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in solch taͤtiger Weise ein, daß ihre Freunde fuͤr sie fuͤrchteten. Sie schrieb an
den Kronprinzen von Bayern und will von ihm das Glas erhalten haben,
aus dem er auf das Wohl der Tiroler getrunken, und seine Kokarde als Ehren—
pfand, daß er jeder Ungerechtigkeit, jeder Grausamkeit steuern wolle.
In einer Teecgesellschaft war sie die erste und versteckte sich hinter dem
Ofenschirm. Die andern schmaͤhlten sie wegen ihres Ausbleibens und wegen
anderer Sachen. Da trat sie vor und sagte: „Ja, ich bin eine abscheuliche
Person, aber ich will mich bessern“.
Sie wollte den Koͤnig, dessen gute Absichten dem Geist der Zeit wider—
sprachen, aus dem Kreis der geistesarmen Froͤmmler und Feudalgesinnten
retten. Sie sah, wie Tausende damals nach Licht und Freiheit draͤngten,
glaubte an die schoͤpferische Macht der Persoͤnlichkeit und hoffte auf den
koͤniglichen Helden, der die Kraͤfte Deutschlands zu gemeinsamem Wirken ver—
binde zum Wohle der Gesamtheit.
In der Cholerazeit 1831 pflegte sie die Kranken. In ihrem Buch (d. B.
g. d. K.) verlangte sie, die Reichen sollten ihre Lurushaͤuser und Gaͤrten zu
Wohnungen und Feldern
fuͤr Arme hergeben.
Das war allerdings
unverzeihlich phantastisch
und romantisch. Eine
zluͤhendere, menschlichere
Romantik, als sie der am
Hofe und in der Gesell—
schaft uͤber das Maß ver—
ehrten Schriftstellerin
Henriette Paalzow eigen
war, die in ihren Ritter—
romanen dem Feudalis—
mus einen Goͤttersaal er—
baute. Sie beherrschte
iahrzehntelang die Mode
der Damenlektuͤre. Bei
jeder großen Hoffestlichkeit
erschien auch sie immer
vofmaͤßig, Hofdame. Der
Koͤnig sagte ihr, wie
Schmidt-Weißenfels er—⸗
zͤhlt, stets einige schmei—
chelhafte Worte, die sie
Franz Krüger: Kaiserin Augusta als Prinzessin.