149 —
den Entwuͤrfen zu den Parkanlagen in Glienicke und Babelsberg, deren Plaͤne
in ihrem Beisein in ruhigen Abendstunden entstanden. Ihr und ihren Anre⸗
gungen haben wir manche praͤchtige Parklandschaft bei Potsdam zu verdan—
ken. Sie schuͤtzte den Charakter der alten Saͤle und Gemaͤcher in den Koͤnigs—
schloͤssern, besonders in Sanssouci. Sie las nicht umsonst die vornehmste
Literatur aller modernen Sprachen, Geschichtswerke, Biographien und
Briefsammlungen, verkehrte mit Gewinn mit allen Groͤßen der Stadt, mit
Humboldt, Tieck, Ranke, Ludwig Gerlach, Marcus, Schelling, Rauch,
Cornelius, Schinkel, Stuͤler und anderen. — Ihre gepflegte Kultur kam uͤberall
zum Vorschein. Waͤhrend der Maͤrzereignisse beschwichtigte sie die beaͤngsti—
gende Erregung ihres Gatten und behielt immer die Fassung. Wo der Koͤnig
zu phantastisch war, verschaffte sie der Realitaͤt ihr Recht. Wenn er jaͤh—
zornig aufbrauste, sah sie an ihm vorbei und sagte: „Ich suche den Koͤnig!“
Die Kinderlosigkeit, zu der sie verurteilt war, fuͤhrte sie dazu, Kinderbewahr—
anstalten zu gruͤnden nach dem Muster
oon Wadzeck, der die erste 1822 er—
richtet hatte. Unter ihrer Obhut stan—
den schließlich achtzehn solche An—
stalten, fuͤr die fie jaͤhrlich 60 000
Taler gab.
So schuf sie die Tradition jener
Organisation der Wohltaͤtigkeit, die
—D——
Damen, und besonders von denen des
Hofes gepflegt wird. So gab sie
dem Damenleben einen Inhalt und
eine Entschuldigung fuͤr das dekora—
tive, aristokratische Dasein, das nun
eine moderne Berechtigung erhielt
und zugleich in Konflikte geriet.
Wirkliche Christlichkeit und damen—
hafter Glanz vereinen sich schlecht.
Wer am Tage Armensuppen austeilt,
wird oft abends die Brillanten im
Haar schwer wie Traͤnen tragen.
Nicht alle Berliner Damen jener
Tage waren so reich an Lebens—
moͤglichkeit wie die Koͤnigin Elisabeth,
deren Mann so traurig endete und die
Ruͤckerts: „O, wie liegt so weit, was
Charlotte von Hagn.