Schadow: „Na, darum keine Feindschaft nicht!“ (Einladung zu einem Künstlerfest.) 
konnte sich zur ersten Gesellschaft zaͤhlen. — In den vierziger Jahren 
waren uͤbrigens Hof und Diplomatie nicht das gleiche. Der Hof trat oft 
ohne jede Praͤtention auf. Wer sich gesellschaftlich benehmen konnte, 
brauchte nicht hohe Wechsel nachzuweisen. Die jungen Herren kannten 
noch keine so luxurioͤse und komfortable Lebensweise wie heute. Wenn 
sie einen anstaͤndigen Rock besaßen, konnten sie sich uͤberall sehen lassen. Sie 
wurden in die vornehmen Familien hineingezogen und erhielten Anregung 
von allen Seiten. Heute gibt es nicht mehr diese familiaͤre Geselligkeit in 
Berlin, die so bildend und erziehend und formend auf die jungen 
Menschen wirkte. 
Selbst der Hof hatte damals etwas Familiaͤres an sich. Bei dem bekannten 
Museumsdirektor von Olfers wurde Theater gespielt, an dem sich der Koͤnig, 
die Prinzen und allerlei junge Leute beteiligten. Keiner fragte: Hast du 
was? Bist du was? Viele Vornehmen hatten auch in den Kriegen ihr Geld 
oerloren oder hatten uͤberschuldete Guͤter. So kam es, daß damals der Besitz 
nicht die Exklusivitaͤt ausmachte. 
Eine Fuͤlle von Lieblichkeit, Lebensfreude und Geschmack muß das 
vormaͤrzliche Berlin gehabt haben. Die Wunden der Napoleonischen Kriege 
schmerzten noch. Die allgemeine wirtschaftliche Depression noͤtigte selbst 
die hoͤheren Kreise zu einer schlichten buͤrgerlichen Lebensfuͤhrung. Die 
klassische Bauweise kam dem Beduͤrfnis nach vornehmer und doch buͤrger— 
licher Repraͤsentation entgegen. Das Buͤrgertum fing an, sich zu entwickeln 
und beguͤnstigte alle diese Stroͤmungen. So konnte sich denn das Berlinertum 
auch in einem einfachen, aber sehr anheimelnden und vornehmen Baustil 
auspraͤgen, von dem wir leider nur noch wenige Denkmale besitzen. (Siehe 
S. 93, 118, 121 u. a. Ansichten.) Aber diese Denkmale weisen eine 
bewundernswerte Einheitlichkeit auf, eine Einheitlichkeit, die das ganze 
Leben von damals durchzog, als der alte Schadow noch anzuͤgliche 
Karikaturen zeichnete, als Schinkel das Schauspielhaus baute, als