der Zunft in die Haͤnde geben, sondern
unentweiht auch auf eine romantische
Art in die Welt senden, beschaͤftigte sie
sich am Ende ihres Lebens selbst mit der
Herausgabe der Gesamtwerke ihres ver—
storbenen Gatten in eigenem Verlag.
Sie scheute sich nicht, den Kampf mit
der sie anklagenden Buchhaͤndlerkor—
korporation zu bestehen; sie bezahlte die
Geldbuße, zu der sie verurteilt wurde,
weil sie mit Buͤchern handelte; aber sie
raͤchte sich damit, daß sie Buchhaͤndler
wurde und dann die Firma „von Ar—
nims Verlag“ gruͤndete.
Sie schuͤttelte Briefe aus dem
Armel, gab das Beste in Reden und
Briefen, erwartete rauschenden Beifall
von denen, zu denen sie sprach und
wollte unmittelbar wirken. Der brutale Widerstand der rauhen Wirklichkeit
schreckte sie, sic fluͤchtete in das Reich der Phantasie, wo ihre Hoffnungen
leichter zu ungestoͤrten Gebilden wurden. Trotz weiblicher Gefallsucht besaß
sie eine fast maͤnnliche Entschiedenheit. Sie war und blieb stets frei, unab—
haͤngig und gaͤnzlich unaristokratisch in Rede und Tun und allen Bedraͤngten
und Bedruͤckten eine unerschrockene, nimmermuͤde Fuͤrsprecherin. Trotzdem
sie jahrzehntelang der aristokratischen Gesellschaft angehoͤrte, wurde sie ein
immer lauterer Anwalt freiheitlicher Forderungen. Im Jahre 1840 trat
sie fuͤr die Berufung der Bruͤder Grimm ein, die in Goͤttingen ihrer Professur
beraubt worden waren. Sie sagte einmal: Ein guter Koͤnig muͤsse sich selber
uͤberall Schach bieten, und ein richtiger Koͤnig muͤsse sagen koͤnnen: „Ich will
mich geirrt haben“. Nach Varnhagen forderte sie in einem Brief an Friedrich
Wilhelm JIV. die Konstitution. Sie erklaͤrte in ihrem Werke: Dies „Buch
gehoͤrt dem Koͤnig“ die Hofleute und die Bureaukraten fuͤr die schlimmste Gefahr
nicht bloß gegen die Freiheit des Volkes, sondern auch gegen die Selbstaͤndig⸗
keit der Herrscher. „Ihr Zusammenhalten, ihr strammes Verweilen beim
Koͤnig, ihr Zuruͤckschieben des Volkes, das ist die große „Larifariverschwoͤrung“.
Sie wirkte auch gern auf juͤngere Leute ein, so auf A. Stahr. Gegen die
Religion hatte sie nichts, aber gegen Prediger und Inquisition, gegen die
im Namen der Religion veruͤbten Greuel, gegen das Außerliche, das das
Innerliche der Religion uͤberwuchert. Sie verlangte vom Staat, daß er
die Armen, Elenden und Unwissenden nicht strafe, sondern durch Erziehung
Sophie Löwe.