht,
seitdem die Staatskassen richtig
zahlen und die Orden fliegen, sind
sie die alten und noch schlimmer wie
vor 1806.“
Keine andere Zeit hatte soviel
spielerischen Kleinkram fuͤr die Damen
bereit, wie das Biedermeier. Eine
Unmenge von zierlichen Geschenk—
artikeln wurde damals fabriziert.
Die Damennaͤhtische und Schreib—
sekretaͤre waren mit allen erdenk—
lichen Luxusgegenstaͤnden vollgestopft.
Whistkarten, so klein, wie wenn sie
fuͤr Puppen bestimmt waͤren, in fein
ziseliertem Silberschaͤchtelchen. Sil—
berne Naͤhbestecke in Zwergformat,
fein graviert und mit Edelsteinen be—
setzt, in zierlichem Lederetuis. Nied—
liche Haͤuschen aus Zitronenholz
mit Intarsien oder Silberbeschlaͤgen
oͤffneten unter einem leichten Finger—
druck sechs oder acht Tuͤren und boten bei einer lieblichen Spieldosenmusik
verschiedene Parfuͤms in fein geschliffenen vergoldeten Flakons. In dem
Berlin von damals, das nach den Kriegen noch nicht zweihunderttausend
Menschen bewohnten, das sich aber in den Jahrzehnten vor der Revolution
verdoppelte, gab es schon mehrere Luxuslaͤden, in denen die Herren
Aufmerksamkeiten fuͤr ihre Damen kaufen konnten. Dosen, Necessaires,
Schnallen, Bonbonnieren, Flakons, Regenmaͤntel, Reise- und Badekappen,
Geldschatuͤllen, englische Sattel- und Reitzeuge, Pariser Schuhe, elegante
Silber- und Goldwaren, Stahlwaren, Schnallen, Scheren und viele
andere Gegenstaͤnde und Gebrauchsartikel fuͤr elegante Damen. Alle diese
Sachen und Saͤchelchen waren mit einem koͤstlichen Geschmack und einer
feinen formvollen Empfindung ausgestattet. Die Kraͤfte, die heute von
der Technik, vom Verkehrswesen und anderen Organisationen des modernen
Lebens aufgebraucht werden, konnten sich den ausschmuͤckenden Kleinig—
keiten des Alltags widmen. Auch war die gute Handwerkstradition noch
lebendig. Zwischen Kleinkunst und Kaͤufer hatte sich noch nicht die Maschine
und die Technik gedraͤngt. Viel Interesse wurde den Gluͤckwuͤnschen