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Die Damen

Full text: Sittengeschichte Berlins / Ostwald, Hans (Public Domain)

Luise Mühlbach 
Gruͤßendes Neigen, 
Tonloses Summen, 
Verlegenes Schweigen, 
Sproͤdes Verstummen. 
Ein laulich Gebraͤue 
Mit Zucker und Sahne, 
Und immer auf's neue 
Die schwache Tisane, 
Und Kuchen und Backwerk 
Und Backwerk und Torte; 
Man oͤffnet zum Hackwerk 
Das Vianoforte. 
Nun trillern und stuͤmpern 
Die Virtuosen. 
Und Tassen klimpern 
Und Diener tosen. 
Es fluͤstern und zischen 
Die Frau'n unersaͤttlich 
Und rufen dazwischen: 
Ah, bravo! Wie goͤttlich 
Es werden die Zimmer 
Stets heißer und enger 
Und immer und immer 
Die Weile laͤnger ... 
Neben der Hofdame Paalzow besaß die Gunst der literarischen Mode 
die Graͤfin Ida Hahn-Hahn, die Tochter des mecklenburgischen Grafen, der sich 
durch seine Theaternarrheit ruiniert hatte. Sie war exzentrischer, junker— 
licher als die Paalzow, die fuͤr die kultioierte Hofaristokratie schrieb. Die 
Graͤfin haßte den Hof ebenso wie die buͤrgerliche Kanaille. Wie kam das 
Buͤrgertum dazu, reich zu werden! Und der Hof hatte die Aristokratie 
ruiniert und beiseite gelassen! Sie schrieb, um sich Luft zu machen. Auch 
griff sie die Ehe an, die nur die Weiber einem „Herrn“ unterwerfe. 
So nannte sie denn die Paalzow eine Kammerjungfer der Aristokratie. 
In ihren Werken mischte sich feudale Manier mit den Anschauungen des
	        
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